Der "Knaller" vom Bauernhof: Wie Jannik die Ernte aufmischt
Ennepe-Ruhr-Kreis | Landwirtschaft
Stand: 20.10.2024, 09:29 Uhr
Der elfjährige Jannik aus Breckerfeld hat ein Ziel: Er möchte später Landwirt werden. Dafür gibt er jetzt schon alles. Wie ihn eine ungewöhnliche Freundschaft seinem Ziel näher bringt.
Von David Peters
Jannik steht in seiner grünen Arbeitshose auf dem halb geernteten Acker und reißt einen Maiskolben von einer Pflanze. Er schält ihn, zerbricht den goldgelben Kolben und knibbelt ein paar Körner ab. Er steckt sich eines zwischen die Zähne, kurz darauf knackt es laut. "Ja, ich bin zufrieden. Ist schick, gut durchgereift. Pflanzen stehen auch schön. Es ist dieses Jahr echt ein guter Mais", sagt er. Jannik klingt wie ein routinierter Landwirt. Dabei ist das weder sein Feld, noch seine Ernte. Er wird auch nicht bezahlt. Schließlich ist der Elfjährige noch Jahre davon entfernt, überhaupt eine Ausbildung als Landwirt anzufangen. Was macht er also da auf dem Feld?
Die meisten Kinder wollen Feuerwehrleute werden, Polizisten, Tierärzte oder Piloten. Manche auch Astronaut oder Profi-Fußballer. Jannik kann mit diesen Berufswünschen nichts anfangen. Der Elfjährige aus Breckerfeld hat eine andere, sehr konkrete Vorstellung von seiner Zukunft. Er will Bauer werden und später auf einem der 33.570 landwirtschaftlichen Betriebe durchstarten, die es laut Statistischem Landesamt in NRW gibt.
Breckerfeld: Eine ungewöhnliche Freundschaft
Deshalb hilft er schon jetzt auf dem Hof von Christian Abel in Breckerfeld. In der Zwischenzeit sind beide richtige Freunde geworden. "Der Jannik ist ne' Marke, das ist echt ein Knaller", sagt Abel über den Elfjährigen. Doch wie kam es überhaupt zur ungewöhnlichen Freundschaft? "Jannik kommt aus der Nachbarschaft und mit acht, neun Jahren, fing es das erste Mal an, dass er bei uns auf'm Hof war", erzählt der Landwirt weiter. "Bei ihm ist das so ein Landwirtschafts-Gen, weil sein Opa früher Landwirtschaft hatte. Der kann schon gut mit anpacken."
Auf Abels Hof läuft gerade die Maisernte. Und Jannik kennt schon jeden Schritt, um aus Mais Silage, also Silofutter, für die Kühe zu machen. Der Biss auf eines der Maiskörner war Teil seiner Qualitätskontrolle.
Ein Elfjähriger mit klarem Ziel
Anschließend wird der Mais gehäckselt. Mit dem gehäckselten Mais geht es dann zum Silo auf dem Hof. "Das hier ist jetzt die geschrotete Maispflanze", sagt Jannik und hält eine Hand davon vor sich. Er zupft einzelne Teile davon heraus und erklärt: "Hier können wir jetzt zum Beispiel das Maiskorn erkennen, dann ein bisschen vom Stängel und Blätter." Jannik ist mit seinen Erklärungen zur Silage kaum zu bremsen. Doch da taucht plötzlich ein Problem auf.
Jannik hat bei der Maisernte alles im Blick
Der Trecker, der die Luft aus der Silage pressen soll und dafür immer wieder über den gehäckselten Mais fährt, hat ein Loch in die abdeckende Plane gerissen. "Das kann er ja, genau, das kann er, Plane kaputt fahren", ruft Jannik. Den Schnack auf dem Bauernhof hat er zweifelsohne drauf. Mit dem Loch würde die Silage schimmeln und wäre unbrauchbar. Jannik reinigt die Stelle und dichtet sie mit Klebefolie wieder ab. "Ist halt nicht schön, aber machst du nichts gegen", meint er. Alles wieder in Ordnung.
Zuhause bei Jannik hängen inzwischen sogar einige Medaillen und Urkunden, die er für seine Arbeit auf dem Hof bekommen hat. Zusammen mit Christian Abel hat er an Züchterwettbewerben teilgenommen. "Da führt man sein Tier von der schönsten Seite vor", erklärt Jannik. Offensichtlich mit Erfolg: "Ich hab mich stolz wie Bolle gefühlt. Das ist unvorstellbar." Die Anfänge auf dem Weg zum Traumberuf von Jannik sind gemacht.