Das Weiertor in neuem Glanz
00:22 Min.. Verfügbar bis 30.10.2026.
Weiertor in Zülpich: Wie Karnevalisten ein Millionenprojekt stemmten
Stand: 30.10.2024, 13:35 Uhr
80 Jahre nach seiner Zerstörung ist das Weiertor in Zülpich endlich wieder vollständig aufgebaut. Wie ein Karnevalsverein dafür gekämpft hat.
Von Marc-Andre Schröter
"Hier hoch kommt eigentlich keiner", sagt Oliver Hohn, klappt eine lange Stahlleiter aus und steigt die Stufen hinauf. Auf dem neu gebauten Hauptturm des Weiertors genießt er einen Moment der Ruhe. Zwischen den Zinnen aus rotem Backstein blickt er in die Ferne. Fast vier Jahre lang hat Hohn ehrenamtlich den Wiederaufbau des Weiertors geleitet. "Begonnen hat damals alles mit einem großen Traum und ein paar Skizzen. Dass ich jetzt hier oben stehen kann, ist unglaublich schön", sagt der 47-Jährige.
Hohn ist eigentlich Finanzberater und in seiner Freizeit Mitglied der Hovener Jungkarnevalisten. Einige Meter unter der Plattform, im Treppenhaus des Turms, hängen seine Kameraden gerade eine Bildergalerie auf. Sie soll die Geschichte des Weiertors erzählen.
Aus der Skizze wurde Realität: Oliver Hohn hat einen weiten Weg hinter sich
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Im Mittelalter war das Weiertor eines von vier Stadttoren. Bei einem Bombenangriff 1944 wurde es fast komplett zerstört und seitdem nie wieder vollständig aufgebaut. Für viele Menschen in Zülpich war die Ruine wie eine offene Wunde aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie begann zu heilen, als 2019 der Zülpicher Architekt Karl-Josef Ernst mit einer Skizze für den Wiederaufbau auf die Karnevalisten zukam. "Damit ging die verrückte Geschichte los", erinnert sich Gerd Wallraff, Präsident der Hovener Jungkarnevalisten.
Für Gerd Wallraff geht ein Traum in Erfüllung
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1,8 Millionen Euro für Wiederaufbau und Sanierung
Erst drohte die Idee an der Finanzierung zu scheitern. Doch dann startete das Land NRW ein neues Heimat-Förderprogramm. Damit sollten Projekte finanziert werden, die Menschen verbinden. Die Karnevalisten bewarben sich, wurden ausgewählt und bekamen fast eine Million Euro für den Wiederaufbau. Sie sammelten außerdem rund 150.000 Euro Spenden. Die Stadt Zülpich beteiligte sich bei der Stadtmauer und den vorgelagerten Türmen. Insgesamt kostete es rund 1,8 Millionen Euro, das Weiertor so wiederaufzubauen, wie es im Mittelalter einmal ausgesehen hat. Mittelalterliches Flair gibt es in NRW zum Beispiel auch im Siegtal in der Burgruine Windeck.
Das Weiertor vor und nach dem Wiederaufbau
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"Wir sind froh, wenn wir jetzt alles geschafft und nach vier Jahren abschließen können", so Hohn. Er und andere Vereinsmitglieder hängen stolz die letzten Bilder und Karnevalsorden im Treppenhaus auf. In Zukunft werden sie den Turm des Weiertors als Quartier nutzen und sich um die Instandhaltung kümmern. Das Weiertor soll aber auch für Besucher zugänglich sein - zum Beispiel am "Tag des offenen Denkmals" oder bei Stadtfesten. Von außen kann das Zülpicher Wahrzeichen jederzeit besichtigt werden.
Über dieses Thema haben wir auch am 04.10.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.