Ein Stück Mittelalter im Siegtal: Die Burgruine Windeck
Stand: 05.10.2024, 08:04 Uhr
Sie war eine der größten Burgen in Westdeutschland: Die Burg Windeck, hoch über dem Tal der Sieg. Heute ist die Ruine ein beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie. Wer an der Burgruine ankommt, macht eine kleine Zeitreise und wird mit einem grandiosen Ausblick belohnt.
Von Stefan Weisemann (Text) und Merle Giebeler (Multimedia)
Oberhalb von Altwindeck, auf dem Schlossberg. Da thront die Burgruine Windeck. Umgeben von dicht wachsenden Bäumen, hoch über dem Siegtal. Besonders bei Sonnenschein glänzen ihre Steine hell und strahlen Erhabenheit aus.
So thront die Burgruine Windeck auf dem Schlossberg
00:24 Min.. Verfügbar bis 05.10.2026.
An der Burgruine fällt sofort der große steinerne Turm ins Auge, der frühere Bergfried. Der ist zwar nur noch halb erhalten und wurde an einigen Stellen von Pflanzen erobert. Das macht ihn aber nicht weniger beeindruckend. Auch einen kleineren Turm gibt es und Reste der massiven Burgmauern. Wer an der Ruine steht, kann zumindest erahnen, wie imposant die Burg früher einmal gewesen sein muss.
Die Geschichte der Burg Windeck
Im Jahr 1174 wird die Burg Windeck das erste Mal in einer kaiserlichen Urkunde erwähnt. Als "castrum novum in windeke", neue Burg in Windeck also. Vermutlich gab es an derselben Stelle schon früher eine Burg, überliefert ist das aber nicht. Die neue Burg wird zur Sicherung der Grenzen gebaut. Die Grafen von Berg wollen sich damit gegen Feinde schützen.
Im 15. Jahrhundert gerät der Graf von Berg schließlich in Geldnot. Die Burg übergibt er deshalb an Wilhelm von Nesselrode. Der kennt die Burg gut, sie ist schließlich sein Sitz als Amtsmann. Die Familie Nesselrode baut die Burg nach und nach zu einer gewaltigen Festung aus. Am Schluss gibt es eine Kernburg und zwei Vorburgen, drei Tore, zwei Gräben, eine Zugbrücke. Tausende Gulden kostet das alles. "Heute wären das Millionen", sagt Peter Heinz Krause. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Burganlage auf dem Hügel.
Wie groß die Burg Windeck mal war
00:28 Min.. Verfügbar bis 05.10.2026.
Besonders lange gehalten hat die ausgedehnte Festung allerdings nicht. Im Dreißigjährigen Krieg wird sie zweimal belagert und eingenommen. Was nach diesen Kämpfen noch übrig ist, wird größtenteils gesprengt. "Damit sich die Feinde da nicht mehr festsetzen konnten", erklärt Krause. Zwar wurden Teile der Burg danach wieder aufgebaut, 1672 aber von französischen Soldaten im Krieg erneut zerstört.
Im 19. Jahrhundert schließlich entsteht auf dem Schlossberg eine Villa, die auch die Überreste der Burg mit einschließt. Sie wird im Zweiten Weltkrieg zerstört. Parallel ist die Burg über Jahrhunderte ein Steinbruch. Die Menschen aus dem Tal holen sich Steine von oben. Sie bauen damit ihre Häuser oder befestigen Straßen. Krause sagt: "Hier ist mehr in Friedenszeiten kaputtgegangen, als in Kriegszeiten."
Ruinen nicht nur aus dem Mittelalter
Heute kann man deshalb nur noch erahnen, wie das Leben auf der Burg früher gewesen sein muss. Wohnkomfort sieht auf jeden Fall anders aus. Stalaktiten zeigen bis heute, dass es durch die Decke getropft hat. Der Rauch aus den brennenden Öfen hat sich in jede Pore gesetzt. "Die ganzen Klamotten stanken", sagt Krause.
Und die Bewohner auch, die hygienischen Zustände waren ganz anders als heute. Flöhe gehörten zum Alltag der Menschen, die hier dicht zusammengelebt haben. Es war ein regelrechtes Gewusel. Neben den Herrschern oder Amtsmännern haben hier auch Wächter, Diener und ein Koch mit ihren Familien gelebt.
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Nicht alles, was heute noch als Burg auf dem Schlossberg steht, ist auch tatsächlich aus dem Mittelalter. "Das, was wir heute sehen, ist viel Fantasie", sagt Burgenkenner Krause. Die markante, große Steinmauer mit den vielen Fenstern in zwei Reihen zum Beispiel ist erst in den 60er Jahren entstanden. Mit dem Wohngebäude des Amtsmannes, das hier früher mal stand, hat sie wenig zu tun. Eine kleine Zeitreise ins Mittelalter macht die Burgruine Windeck trotzdem möglich, so wie auch die Burg Linn in Krefeld.
Ausflüge zur Burgruine Windeck
Zur Burgruine hinauf führen mehrere Wege. Teilweise ein bisschen steil, dafür aber nicht allzu lang. Besonders ist der 1,5 Kilometer lange Grafenschatzweg mit Mitmachstationen für Kinder. Sie können auf dem Weg ausprobieren, was Ritter alles können müssen: Reiten, Klettern, Jagen, Spuren lesen. Gleichzeitig lösen sie das Rätsel um einen geraubten Schatz.
Wanderer können den Burg-Besuch auch mit einer größeren Tour verknüpfen. Der Mäanderweg zum Beispiel ist acht Kilometer lang. Vom Bahnhof Schladern geht es unter anderem am Siegfall vorbei, einem mehr als 80 Meter breiten Wasserfall. Außerdem durch das Museumsdorf Altwindeck mit mehreren Fachwerkhäusern, das das frühere Leben der Menschen im Siegtal zeigt.
Zu sehen im Heimatmuseum: Fundstücke aus der Burgruine Windeck
Im Museumsdorf liegt auch das Heimatmuseum. Dort sind hunderte Stücke zu sehen, die in der Burgruine Windeck gefunden wurden. Eine alte Kanone, Kanonenkugeln, Armbrustbolzen, Gefäße, bunte Kacheln und vieles mehr machen das frühere Leben auf der Burg sichtbar und erlebbar.
Burgruine Windeck und Museumsdorf: Öffnungszeiten und Preise
Burgruine: Das ganze Jahr über frei zugänglich, nachmittags am Wochenende aber teilweise für Besucher gesperrt, wenn dort Hochzeiten und geschlossene Veranstaltungen stattfinden.
Museumsdorf Altwindeck: Geöffnet am Samstag, Sonntag und Feiertag, jeweils 14 bis 18 Uhr. Erwachsene zahlen 5 Euro, Kinder 2,50 Euro Eintritt.
Egal, ob nach einer längeren Wanderung oder einem kurzen Spaziergang. Wer es zur Ruine auf den Schlossberg schafft, wird mit einer weiten Aussicht belohnt. Früher haben die Herrscher und ihre Verteidiger die Feinde so schon von Weitem gesehen. Heute können alle Besucher den Blick herrschaftlich über das Siegtal schweifen lassen.
Über dieses Thema haben wir auch am 23.08.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.