Der Kölner Dom: Wahrzeichen am Rhein
00:24 Min.. Verfügbar bis 20.09.2026.
Für den Dom: Warum sich Forscher Steine in den Weg legen
Stand: 06.07.2024, 09:06 Uhr
Es bröckelt und bröselt, doch neues Material fehlt: Seit Jahren sucht die Kölner Dombauhütte nach geeigneten Steinen für das Wahrzeichen. Hilfe kommt von der TH Köln. Und zwar aus dem Labor.
Von Katharina Hollstein (Text) und Daniel Gowitzke (Multimedia)
Konzentriert blickt Tanja Pinkale auf den Bildschirm eines Elektronenmikroskops. Sie schaut sich jeden Zentimeter ganz genau an, nimmt die Substanz des Kölner Doms ganz genau unter die Lupe. Um sie herum liegen mehrere Jahrhunderte Baugeschichte. Woran die Leiterin der Steinrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte und ihr Team arbeiten, ist ein Mammutprojekt.
Wie steht es um den Kölner Dom?
00:10 Min.. Verfügbar bis 06.07.2026.
Der Kölner Dom ist wohl eines der bekanntesten Wahrzeichen in NRW überhaupt. Mehr als 600 Jahre wurde an der dritthöchsten Kirche der Welt gebaut, 300.000 Tonnen Stein sind verbaut, die 157 Meter hohe Spitze des UNESCO-Weltkulturerbes ist von vielen Ecken der Stadt aus zu sehen. Jeden Tag zieht er laut Stadt etwa 20.000 Besucher an. Unzählige Geschichten ranken sich um das Gebäude, es gab sogar schon einen hollywoodreifen Raubzug durch die Schatzkammer. Für so einen Dom dürfen es natürlich nicht einfach irgendwelche Steine sein.
Gebaut wurde er im Mittelalter, aus Trachyt vom Drachenfels bei Bonn. Seit dem 19. Jahrhundert dürfen hier aber keine Steine mehr abgebaut werden. Das würde das Bild des Berges und der Burgruine in der beliebten Wanderregion gefährden. Auf politischen Druck wurde der Steinbruch daher geschlossen.
TH Köln forscht zu perfektem Dom-Stein
Schon vor Jahren begann die Suche nach einem Stein, der dem Trachyt von Drachenfels in Farbe und Struktur möglichst nahekommt. In mehreren Versuchsreihen testet die Technische Hochschule Köln im Auftrag der Dombauhütte verschiedene Steinsorten. Die aktuellen Favoriten kommen beide aus Italien: Peperino und der Trachyt aus Montemerlo.
Die Kölner Dombauhütte
Das Weltkulturerbe Kölner Dom für weitere Generationen zu erhalten, ist die Aufgabe der Kölner Dombauhütte. Besondere Herausforderungen sind nach eigenen Angaben "seine Größe, sein Alter, die komplexen Bauformen, die verschiedenen Steinmaterialien sowie der Erhalt der historischen Glasfenster und Kunstwerke". Dafür seien rund 100 Mitarbeitende im Einsatz.
Die letzten Versuche an den potenziellen neuen Steinen für den Dom laufen. Für Tanja Pinkale eine echte Geduldsprobe: "Wir haben da sechseinhalb Jahre Arbeit reingesteckt, sechseinhalb Jahre Entwicklung. Und jetzt wollen wir auch einfach sehen: Funktioniert das, was wir uns theoretisch auf dem Papier ausgedacht haben?"
Der Blick fürs Detail: Das Team der Dombauhütte und der TH besprechen die Qualität der neuen Steine
"Wenn der Kölner Dom fertig ist, geht die Welt unter", so besagt es ein altes Kölner Sprichwort. Laut Stadt kostet der Unterhalt des einzigartigen Bauwerks rund 30.000 Euro pro Tag. Doch die permanenten Restaurierungsarbeiten am Dom sind von großer Bedeutung, betont Peter Füssenich, der 19. Dombaumeister: "Tatsächlich sieht man den Dom niemals ohne Baugerüste. Das ist gut so, denn den Dom gerüstfrei zu sehen, hieße, dass das Bauwerk dem Verfall preisgegeben ist."
Härteprüfung für die italienischen Steine
In der letzten Prüfung der neuen Steine testet Daniel Wulff-Janssen von der TH Köln sie auf ihre Festigkeit. Ein Prüfgerät übt von oben Druck auf den Stein aus, wodurch im unteren Bereich eine so starke Zugspannung entsteht, dass er bricht. Unter welcher Belastung gibt der Peperino nach?
Wie schneidet der italienische Stein in den Tests ab?
00:16 Min.. Verfügbar bis 06.07.2026.
Aufatmen. Der richtige Stein ist gefunden. Doch auch der Mörtel, der den Dom am Ende zusammenhalten soll, muss stimmen. Früher nutzte die Dombauhütte einfachen Fertigmörtel. Heute arbeitet sie auch dabei viel detaillierter mit dem Labor der TH Köln zusammen.
Was den Dom zusammenhält: Die Suche nach dem richtigen Mörtel
Für den passenden Dom-Mörtel gibt es mehrere Kriterien. Er muss sich gut modellieren lassen und sich mit dem alten Drachenfelsstein vertragen. Außerdem prüfen die Forscher, wie weit sich der Mörtel bei Erschütterung ausbreitet. Auch mit diesen Ergebnissen ist Tanja Pinkale zufrieden: "Wir haben gesehen, dass wir mit den Mörtelkennwerten ziemlich genau da hinkommen, wo wir hin wollten."
Der potenzielle Mörtel für den Dom im Fließ-Test
Wenig später, Ortstermin am Dom. Für Pinkale geht es 17 Meter in die Höhe, zum ältesten Gebäudeteil. Das Team der Dombauhütte hat hier den italienischen Stein mit dem neuen Mörtel schon eingebaut. Die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Wissenschaft hat sich gelohnt. Beides lässt sich gut verarbeiten, hält und fügt sich in das Gesamtbild ein.
Über dieses Thema haben wir auch am 27.03.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.