Kleines Dorf mit großem Badesee: Das Kölner Veedel Esch/Auweiler

Köln | Heimatliebe

Stand: 10.11.2024, 09:12 Uhr

Es gehört zur Großstadt Köln, wirkt aber eher wie ein Dorf: das kleine Veedel Esch/Auweiler. Warum seine Bewohner das Veedel lieben und was ein "Beiermann" dort im Kirchturm macht.

Von Stefan Weisemann (Text) und Manuela Klein (Multimedia)

Hellbraunes und weißes, etwas zotteliges Fell. Ein treuer Blick umrahmt von flauschigen Ohren. Ein gemütlicher Gang auf vier Beinen und viel Streichelbedürfnis. Das sind die beiden wohl beliebtesten Einwohner von Esch/Auweiler: die beiden Galloway-Rinder von Bauer Martin Courth. Sie stehen auf einer Wiese in der Nähe der Dorfmitte von Esch und grasen friedlich vor sich hin, ab und zu strecken sie ihre feuchten Nasen neugierig über den Zaun.

"Die sind ein bisschen die Berühmtheit vom ganzen Dorf", erzählt Courth, "wenn die mal im Stall sind, dann kriegen wir immer sofort Anfragen, wo sie hin sind." Denn Groß und Klein lieben es, die beiden entspannten Bullen zu streicheln. Und sie lieben das auch, besonders hinter den Ohren.

Beliebte Bewohner: Die Galloway-Rinder im Veedel Esch/Auweiler 00:14 Min. Verfügbar bis 10.11.2026

Rinder mitten im Veedel? Das gibt es in Köln so wohl nur in Esch/Auweiler. Jahrhundertelang hat hier die Landwirtschaft dominiert. Und noch heute gibt es hier mehrere alte Höfe, bewirtschaftet seit Generationen. Daneben reihen sich kleine Ein- und Mehrfamilienhäuser aneinander. Hochhäuser gibt es im Veedel keine, im Teil Auweiler nicht einmal eine Verkehrsampel. Dafür Dorfidyll pur im Norden der Großstadt Köln. Zwischen der A1 und der A57.

Sehr traditionell: Glockenläuten in Esch

Das erste Mal wird Esch im Jahr 989 in einer Urkunde erwähnt, als "villa ascha". Das Nachbardörfchen Auweiler als "Ourwiler" ein paar hundert Jahre später. Heute sind beide Dörfer eine Einheit, wurden zusammen Mitte der 70er Jahre nach Köln eingemeindet.

Das älteste Bauwerk hier ist die romanische Kirche Sankt Martinus aus dem 11. Jahrhundert. Sie thront etwas erhöht am Rand von Esch. Umgeben von einer Steinmauer und vielen uralten Grabsteinen, die in ihrem Schatten stehen.

Die Glocken der Kirche läuten normalerweise automatisch. An Feiertagen aber ist das Handarbeit. Dann steigt Norbert Schumacher in den Glockenturm. Er zieht sich Handschuhe an und bindet Seile an die Klöppel der Kirchenglocken. Dann stellt er sich zwischen die Seile und zieht rhythmisch daran, es sieht fast aus, als würde er tanzen. "Beiern" nennt man diesen alten Brauch. Schumacher ist einer der letzten "Beiermänner" im Rheinland.

Beliebte Beschallung: "Beiermann" Norbert Schumacher gibt eine Kostprobe 00:16 Min. Verfügbar bis 10.11.2026

"Beiermann" Schumacher ist ein richtiger Ur-Escher, er sagt mit Stolz: "Das ist Heimat, das ist Ruhe. Ich habe die Freude, hier schon immer zu leben." Ursula Rändel würde das wohl ganz genauso sagen. Für die Vorsitzende der Dorfgemeinschaft "Greesberger" Esch 1953 e.V. klingt allein schon das "Beiern" nach Heimat und Kindheit: "Es erzeugt immer ein Festtagsgefühl, weil es das nur zu besonderen Festtagen gab. Wenn noch nicht gebeiert war, gab es auch noch kein Kirmesgeld", erzählt sie.

Eine Kirmes in Esch/Auweiler gibt es heute auch noch. Ebenso Karneval, Martinsfest und Adventsmarkt. Alles selbst organisiert von der kleinen Dorfgemeinschaft und Anlass für die rund 7000 Einwohner im Veedel, sich zu treffen. Im beschaulichen Dorf am Rande der Großstadt kann richtig was los sein.

Sehr beliebt: Der Escher See

Das gilt vor allem auch im Sommer, wenn es heiß ist. Dann schwärmen die Schwimmer zu einem der beliebtesten und saubersten Badeseen in Köln. Dem Escher See, einer ehemaligen Sand- und Kiesgrube. An seinem Ufer bringen weißer Sandstrand, Palmen und Strandliegen ein bisschen Südsee-Feeling in den Norden von Köln.

Escherin Rändel ist schon als Kind im Escher See schwimmen gegangen. Heute guckt sie lieber von einer Brücke auf den See hinunter und trifft hier oft Nachbarn und Freunde. Vorbei kommt eigentlich immer jemand. Denn in den Wäldern, Wiesen und Feldern rund um den See kann man entspannt spazieren gehen. Gleichzeitig liegt der See auch auf mehreren Fahrradrouten.

Beliebter Badesee: Der Escher See | Bildquelle: Dorfgemeinschaft Esch / Hildegard Zeyer

Auch die Dorfmitte von Auweiler ist ein beliebter Veedel-Treffpunkt. Hier gibt es für die Kinder einen Spielplatz und für die Älteren einen Bouleplatz. Für jeden ist also etwas dabei in diesen beiden kleinen Dörfern, die so nah am Zentrum einer Großstadt liegen und doch gar nichts mit Großstadt zu tun haben. Kein Wunder, dass Rändel sagt: "Ich hoffe, dass ich nicht mehr hier wegmuss."

Über dieses Thema haben wir auch am 22.07.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.