„Hier fühle ich mich zu Hause, wie ich mich vorher noch nie zu Hause gefühlt habe." Mit einem breiten Lächeln im Gesicht läuft Anne Buhl (43) über einen Sandstrand am Wasser entlang. Immer wieder bleibt sie stehen, bückt sich und hebt eine Muschel oder einen Stein auf.
Was wie eine Szene aus einem Sommerurlaub im Süden aussieht, spielt sich tatsächlich am Rheinufer in Köln ab. Genauer gesagt im Stadtteil Rodenkirchen. "Kölsche Riviera" nennen die Kölnerinnen und Kölner die Sandbuchten am Rhein im Süden der Stadt. Im Sommer wird sich dort gesonnt, entspannt und im Wasser abgekühlt.
Karneval brachte Anne Buhl nach Köln
Seit fünf Jahren lebt Buhl in Köln. Die Liebe für die Stadt und besonders ihr Veedel Rodenkirchen ist mittlerweile riesig. "Auch wenn ich zugezogen bin, ich liebe das einfach." Und das sieht man ihr auch an: Buhl trägt an diesem Tag ein Karnevalskostüm in den Kölner Farben rot und weiß. Kölsch spricht sie ebenfalls. Zehn Jahre lang reiste sie aus dem Odenwald in Hessen zum Karneval nach Köln, dann beschloss sie, herzuziehen. Neben ihrem Job als Projektleiterin bei der Deutschen Bahn gibt sie inzwischen auch Stadtführungen. Natürlich auch in Rodenkirchen.
Rodenkirchen wurde erst 1975 nach Köln eingemeindet. Zu den Wahrzeichen des Stadtteils gehört nicht nur das schöne Rheinufer, sondern auch die erste Autobahnbrücke Kölns über den Rhein. Die Golden Gate Bridge von Köln wird sie gerne genannt. Eine 12.500 Tonnen schwere Hängebrücke aus grünem Stahl. Wie lange es dieses Wahrzeichen noch gibt, ist allerdings unklar: Die Brücke ist für den Verkehr zu klein geworden und soll neu gebaut werden. Pläne, die Anne Buhl und viele andere Kölner nicht gut finden. "Dat jeht nicht. In meiner Vorstellung kann man die nicht abreißen", sagt Buhl und schüttelt den Kopf.
Historische Gasthäuser und Kirchen im alten Stadtkern
Doch noch ist die Brücke da und vermittelt Buhl Heimatgefühle. Genauso wie der historische Stadtkern von Rodenkirchen. Dort gibt es zum Beispiel das uralte Gasthaus "Zum Treppchen". Es wurde 1656 gebaut und diente früher als Pferdetränke. "Als Bonn noch Hauptstadt war, kam sogar König Juan Carlos aus Spanien hier zum Essen vorbei“, erzählt Stadtführerin Buhl.
In Rodenkirchen stehen viele alte Villen und Gebäude. Zu ihnen zählt auch die romanische Kirche "Alt St. Maternus". Eine kleine Kirche mit cremeweißer Fassade und dunklen Dachschindeln. "Das Kapellche" wird sie im Stadtteilt genannt. „Jeder der an Rodenkirchen auf dem Rhein vorbeifährt, sieht das Rodenkirchener Kapellchen. Das ist genauso wie die Autobahnbrücke ein Wahrzeichen", sagt Bezirksbürgermeister Manfred Giesen. Besucht er die Kirche am Rheinufer, kommen bei ihm Erinnerungen hoch: Schon als Kindergartenkind ist Giesen an der kölschen Riviera jeden Tag mit seiner Großmutter entlang gegangen.
Noch mehr Natur im Forstbotanischen Garten
Die Natur spielt eine wichtige Rolle in Rodenkirchen. Im Stadtteil gibt es auch einen Forstbotanischen Garten. Dort wachsen viele besondere Bäume, wie zum Beispiel der Kuchenbaum oder Mammutbäume. Es gibt auch eine Rhododendron-Schlucht, in der viele seltene Arten aus China wachsen. Zwischen den Pflanzen ist auch der ein oder andere freilaufende Pfau unterwegs. Für Familien mit Kindern ist vor allem der "Finkens Garten" interessant. In dem kostenlosen Erlebnisgarten können Kinder zu jeder Jahreszeit mehr über die Natur lernen und sie mit all ihren Sinnen erleben.
Anne Buhl hat es inzwischen vom Rheinufer in den Ortskern geschafft. In ihrem rot-weißen Kostüm zieht sie die Blicke auf sich. "Super sieht die aus", sagt eine Passantin und entlockt der Wahl-Kölnerin ein breites Lächeln. Für sie steht fest: Rodenkirchen ist zu ihrer Heimat geworden. "So schön! Ich feier dat jeden Tag.“
Über das Thema berichteten wir am 20.07.2023 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.