Die Paprika leuchten in rot und gelb, daneben orangene Möhren und rote Bete. So bunt wie das Gemüse auf dem Wochenmarkt in Köln-Vingst ist auch das ganze Veedel. "Multi-Kulti", sagt Markthändler Ricky.
Ute Liebetrau kommt jede Woche auf den Markt. Sie nennt sich selbst "Ur-Vingsterin", hat fast ihr ganzes Leben hier verbracht. Und sie kennt den halben Stadtteil. "Ich gehe schon immer eine halbe Stunde früher los, wenn ich irgendwo hin muss, weil ich weiß, dass ich so viele treffe", erzählt sie.
Vingst hat sich verändert im Laufe der Jahrzehnte, Liebetrau weiß das. Früher war es hier sehr ländlich. Dann wurde im Kölner Osten dringend Platz für Wohnungen gesucht. In den späten 1950er, den 1960er und den 1970er Jahren wurden die Wohnblöcke hochgezogen, die das Veedel heute prägen. In kurzer Zeit ist die Zahl der Menschen in Vingst rasant angestiegen.
Nachbarschaft mit rund 100 verschiedenen Nationen
Auch seit über 60 Jahren fest verbundene Vingsterin ist Liebetraus Freundin Gisela Hennerici. Nach dem gemeinsamen Bummel über den Markt ruhen sich die beiden im "Café Newrzella" aus - oder "Neffzellers", wie viele Vingster einfach sagen. "Hier trifft sich jede Nationalität auf einen Kaffee und die verstehen sich", sagt Kellnerin Mandy.
Viele Nationalitäten, viel Verständnis. Das scheint das unabgesprochene Motto des Viertels zu sein. Man hört es von fast allen, die hier wohnen. Auch von Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer.
Das Naturfreibad in Vingst
Ein sommerlicher Lieblingsort der Bezirksbürgermeisterin und vieler Familien in Vingst: Das Naturfreibad am Baggersee. Es wirbt mit seiner sehr guten Wasserqualität, dem feinen Sandstrand und einem großen Spielplatz.
Nicht weniger voll ist es im Sommer im "HöVi-Land". Seit 30 Jahren können hier hunderte Kinder aus Familien, die kein Geld für einen Urlaub haben, ihre Ferien verbringen. Es wird gespielt, gesungen, getanzt, gebastelt und gegessen. Gute Laune ist hier wichtig, nicht die Nationalität.
Zusammenhalt in der Stadt Köln
Wer in Vingst Nachbarn und Freunde treffen will, geht in den "Vingster Pohl" - die letzte Kneipe im Veedel. Für Wirt Drazan ist sie sein "Wohnzimmer" und mit Stolz sagt er, dass auch viele andere in Vingst die Kneipe so nennen. "Man spürt hier eine Verbundenheit", meint der Wirt.
Diese Verbundenheit spüren viele Vingster. „Man trifft sich, man grüßt sich, fragt wie es geht und das finde ich sehr angenehm hier“, sagt Hennerici. Ihr einziger Wunsch ist, dass Vingst noch etwas sauberer werden könnte. Aber ansonsten sagt sie: "Ich wünsche mir, dass es so bleibt."
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 06.07.2023: Lokalzeit Köln, 19.30 Uhr.