Der Geruch von Frittierfett, Tomate und Bratwurst liegt in der Luft. Vor dem Tresen von "Peter Pomm‘s Pusztetten-Stube" steht ein Kunde. Er wartet seit ein paar Minuten auf seine Bestellung. "Ich komme einmal die Woche her", erzählt der Duisburger. "Die Currywurst hier ist Pflicht." Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Denn die Duisburger Currywurst hat Fans in ganz Deutschland, die immer wieder zu der kleinen Bude am August-Bebel-Platz pilgern.
Berlin feiert sich für die Currywurst. Zurecht?
Die Currywurst gilt als eines der Ruhrgebietsgerichte schlechthin. In der Nachkriegszeit günstiges Arbeiteressen, durch Herbert Grönemeyer besungen und in den vergangenen 30 Jahren zum Kultgericht aufgestiegen. Mittlerweile gibt es unzählige Varianten der Soße im Handel zu kaufen, Imbissbuden überbieten sich mit Schärfegraden. Die Currywurst ist mehr als ein schneller Snack, ein Stück Lebensgefühl im Pott. Umso tiefer sitzt der Stachel, dass sie gar nicht im Ruhrgebiet, sondern in Berlin erfunden sein soll.
Dort feiert man gerade die Currywurst. Ab 1949, vor genau 75 Jahren, soll Herta Heuwer hier zum ersten Mal Currysoße gekocht und über eine geschnittene Wurst geschüttet haben. Daran erinnert sogar eine Gedenktafel. Doch da haben die Berliner wohl die Rechnung ohne den 53-jährigen Tim Koch und den 54-jährigen Gregor Lauenburger gemacht. Beide sind an diesem Nachmittag ebenfalls in der Pommes-Bude in Duisburg.
1936: Die erste Currywurst wird serviert in ...
Die beiden Autoren aus Essen haben ein Buch geschrieben - "Alles Currywurst - oder was?" Darin Geschichten, Mythen, aber auch Fakten über die Wurst. Das Kapitel, das die Herzen aller Ruhrgebietler höher schlagen lässt: die Herkunft der Currywurst. Denn die liegt demnach gar nicht in Berlin, sondern mitten im Pott.
1936, schon 13 Jahre vor Herta Heuwers Wurst in Berlin, soll der Duisburger Peter Hildebrand die Idee gehabt haben. Er würzte die gerade erst erhältliche Tomatensoße mit einem damals exotischen Gewürz: Currypulver Englische Art. Fertig war die Currywurst.
Diesen und weitere Belege für den Geburtsort der Currywurst haben die Autoren Koch und Lauenburger in ihrem Buch zusammengetragen. "Die Hamburger Gewürzmühle, einer der größten Gewürzhändler der damaligen Zeit, bestätigte uns, dass sie damals Peter Hildebrand beliefert haben", erzählt Koch, während er mit einem dünnen Holzpicker eine in Currysoße getränkte Pommes aufspießt.
Duisburg: Die eigentliche Heimat der Currywurst
Allerdings wurde dem gebürtigen Niederländer die Vermarktung seines Produkts durch die Nationalsozialisten erschwert. Deshalb nahm der Siegeszug der Currywurst erst nach dem Krieg wirklich Fahrt auf. Hildebrand eröffnete im gesamten Stadtgebiet Imbissbuden. Die berühmte Wurst schaffte es sogar in den Duisburger Tatort - und Horst Schimanski soll es auch geschmeckt haben.
Der alte Wettkampf zwischen dem Pott und Berlin ist offenbar entschieden. Somit steht in zwei Jahren dann eine große Party in Duisburg an: der 90. Geburtstag der wohl berühmtesten Wurst Deutschlands.
Über dieses Thema berichten wir auch am 03.09.2024 im WDR-Fernsehen: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.