Münsters Herr der Käsekuchen

Münster | Heimatliebe

Stand: 27.06.2023, 15:35 Uhr

Seit einem halben Jahr steht Frank Martin Mädel in Münster auf dem Marktplatz. Für ihn geht damit ein großer Traum in Erfüllung. Es ist die Geschichte von jemandem, der mit fast 60 noch einmal ganz neu angefangen hat. Und zwar mit Käsekuchen.

Von Lara Brüggemeier

Kaum ein Passant schafft es an dem weiß-roten gestreiften Pavillon von Frank Martin Mädel vorbei, ohne ein kleines Stück Kuchen vom roten Tablett zu probieren. Inzwischen kennen viele Marktbesucher das ungewöhnliche Angebot und den Menschen, der dahinter steckt. Nicht nur deswegen sticht der Stand zwischen Wurst-, Käse- oder Obsthändlern hervor. Hinter einer durchsichtigen Scheibe liegen auf einer schwarzen Theke 30 runde Käsekuchen in verschiedenen Gelb- und Brauntönen. Mädel ist voll in seinem Element. "Kennen Sie schon die neue Sorte Rhabarber?", fragt er eine Kundin und zeigt stolz auf ein kleines rotes Schild mit der Aufschrift "Neue Sorte: Rhabarber". Der Kuchen wandert in eine der roten Pappboxen für den Transport. Dass der 60-Jährige hier überhaupt Kuchen verkauft, hätte er wohl bis vor einigen Monaten selbst nicht gedacht.

Münster: Mit Käsekuchen zum Erfolg

Zwei Mal in der Woche steht er inzwischen auf dem Markt auf dem Domplatz in Münster. Jeden Samstag und jeden Mittwoch, immer von 7 bis 14.30 Uhr. Bis zu 200 Käsekuchen gehen an einem Samstag über die Theke. Wenn Kuchen übrig bleiben, spendet er sie, zum Beispiel an die örtliche Feuerwehr. Zuvor hat der 60-Jährige in verschiedenen Berufen gearbeitet, war Elektrotechniker, Spielzeughersteller, betrieb einen Foodtruck und einen Imbiss. Dann kam Corona und mit dem Virus die Lockdowns. Und Mädel kam in dieser Zeit zur Erkenntnis: Einen richtig guten Käsekuchen, das ist das, was Münster braucht.

Mädel backt jeden Kuchen in feinster Handarbeit | Bildquelle: WDR / Lara Brüggemeier

Das Grundrezept für den Käsekuchen stammt noch von seiner Oma. Seit er ihn das erste Mal probiert hat, ist es sein absoluter Lieblingskuchen. Für Mädel reicht es nicht, etwas auszuprobieren, um zu schauen, was dabei herumkommt. Wenn er etwas anpackt, dann probiert er es so lange, bis es gut wird. So war es auch bei seinem Käsekuchen.

Ich wollte mich einfach spezialisieren. Ich wollte einfach eine Sache besonders gut machen und deswegen habe ich alles in diesen Käsekuchen gesteckt. Frank Martin Mädel, Käsekuchen-Experte

Kerntemperaturfühler und Logbuch

Der 60-Jährige ist gelernter Elektrotechniker - ein Tüftler durch und durch - auch beim Backen. Viele Monate arbeitet er an dem Rezept, backt, probiert und schreibt jede Veränderung in sein Logbuch auf: "Hier steht wirklich jede kleinste Veränderung drin. Und nach jedem Back-Tag ein Fazit. Das beschreibt quasi den Weg zu dem Endprodukt, zu meinem wundervollen Käsekuchen." Zu Beginn musste er den allerdings erst einmal kennenlernen, sagt Mädel: "Die Masse reagiert ja auf Hitze und dehnt sich sehr stark aus. Damit muss man immer ein bisschen aufpassen. Deswegen habe ich mir das mit dem Kerntemperaturfühler überlegt. So konnte ich die Hitze kontrollieren." Die Kontrolle haben, für ihn ist das das Erfolgsrezept für seinen Kuchen.

Aktuell backt Mädel noch in der Backstube eines Münsteraner Cafés und wird dort von einem Konditormeister unterstützt. Langfristig will er seinen Kuchen komplett selbstständig produzieren. In der Backstube wird schnell klar: Hier geht es nicht einfach nur um Käsekuchen. Die Besonderheit fängt schon bei der Verpackung an. Nach dem richtigen Äußeren für seine Kuchen hielt er wochenlang die Augen auf: "Es gibt nur genau einen Anbieter, der diese Größe verkauft. Jetzt bin ich glücklich, es passt genau."

Jede Veränderung im Kuchen hat Frank Martin Mädel notiert 00:23 Min. Verfügbar bis 13.06.2025

Große Ziele

Frank Martin Mädel ist stolz darauf, endlich das gefunden zu haben, was ihn erfüllt – Alter ist für ihn kein Hindernis, um Neues auszuprobieren: "Ich bin ein Mensch, ich muss immer irgendwas zu tun hat. Ich habe noch viele Ziele und die will ich auch mit dem Käsekuchen noch verwirklichen. Da wird noch einiges kommen. Die Reise geht auf jeden Fall weiter."

Die Kunden auf dem Markt in Münster hätten wohl nichts dagegen. Gudrun und Volker Mitschke-Buchholz sind inzwischen schon fast so etwas wie Stammkunden.

Viele Kunden kommen gern wieder, wie auch Gudrun und Volker Mitschke-Buchholz | Bildquelle: WDR Lara Brüggemeier

Bei jedem Besuch in Münster nehmen sie einen Kuchen mit. "Der Kuchen ist so lecker! Großartig! Mir zerläuft das Wasser schon im Mund, sobald ich nur dran denke. Die Masse ist einfach sowas von cremig und sahnig - es ist ein purer Genuss!"

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 07.06.2023, Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.