Es ist warm, die Sommersonne strahlt. Davon bekommt auf der Tanzfläche des Lilo Tanzcafés in Bad Honnef aber niemand etwas mit. Hier flackert das Diskolicht. "Ihr Lieben, ihr wisst, was jetzt gleich passiert. Ich lege das Mikrofon jetzt weg und sage nur noch: Ab auf die Tanzfläche", ruft Susanne Langguth mit fröhlicher Stimme in das Mikrofon. Die 71-Jährige steht mit blau-lila gemusterter Bluse, blonden kurzen Haaren und Brille inmitten der etwa 100 Gäste, die sehnsüchtig auf die ersten Takte der Musik warten. Einige haben sich extra in Schale geworfen. Langguth weiß ganz genau, warum. Denn das Tanzen hat sogar gesundheitliche Vorteile.
Seit 2021 engagiert sich Langguth ehrenamtlich für Seniorinnen und Senioren und ist eine der Mitgründerinnen der Initiative "gemeinsam statt einsam". Alles begann mit einem ehrenamtlichen Telefondienst an Weihnachten. Daraus folgten gemeinsame Spaziergänge, Hausbesuche, ein regelmäßiger Kaffeeklatsch und schließlich die Idee des Tanzcafés. Seit Februar findet die Veranstaltung einmal im Monat statt.
Gemeinsam statt Einsam
"Ich bin jedes Mal ein bisschen aufgeregt, das ist schon immer viel Arbeit. Wie schön, dass so viele gekommen sind", sagt Langguth auf dem Weg zum DJ-Pult. Sie nickt dem DJ zu, der dreht die Musik auf und innerhalb von wenigen Sekunden ist die Tanzfläche voll. "Für viele ältere Menschen ist es fast unmöglich, Tanzen zu gehen. Clubs und Diskos sind etwas für junge Menschen und die klassischen Tanznachmittage sind einfach fast komplett abgeschafft worden", erklärt die Rentnerin und muss ein wenig gegen die Swing-Musik im Hintergrund anreden.
"Wir haben hier ganz viele Gäste, die alleine sind, keine Familie, keinen Partner oder Partnerin haben und hier bei uns endlich mal nicht einsam sind." Die Tanznachmittage sind für die Teilnehmenden kostenlos.
Einsamkeit als gesellschaftliche Herausforderung
Warum der Einsatz von Langguth und ihren Helfern so wichtig ist, verdeutlicht eine Zahl: Etwas mehr als 12 Prozent der über 80-Jährigen gibt laut Familienministerium an, einsam zu sein. Die Coronapandemie hat ihre Zahl noch steigen lassen. Vor allem Frauen sind betroffen, da sie statistisch länger als ihre Partner leben. Wie auch Langguth selbst.
Vor elf Jahren verstarb ihr Mann. "Ich war damals 60 Jahre alt, stand noch mitten im Berufsleben. Aber ich wusste: Ich muss mir jetzt ein starkes soziales Umfeld schaffen, damit ich nicht irgendwann alleine bin", erklärt Langguth.
Gemeinsam mit der Seniorenvertretung der Stadt, dem Verein Gesundes Band Honnef e.V., dem Bündnis für Familie und dem Fachdienst Soziales und Asyl der Stadt geht sie das Problem jetzt auch für andere an. Sie erklärt, warum es eigentlich um mehr geht, als den gemeinsamen Tanznachmittag:
"Mein Ehrenamt ist ein Vollzeitjob und ich bin mit den besten Menschen zusammen. Auch eine Möglichkeit, nicht einsam zu sein", sagt die 71-Jährige und lacht. Inzwischen ist es 17 Uhr. Seit zwei Stunden läuft die Musik auf voller Lautstärke, seit zwei Stunden ist die Tanzfläche nicht ein bisschen leerer geworden. Die Stimmung ist fröhlich, ausgelassen. Mit einem Weinglas in der Hand steht Langguth an der Theke und schaut sich das Treiben an. Ihre Augen strahlen. "Wenn ich diese glücklichen Menschen sehe, dann weiß ich, dass wir das Richtige machen."
Über das Thema haben wir am 27.07.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.