Florian Ditges sitzt auf einer Parkband und hat eine rotes Kappe auf

"Parkinson ist kein Abstellgleis": Wie ein Kölner Hoffnung schenkt

Köln | Füreinander

Stand: 20.10.2024, 15:23 Uhr

Vor zweieinhalb Jahren bekommt Florian Ditges aus Köln die Diagnose Parkinson. Ein Schock. Mit einer ungewöhnlichen Selbsthilfegruppe will er nun anderen Betroffenen helfen. Vom Stuhlkreis keine Spur.

Von Sarah Janßen

Der Minigolfplatz am Decksteiner Weiher in Köln ist schon gut besucht. Es ist 14.30 Uhr, die Sonne scheint. Manche spielen schon, andere sitzen mit einem Getränk am Rand und schauen zu. Florian Ditges ist hier zum Minigolfspielen verabredet. Wer alles genau mitspielt, weiß er noch nicht. Manche haben sich vorher per Mail angekündigt, andere kommen spontan. Mitten auf dem Platz weht eine Fahne. In Großbuchstaben steht auf ihr "Parkimotion" drauf. Ditges trifft sich heute mit Menschen, die wie er an Parkinson erkrankt sind.

Etwa 400.000 Menschen in Deutschland sind von der neurologischen Krankheit betroffen, sagt die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen. Typische Symptome sind Zittern, verlangsamte Bewegungen, versteifte Muskeln und Gleichgewichtsstörungen. Medikamente können die Erkrankung zwar lindern, eine Heilung gibt es bislang aber nicht.

Warum sich Florian Ditges trotz Parkinson nicht unterkriegen lässt

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Vor fünf Jahren bemerkt Ditges das erste Mal, dass mit seinem Körper etwas nicht stimmt. Er kann seinen rechten Fuß nur noch schwer heben, hat geschwollene Beine und Durchblutungsstörungen. Klassische Salben, die er vom Sport kennt, helfen nicht. Zum Arzt geht er trotzdem nicht - auch nicht, als das Zittern beginnt.

Aber nicht nur sein Körper verändert sich, auch seine Persönlichkeit. "Durch den Schlafmangel bin ich dünnhäutiger, aggressiver geworden." Erst als ihn sein engstes Umfeld ermutigt, wagt er den Schritt zum Arzt. Er bekommt die Diagnose Parkinson. Ein Schock. Zwei Wochen braucht er, um die Nachricht zu verarbeiten.

Keine klassische Selbsthilfegruppe

Im Mai dieses Jahres gründet der 59-Jährige dann Parkimotion. Gemeinsam organisieren Betroffene unterschiedliche Angebote. Alles ganz ohne Druck oder Verpflichtung. Sie treffen sich zum Beispiel zum Radfahren, Karate oder eben Minigolf.

Etwa 15 Leute sind dieses Mal gekommen. Ditges spielt heute selbst nicht mit. Er sitzt gemütlich am Rand und unterhält sich mit den anderen. Das gehört genauso dazu. Gesprächsthemen gibt es genug: Welchen Arzt können die anderen empfehlen? Welche Nebenwirkungen bringen die Medikamente mit sich? Parkinson ist aber kein Dauerthema. Aus Betroffenen sind inzwischen Freunde geworden.

Ein Netzwerk für alle, die Parkinson betrifft

Auf der 18-Lochbahn versucht auch Friedhelm Niemann sein Glück. Als Kind war er kein großer Fan von Minigolf. Durch die Gruppe gibt er dem Spiel nochmal eine Chance. Seine Frau begleitet ihn das erste Mal. Die Krankheit hat auch ihr Leben verändert, erzählt Niemann und befördert den Ball über die Minigolfbahn. "Von Parkinson sind beide betroffen. Und das ist nicht immer ganz einfach, man muss schon sehr offen damit umgehen."

Friedhelm Niemann steht an einer Minigolfbahn und hält einen Schläger in der Hand

Friedhelm Niemann ist regelmäßig bei den Parkinson-Treffen dabei

Deswegen sind bei den Treffen von Parkimotion auch Angehörige willkommen. Dorothee Oestern ist eine von ihnen. Ihr Mann hat Parkinson. Oestern ist von Anfang an bei den Treffen der Gruppe dabei und dankbar über das Angebot.

Warum für Dorothee Oestern die Selbsthilfegruppe besonders ist

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Was allen hier wichtig ist: Die Diagnose Parkinson ist nicht das Ende. Mit passenden Sporteinheiten konnte Niemann beispielsweise so gut seine Hand trainieren, dass er mittlerweile wieder schreiben kann. Für Ditges ist "Herr Parkinson", wie er seine Erkrankung selbst nennt, eine Herausforderung. Und dieser stellt er sich gerne. "Wir mögen uns nicht, aber wir haben uns arrangiert. Und ich glaube, dass er kapiert, dass er im Moment schlechte Karten hat. Parkinson ist kein Abstellgleis."

Über dieses Thema haben wir auch am 28.08.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.