Tschüss Ekelklos! Wie Schüler in Gladbeck ihre Toiletten aufpimpen

Recklinghausen | Füreinander

Stand: 22.11.2024, 15:56 Uhr

Graffiti, ein strenger Geruch und unschöne Rückstände: Lange waren die Toiletten im Riesener-Gymnasium in Gladbeck eher stille Örtchen des Grauens. Die Schülerinnen und Schüler hatten genug. Sie starteten kurzerhand ihre eigene Saubermach-Kampagne.

Von Martin Henning (Text) und Frank Zymny (Multimedia)

Warmes Licht durchströmt die Mädchentoilette des Riesener-Gymnasiums in Gladbeck. Auf Regalen über dem Waschbecken und an den Wänden stehen Grünpflanzen. Es duftet nach Lufterfrischer. Fast könnte man denken, man sei in einem kleinen Wellnesstempel gelandet. In einer der Toilettenkabinen steht Schülerin Johanna Mengede. Sie hat sich Einmalhandschuhe angezogen und taucht einen gelben Schwamm in Seifenlauge. Kräftig schrubbt sie die Klobrille sauber. Heute ist ihr das nicht mehr unangenehm, aber zu Beginn war hier noch deutlich mehr zu tun.

So wurden aus Ekelklos Wohlfühltoiletten 00:44 Min. Verfügbar bis 22.11.2026

Schmierereien an den Wänden, dreckige Klos, ein unangenehmer Geruch: Bis vor Kurzem der traurige Normalzustand im Riesener-Gymnasium - wie an so vielen Schulen in NRW. Bei einer Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks in diesem Jahr landeten die NRW-Schultoiletten bundesweit auf dem letzten Platz. 67 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, dass die Toiletten an ihrer Schule in einem schlechten Zustand seien.

Am Riesener-Gymnasium sei teilweise sogar auf den Boden gemacht worden, heißt es. "Es war sehr eklig. Viele haben ihren Toilettengang aufgeschoben, bis sie wieder zu Hause waren", erzählt Mengede. Der schlimme Zustand stank rund 20 Jugendlichen der Stufen 7 und 8 so sehr, dass sie in ihrer Projektwoche eine eigene Saubermach-Aktion starteten: "Pimp your Klo". Die Schülerinnen und Schüler verwandelten in fünf Tagen die Ekel-Toiletten ihres Gymnasiums in Wohlfühloasen.

"Kritzelwände" statt Graffiti an der Toiletten-Wand

Die ersten zwei Tage gingen nur für die Grundreinigung drauf: Graffiti entfernen, Fugen säubern, Böden wischen und natürlich die Klos putzen. Wie war das für die junge Reinigungskolonne? "Es sind halt Toiletten", sagt Schüler Merlin Feulner und zuckt lächelnd mit den Schultern. "Ein gewisser Ekel ist vorhanden." Aber alle schrubbten fleißig. Danach stand das Umdekorieren an. Die Jugendlichen installierten neue Spiegel, montierten Holzregale an den Wänden und verschönerten die stillen Örtchen mit reichlich Grün.

An den Wänden der Toiletten hängen jetzt auch Bilder mit Sprüchen wie: "Das Springen vom Beckenrand ist verboten" oder "Die Toilette ist kein Tatort. Spuren dürfen beseitigt werden". Außerdem haben die Jugendlichen "Kritzelwände" aufgehängt. Auf diesen Tafeln dürfen sich die Schülerinnen und Schüler nach Herzenslust austoben. Dafür bleiben die umliegenden Wände von Schmierereien verschont. Bisher klappt das richtig gut, berichten die Jugendlichen.

Klo-Kunst in der Toilette des Riesener-Gymnasiums | Bildquelle: WDR

Pimp your Klo-Aktion geht weiter

Koordiniert haben das Projekt die Lehrer Julia Schröder und Florian Schwärzel. Brauchte es einen Extra-Motivationsschub? "Die Schülerinnen und Schüler haben ganz viel Motivation selbst mitgebracht", erzählt Schwärzel. "Die Klos waren nicht die schönsten und es roch auch nicht angenehm. Aber das, was bei der Aktion herauskam, hat bei den Schülern gewirkt."

Glaubt Lehrer Florian Schwärzel, dass es sauber bleibt? 00:15 Min. Verfügbar bis 22.11.2026

Die First-Class-Klos sorgen nun bei allen für entspannte "Sitzungen". Doch das soll es noch nicht gewesen sein. "Zwei Toiletten haben wir noch in einem anderen Gebäude", berichtet Lehrer Schwärzel. Die sollen bald auch eine Generalüberholung bekommen. Die kommenden Projektwochen wollen die Schüler außerdem dafür nutzen, die Räume und Flure des Gymnasiums zu verschönern. "Wir möchten eine schönere Atmosphäre an der Schule schaffen, bei der sich alle wohlfühlen", sagt Schwärzel.

Über das Thema haben wir am 22.10.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.