Es riecht lecker nach Zwiebeln und frischer Paprika in der Schulküche. Elf Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 der Gesamtschule Weierheide bereiten ein Menu für 40 Personen vor. In anderthalb Stunden muss das Mittagessen auf dem Tisch stehen.
Celina und Giacomo sind fürs Gemüseschnibbeln zuständig. Die 15-jährigen Gesamtschüler schneiden rote Paprikaschoten in kleine Würfel und zupfen Petersilienblätter von den Stängeln. "Wir machen Kisir, das ist ein Bulgursalat. Ein typisch türkisches Gericht", sagt Celina.
André steht gegenüber an der Arbeitsplatte und reibt sich die tränenden Augen. Er hat heute den schwierigsten Job in der Küche: Zwiebeln schneiden. Die zerkleinerten Stückchen wird er in „Köfte“, das türkische Wort für Frikadellen, verarbeiten. "Es ist ein Gefühl, das glücklich macht. Man sieht, dass es anderen schmeckt und ich freue mich, es selbst zubereitet zu haben."
Unterstützt in der Schulküche werden die Schülerinnen und Schüler von Eva Okrent, Spanisch- und Deutschlehrerin – und leidenschaftliche Hobbyköchin. Sie gibt hier und da kleine Hilfestellungen im Umgang mit den Lebensmitteln und Tipps beim Würzen.
Schüler haben eigene Genossenschaft gegründet
Die Schulmensa "Schmeckes" ist Teil einer Schülergenossenschaft. Etwa 80 Schülergenossenschaften gibt es in NRW. Sie werden vom NRW-Schulministerium gefördert. Schirmherrin ist Landes-Schulministerin Dorothée Feller, die das Projekt "Schülergenossenschaften – nachhaltig wirtschaften – solidarisch handeln" bis 2027 verlängert hat und mit dem Genossenschaftsverband NRW kooperiert. Interessierte Schulen müssen einen Antrag beim Genossenschaftsverband einreichen, der über die Gründung entscheidet und ein Register der teilnehmenden Schulen führt.
Die Schulmensa: Ein eigenes Fach mit Noten
"Der Mittagstisch" gehört zu den Ergänzungsstunden an der Gesamtschule Weierheide, die für Neunt- und Zehntklässler angeboten werden. Sie werden wie ein eigenes Fach mit Noten bewertet. Alle Jugendlichen mussten vorher an einer Hygieneeinweisung beim Gesundheitsamt teilnehmen. Zur Wahl stehen auch andere Fächer, je nach Neigung: Theater, eine zusätzliche Fremdsprache, der Schulgarten oder die schuleigene Imkerei.
Die Oberhausener Gesamtschule hat einen eigenen Schulgarten angelegt. Dort wächst im Sommer allerlei Gemüse, Kohlrabi, Kartoffeln, Salat. Eine Schülergruppe ist für Pflanzungen, Pflege und Ernte zuständig. Alles wird in der Schulküche verarbeitet. Jetzt im Winter gibt es nur ein bisschen Feldsalat zu holen, aus Hochbeeten und dem Gewächshaus. Die wenigen Blätter müssen heute als Deko auf dem Bulgursalat herhalten.
Die Imkerei und Bienen-AG managt der Vater eines Schülers, er ist Imker und sehr engagiert in der Schule. Kochen, Gärtnern - ein nachhaltiges Konzept, das den Jugendlichen einen Einblick in Handwerksberufe gibt und sie praktisch aufs spätere Leben vorbereiten soll.
Der Vorteil an der Gesamtschule Weierheide: Die jungen Gründerinnen und Gründer können selber bestimmen, was auf den Tisch kommt. Ganz demokratisch entscheiden sie, ob in Zukunft mehr vegetarisches Essen auf den Teller kommt oder mehr Fisch. Außerdem lernen sie wirtschaftlich zu haushalten. Planung, Einkaufen, Kosten und Buchhaltung – alles liegt in Schülerhand.
Die Preise können sie so stabil halten und sie sind nicht abhängig von einem Caterer. 3,90 Euro kostet ein Mittagessen an der Oberhausener Gesamtschule inklusive Getränk. Das, was an Einnahmen übrig bleibt, wird reinvestiert in neue Küchengeräte oder den Schulgarten. Bei den Mitschülern kommt das Mensa-Essen prima an.
Zurzeit gehen etwa 40 Kinder und Jugendliche zu "Schmeckes". Den Namen hat ein Schüler erfunden, natürlich ein Wortspiel, das auf die oft genutzte Kurzform von McDonalds anspielt: statt zu "Mäces" gehen die Schüler zu "Schmeckes".
Auch einige Lehrkräfte wissen die leckeren und gesunden Kreationen zu schätzen. "Wäre die Mensa größer, wäre der Andrang beim Mittagstisch noch viel größer. Aber es passen leider nicht mehr Leute rein", bedauert die Schulleiterin Doris Sawallich.
Jana hat heute den Nachtisch gemacht: Joghurt mit gerösteten Walnüssen und Honig von ihren Schulbienen. 70 Kilo Honig haben sie im vergangenen Jahr geerntet und abgefüllt. Davon können die Nachwuchsköchinnen und -köche noch ganz viele Desserts zaubern.
Über dieses Thema haben wir auch am 25.01.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.