
Skaten mit dem Rollstuhl? Das ist "cool und ein bisschen extrem"
Stand: 26.03.2025, 16:26 Uhr
Einmal im Monat kommen viele Kinder zum Rollstuhl-Skate-Treff nach Dortmund und meistern Rampen, Abfahrten und Stufen. Wie der spielerische Umgang mit dem Rollstuhl ihnen auch im Alltag helfen soll.
Von Simon Ewerbeck
Die sechsjährige Frida Otte sitzt in ihrem Rollstuhl auf einer der kleineren Skate-Rampen in der Halle in Dortmund und schaut voller Vorfreude nach unten. Ein letzter Blick geht Richtung Mutter Nadja, die am Rand steht und ihr "Daumen hoch" zeigt. Es kann losgehen. Frida gibt ihrem Rollstuhl einen Ruck nach vorne. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht fährt sie die Rampe nach unten, einmal quer durch die Skatehalle und auf die gegenüberliegende Rampe zu. Dort angekommen verliert der Rollstuhl an Schwung und rollt mit einer Drehung wieder in die andere Richtung. "Noch mal!", ruft Frida glücklich.
Frida Otte zeigt mit ihrem Glücksbringer im Gepäck, wie sie über die Rampen flitzt
00:28 Min.. Verfügbar bis 27.03.2027.
Dass ihre Tochter so viel Spaß am Skaten mit dem Rollstuhl hat, freut Mutter Nadja Otte sehr. Sie und Frida sind fast bei jedem Rollstuhl-Skate-Treffen dabei, zusammen mit vielen anderen Eltern und ihren Kindern. Die offenen Treffen des gemeinnützigen Projekts "Sit'N'Skate" finden jeden zweiten Samstag im Monat in der Skatehalle in Dortmund statt. Das Projekt organisiert solche Events auch in anderen deutschen Städten wie Berlin, Hamburg oder Oldenburg. Beim Treffen fahren einige Erwachsene die Rampen und Stufen herunter, vor allem aber Kinder und Jugendliche. Sie lernen spielerisch den Umgang mit dem eigenen Rollstuhl.
Rollstuhl-Skate-Treff in Dortmund: Spielerisch lernen und Spaß haben
"Die Rampen sind dafür da, dass ich lerne, wie ich mit dem neuen Rolli auch Rampen fahren kann", sagt Frida Otte, die nicht durchgängig auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Deshalb ist der Rollstuhl an diesem Samstag noch geliehen, doch schon bald bekommt sie ihren ersten eigenen. Nachdem sie ihren Einhorn-Glücksbringer in die Tasche ihrer Jacke gesteckt hat, steuert sie bereits die nächste Rampe an.
Simone Wachowiak, Co-Leiterin des Rollstuhl-Skate-Treffs in Dortmund, freut sich über das selbstbewusste Auftreten der Sechsjährigen. Beim Skaten geht es dabei nicht nur um die Bewegung selbst. Es soll auch den Alltag erleichtern: "Wenn man hier die Rampen und Stufen schafft, dann schafft man das auch im Alltag", sagt Wachowiak. Denn der ist häufig nicht barrierefrei.
Ein Alltag voller Hindernisse
Das zeigt auch das "Inklusionsbarometer Mobilität" von der Initiative "Aktion Mensch" aus dem Jahr 2022. Demnach treffen Menschen mit Beeinträchtigungen im Alltag häufig auf Hindernisse, die es für sie schwerer machen, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen. Der Rollstuhl-Skate-Treff in Dortmund ist für die Teilnehmenden ein Safe-Space, in dem die sich selbst ausprobieren und einander helfen können. Besonders wichtig seien Vorbilder, die selbst auch im Rollstuhl sitzen, mein Wachowiak. Denn die gibt es im Alltag für die Kinder nur selten.
Simone Wachowiak ist es wichtig, dass sich die Kinder beim Rollstuhl-Skating ausprobieren können
00:26 Min.. Verfügbar bis 27.03.2027.
Für Frida ist das Rollstuhl-Skating ein gutes Alltagstraining. "Ich bin erleichtert, dass sie Spaß hat", sagt Mutter Nadja. "Den Rollstuhl hat sie als etwas Normales kennengelernt und nicht als Makel." Bei Frida hat das Skating vor allem die Freude am Rollstuhlfahren geweckt. Besonders wenn es darum geht, eine Rampe herunterzufahren. "Das fühlt sich cool an", sagt Frida dann und lächelt, "und ein bisschen extrem."
Über dieses Thema haben wir am 04.03.2025 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Dortmund, 19.30 Uhr.