
Bus und Bahn für alle: Wie ein Kölner Projekt für mehr Inklusion kämpft
Stand: 07.02.2025, 13:02 Uhr
Fehlende Schilder und Durchsagen, die nur schwer zu verstehen sind: Allein mit Bus und Bahn in Köln unterwegs zu sein, fällt Dietrich Mensah und Silke Degwitz schwer. Die beiden sind Menschen mit Lernschwierigkeiten. Sie kämpfen für mehr Barrierefreiheit und haben klare Forderungen.
Von Agata Pilarska (Text) und Lotta Pommerien (Multimedia)
Dietrich Mensah und Silke Degwitz sind unterwegs zu einer Demonstration in Köln. Mit der Straßenbahn wollen sie zum Treffpunkt fahren. Degwitz drückt an der Haltestelle auf eine gelbe Taste, die an eine Fußgängerampel erinnert. Eigentlich sollte jetzt eine Ansage ertönen, die sehbehinderten Menschen vermittelt, wann welche Linie abfährt. Doch es passiert nichts.
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) beförderten im Jahr 2023 insgesamt 235,8 Millionen Fahrgäste. Das sind durchschnittlich 646.000 Personen pro Tag. Was für die meisten der Fahrgäste Routine ist, wird für Menschen wie Mensah und Degwitz zum Stressfaktor. Die beiden haben Lernschwierigkeiten, alleine mit Bus und Bahn unterwegs zu sein, fällt ihnen schwer. 178 der 237 Haltestellen in Köln sind nach Angaben der KVB zwar barrierefrei, doch an vielen Orten fehle es an wichtigen Orientierungshilfen, finden Mensah und Degwitz. Das wollen die beiden ändern.
Mensah und Degwitz sind Teil der politischen Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Das ist ein gemeinsames Projekt der Lebenshilfe Köln und der KoKoBe, eine Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung. Zusammen haben sie eine Petition gestartet. Über 2.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt. Ihre Forderungen an die KVB: Leichtere Sprache und deutlichere Ansagen, bessere Hinweise in Bussen und Bahnen und buntere Schilder. Alle Strecken haben zum Beispiel zugeordnete Farben. Warum diese nicht auch auf den Anzeigen oder als Leitstreifen auf dem Boden nutzen?
Einfacher mobil sein: "KVB für alle!"
Mensah und Degwitz sind inzwischen am Treffpunkt angekommen. Etwa 100 Teilnehmer sind nach Angaben des Veranstalters zur Demonstration am historischen Rathaus in Köln gekommen. Sie sammeln Unterschriften für die Petition und halten Plakate hoch. Zusammen rufen sie laut: "KVB für alle!"