Manege frei: Magische Momente beim inklusiven Zirkusprojekt
Stand: 01.09.2024, 09:06 Uhr
Die Sporthalle in Preußisch Oldendorf verwandelt sich einmal die Woche in ein buntes Zirkuszelt. Jung und Alt, Menschen mit und ohne Behinderung werden zu Artisten. Wie es Angela Hölscher schafft, alle zusammenzubringen.
Von Laura Weigele
Angela Hölscher hat 2018 in Preußisch Oldendorf den inklusiven Dorfzirkus "Maluna Kunterbunt" gegründet. Hier darf jeder mitmachen, ob mit oder ohne Behinderung. 18 Menschen zwischen sieben und 70 Jahren treffen sich einmal pro Woche und üben Zaubertricks und Kunststücke.
Lokalzeit: Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Angela Hölscher: Mein 25-jähriger Sohn hat das Downsyndrom. Wir beide lieben Zirkus. Wir sind immer nach Hinsbeck zu einem inklusiven Zirkus gefahren und waren begeistert davon. Bei uns im Ort gab es sowas aber nicht. Ich habe dann in Berlin auf eigene Kosten eine einjährige Ausbildung zu inklusionsorientierter Zirkuspädagogik gemacht und danach über unseren Verein, den SV Eggetal Eininghausen Börninghausen, den Zirkus ins Leben gerufen.
So sieht es bei "Maluna Kunterbunt" aus
00:36 Min.. Verfügbar bis 01.09.2026.
Lokalzeit: Was ist Ihre Aufgabe bei dem Projekt?
Hölscher: Ich überlege mir Übungen, bei denen alle mitmachen können. Ich stelle immer wieder fest, dass Kinder, die kognitiv und motorisch fit sind, den leistungsreduzierten Raum sehr genießen. Hier muss man nicht der Beste sein, sondern kann Kind sein, ohne Ansprüche. Außerdem erstelle ich die Choreografien. Wir haben vor kurzem die vierte Show auf die Bühne gebracht. Es macht einen großen Teil des Zirkus aus, die Menschen an der richtigen Stelle zu platzieren, damit motorisch eingeschränkte Personen ihr Können zeigen und Applaus bekommen.
Lokalzeit: Was haben Sie durch das Ehrenamt gelernt?
Hölscher: Ich habe gelernt, dass man es schaffen kann, Menschen unterschiedlichen Alters und kognitiver Voraussetzungen zusammenzubringen. Wenn sich eine 9-Jährige und ein 70-Jähriger im Dorf treffen, dann kennen sie sich - Dank uns. Das Projekt baut Berührungsängste ab. Außerdem finde ich die Gemeinschaft von Menschen, die ein Ehrenamt machen, schön. Es tut gut, mit ihnen in den Austausch zu kommen.
Angela Hölscher leitet die inklusive Zirkusgruppe "Maluna Kunterbunt"
Lokalzeit: Was war ein besonderes Erlebnis für Sie?
Hölscher: Der Heimatpreis 2023 des Kreises Minden-Lübbecke war das Highlight der letzten Jahre. Wir haben nicht nur 5000 Euro für unser Projekt gewonnen, sondern der Verein wurde mit geehrt. Das ist schön, denn man sieht, dass ein Sportverein nicht nur ein Leistungsträger ist, sondern auch Nischen füllen kann. Es bedeutet große Wertschätzung, denn Menschen mit Behinderung stehen gerade auf dem Land nicht im Mittelpunkt.
Lokalzeit: Wie können Interessierte den Verein unterstützen?
Hölscher: Wir sind am Rande unserer Kapazität. Wir haben zwar helfende Hände dazubekommen, aber wir können die Gruppe aktuell nicht vergrößern. Gerade haben wir sogar eine Warteliste. Wenn jemand aber etwas Ähnliches aufziehen möchte, kann man mich per Mail kontaktieren, ich helfe gerne weiter.