Wie Björn Freiburg sein Dorf Mellen am Leben hält
Märkischer Kreis | Füreinander
Stand: 31.10.2024, 15:08 Uhr
Einige Vereine standen in Mellen vor dem Aus. Björn Freiburg sprang in die Bresche - und brachte dafür auch persönliche Opfer.
Von Yunus Gündüz (Text), Solveig Floerke und Marko Rösseler (Multimedia)
Die Spieler von Rot-Weiß Mellen kommen auf den Platz. Es geht um den Verbleib in der Kreisliga A. Bei einer Niederlage droht der Abstieg. Viele aus dem Ort sind zum Anfeuern gekommen. Vereinsvorstand Björn Freiburg ist ganz vorne mit dabei. Er hat dieses Spiel überhaupt erst möglich gemacht.
Mellen droht Vereinssterben - und sie sind nicht die einzigen
Denn vor Kurzem stand Rot-Weiß Mellen vor einem viel größeren Problem als nur dem Abstieg. Der Traditionsverein von 1920 befand sich kurz vor der Auflösung, denn niemand wollte den Vorstandsposten übernehmen. Und ohne Vorstand, kein Verein. Wäre da nicht der 46-jährige Podologe Björn Freiburg gewesen.
Alle Vereine in Mellen, einem Ortsteil von Balve im Märkischen Kreis im Sauerland, haben dasselbe Problem: Ihnen fehlt der Nachwuchs. Sowohl bei neuen Mitgliedern als auch auf Vorstandsebene. Der Ort ist keine Ausnahme. Seit Jahren nimmt die Zahl der Sportvereine ab, wie aus der Landesdatenbank NRW hervorgeht. So gab es 2015 noch knapp 1.500 Vereine mehr als 2023.
Damit das bei ihm im Ort nicht passiert, engagiert sich Björn Freiburg gleich mehrfach. Auch außerhalb des Sports. Freiburg ist nicht nur Vorstand des Fußballvereins, sondern auch Vorstand der Hornbläser und Gründer des 24-Stunden-Ladens in Mellen. Warum er sich so reinhängt? "Damit das hier alles am Leben bleibt".
Dafür brachte er schon große Opfer. "Es ist jetzt die zweite Ehe, die auf der Strecke geblieben ist", sagt Freiburg. Viel Zeit habe er zu Hause nicht verbracht. Durchschnittlich investieren Ehrenamtler in NRW laut Ehrenamtatlas rund 208 Stunden im Jahr in ihre Tätigkeit. Bei Freiburg dürften es wesentlich mehr sein.
Alles für ein lebenswertes Dorf
Neben seinen Ehrenämtern betreibt Freiburg zudem fünf podologische Praxen. Eigentlich hat der 46-Jährige genug zu tun, aber für die Zukunft Mellens nimmt er sich die Zeit - unbezahlt. Nicht mal der Dorfladen wirft Gewinn ab: "Wir kommen hier so raus, dass wir die Kosten decken können". Um mehr geht es ihm auch gar nicht. Denn ohne ihn gäbe es hier keine Einkaufsmöglichkeit mehr. "Man muss was Gutes tun", nur so steige Mellen nicht ab. Damit meint Freitag wohl nicht nur den Fußballverein, sondern den gesamten Ort.
Über dieses Thema haben wir am 04.09.2024 auch im WDR Fernsehen: die story - Tod im Vereinsheim? Wie Vereine ums Überleben kämpfen, 22.15 Uhr.