Die Freibadretterin von Hiddesen
Stand: 21.09.2024, 16:19 Uhr
Kühles Wasser, eine große Liegewise, vor dem kleinen Kiosk genießen ein paar Badegäste ihre Pommes. Das perfekte Freibadgefühl. Möglich macht das hier in Detmold das ehrenamtliche Team der Freibadinitiative Hiddesen rund um Anja Wolf. Ihr geht es dabei um mehr als Freizeitspaß.
Von Lena Breuer
An diesem heißen Sommertag ist das Wasser im Freibad Hiddesen mit seinen 23 Grad eine willkommene Abkühlung. Es ist Punkt 12 Uhr, als Anja Wolf das Metalltor zum kleinen Freibad aufsperrt. "Na dann mal hereinspaziert, die Wassertemperatur ist perfekt!", ruft sie der Familie entgegen, die mit bunten Schwimmringen und Badetüchern bewaffnet auf die noch leere Wiese eilt. "Heute wird es bestimmt super voll, gut dass ihr so früh da seid." Das Wasser im großen Schwimmerbecken glitzert in der Sonne, vor dem kleinen roten Kiosk stehen Plastikstühle bereit.
Die Freibadinitiative Hiddesen gibt es seit 35 Jahren
Freibadinitiativen gibt es überall in Deutschland und Nordrhein-Westfalen. Das Prinzip ist immer gleich: Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer übernehmen den Betrieb des Freibades, manchmal komplett, manchmal nur teilweise wie in Detmold-Hiddesen.
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Als vor 35 Jahren die Stadt drohte das Freibad zu schließen, sprang der Verein ein und stemmt seitdem den Kartenverkauf und den Kiosk. Badtechnik und der Bademeister werden von der Stadt gestellt.
Warum für Anja Wolf ein Schwimmbad nach Hiddesen gehört
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Seit gut zwei Jahren ist Anja Wolf die Vorsitzende der Freibadinitiative Hiddesen. "Die Stadt wollte 2021 den Kiosk zu machen und hatte kein Personal mehr für die Kasse, da habe ich gesagt: Ein Dorf ohne Freibad, das geht doch nicht. Und ein Freibad ohne Kiosk geht auch nicht. Dann habe ich einfach angefangen und seitdem bin ich geblieben", erklärt die 49-Jährige.
Echte Freibadpommes
Das Bad ist an diesem Sommertag Ende August gut gefüllt, Familien liegen auf ihren Handtüchern im Schatten, im Schwimmbecken und vor allem an der kleinen Rutsche ist viel los. Anja Wolf steht in ihrem kleinen Kiosk, wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Eine leckere Pommes gehört für Anja Wolf zum Freibadbesuch dazu
"Hier, hinter der Fritteuse, wird es echt warm", sagt Wolf und lacht laut. "Aber ich liebe es einfach. Die Pommes schmecken ja nur echt gut mit Chlorgeruch in der Nase."
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Eigentlich hat Wolf eine Teilzeitstelle in der Verwaltung der Stadt Detmold, aber wenn es warm ist, ist sie nahezu jeden Tag im Freibad. Einsatz, der ankommt, denn nicht nur an diesem Tag ist das Freibad gut besucht.
Gegen das Freibadsterben
In den letzten Jahren haben viele Kommunen ihre Freibäder schließen müssen, vor allem aus Kostengründen. Eine echtes Problem, vor dem auch Experten der DLRG warnen: Immer weniger Kinder lernen schwimmen und der Anteil der Nichtschwimmer in der Bevölkerung steigt. Eine Forsa-Umfrage der DLRG im Jahr 2022 ergab, dass 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen können.
Anja Wolf erklärt, warum Kinder schwimmen können sollten
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Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Schwimmbadschließungen hat sich die Zahl seit 2017 laut DLRG verdoppelt. "Wir wissen, dass das hier wichtig ist, deshalb mache ich das ja auch. Wenn wir es nicht machen, dann wird das Bad geschlossen und das kommt nicht in Frage", erklärt Wolf. "Ich kann mir einen Sommer ohne mein Freibad nicht mehr vorstellen."
Über dieses Thema haben wir auch am 31.08.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.