Drei Menschen stehen in einem Garten und pflanzen einen Olivenbaum

Integration im Grünen: "Hier im Garten findet jeder seine Heimat"

Rhein-Sieg-Kreis | Ehrenamt

Stand: 20.06.2024, 16:10 Uhr

Etwas versteckt, in einem Wohngebiet in der kleinen Gemeinde Alfter-Oedekoven liegt der "Internationale Garten". Hier versammelt Ehrenamtler Bruno Buss Geflüchtete und Deutsche zum gemeinsamen Ackern.

Von Lena Breuer

"Manan, jetzt kannst du den Baum einsetzen", ruft Bruno Buss über den Acker, in der Hand einen Spaten. "Ich habe Dir hier ein Loch vorbereitet, hier steht der bestimmt gut." Der 82-Jährige trägt einen Sonnenhut auf den weißen, etwas verstrubbelten Haaren, sein Schnurrbart bewegt sich, wenn er lacht. Gemeinsam mit Manan Jamil, dunkle Haare, brauner Pullover, rüttelt Buss einen kleinen Olivenbaum in ein vorgegrabenes Loch im Acker.

Wie Bruno Buss auf die Idee kam

00:58 Min. Verfügbar bis 20.06.2026

"Mit Olivenbäumen kennt sich Manan viel besser aus als ich. Die kommen ja aus seiner Heimat, aber wachsen auch hier bei uns ganz gut", erklärt Buss und schaut dabei auch ein bisschen stolz auf das Stück Land. Ungefähr 30 Menschen sind heute zum Gärtnern gekommen. Überall wird Unkraut gezupft, gepflanzt, geackert.

Etwas Nachhaltiges schaffen

"Natürlich machen wir mehr als nur das Gärtnern. Wir helfen zum Beispiel bei der Wohnungssuche, unterstützen, wo wir können", erzählt der 82-Jährige. Das Projekt ist eine Reaktion auf das Jahr 2015. Damals kamen laut Migrationsbericht des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 890.000 Asylsuchende nach Deutschland. Ein historischer Höchststand. Etwa 21 Prozent von ihnen kamen nach NRW. Die größte Gruppe von ihnen floh vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Asylsuchende werden nach einem Quotensystem auf die Kommunen verteilt, dem sogenannten "Königsteiner Schlüssel".

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Buss und seine Mitstreiter wollten etwas Nachhaltiges schaffen, für die Menschen, die vor dem Krieg nach Deutschland geflohen waren. Er war mit diesem Gefühl nicht allein in NRW. Mit der hohen Zahl der Geflüchteten entstanden auch viele ehrenamtliche Projekte wie Nachbarschaftshilfen, Nähprojekten, Freizeitangebote für Kinder - oder eben der internationale Garten.

Voneinander lernen

Seit 2016 gibt es den internationalen Garten Alfter-Oedekoven. Innerhalb von mehreren Monaten organisierte Buss ein Stück Land. Mit Spenden kaufte er Gartengeräte und einen Rasenmäher. "Das war dann irgendwann ein Selbstläufer, denn die Menschen sind einfach gerne gekommen", erzählt Buss.

Bruno Buss über traumatische Fluchterfahrungen

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"Hier nimm noch einen Tee, Papa", sagt Annina, Manan Jamils Frau. Mit einem Lächeln reicht sie Bruno Buss die Tasse, er lächelt zurück. "Wenn sie mich Papa nennen, macht mich das sehr glücklich. Irgendwie ist das wirklich ja auch meine Familie geworden", sagt der Rentner. "Integration geht ja auch immer in zwei Richtungen. Ich habe hier schon so viel gelernt."

Ehrenamtler Bruno Buss sitzt lächelnd im "Internationalen Garten".

Im Internationalen Garten lernen alle etwas voneinander

Schwarzen Tee mit viel Zucker zu trinken zum Beispiel, oder einzelne Worte auf Arabisch oder Farsi. "Mich hält das jung hier, deshalb möchte ich auch unbedingt weitermachen. Und hier bei uns im Garten findet jeder seine Heimat."

Für sein Engagement hat Buss von der Lokalzeit am Samstag den "Ehrwin des Monats" erhalten. Wenn du auch jemanden für den "Ehrwin des Monats" vorschlagen möchtest, kannst du das hier tun.

Über dieses Thema haben wir auch am 25.05.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.