MONITOR vom 19.08.2021

Kein einheitliches Testkonzept: Schulstart auf Kosten von Kindern und Familien?

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Bericht: Aiko Kempen, Rihan Rodosthenous, Martin Suckow

Kein einheitliches Testkonzept: Schulstart auf Kosten von Kindern und Familien?

Monitor 19.08.2021 04:27 Min. UT Verfügbar bis 30.12.2099 Das Erste Von Aiko Kempen, Rihan Rodosthenous, Martin Suckow

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Achim Pollmeier: "Die Schule hat begonnen, jedenfalls in den meisten Bundesländern wie gestern in Nordrhein Westfalen. Aber pünktlich zum Schulstart steigt die Corona-Inzidenz wieder drastisch an, heute liegt sie fast doppelt so hoch wie noch vor einer Woche. Also steigt auch die Unsicherheit. Wie schlimm wird das mit der Delta-Variante? Muss mein Kind in Quarantäne, bleiben Schulen und KiTas wirklich geöffnet? Immer wieder wurde betont, dass Kinder in der Pandemie besonders geschützt werden müssen und man jetzt aber auch wirklich alles für sie tun müsse, haltet die Schulen auf, und so weiter. Und dann wird trotzdem wieder bei ihnen gespart – etwa bei den Corona-Tests. Da nimmt man es in vielen Bundesländern bei den Kindern nicht so genau. Das ist billiger und einfacher – und ganz schön zynisch, zeigen Ihnen Aiko Kempen, Rihan Rodosthenous und Martin Suckow."

Corona-Test in der KiTa Zwergenland in Glienicke/Nordbahn bei Berlin. Zweimal pro Woche lutschen die Kinder hier an geschmacklosen Watte-Stäbchen – zur passenden Musik. Kita-Leiterin Bettina Fabian sammelt die Stäbchen ein. Die Sammelprobe – der sogenannte Pool – kommt für einen PCR-Test ins Labor. Der ist viel zuverlässiger und genauer als die weit verbreiteten Antigen-Schnelltests. Fällt die Sammelprobe positiv aus, wird nachgetestet. Diesmal einzeln. Der Vorteil, man erkennt früh, welches Kind sich angesteckt hat, bevor es andere anstecken kann.

Bettina Fabian, Leiterin KiTa Zwergenland: "Die Kinder können unproblematisch mitmachen, weil nichts weh tut. Und was ich noch ganz entscheidend finde, ist, dass wir dadurch, dass der Lollitest ein PCR-Test ist, dass schon ganz geringe Viruslast festgestellt wird und deswegen sind wir einfach sicherer."

Auch Virologen betonen, wie wichtig PCR-Pooltests sind, um Kinder zu schützen.

Martin Stürmer, Virologe, Universität Frankfurt: "Wir gehen in den Kontext der Delta Variante. Wir haben höhere Zahlen als wir letzten Sommer gehabt haben und wir haben eben die Kinder, die nicht geimpft sind. Letztendlich ist es, um eben die Schulen und Kindergärten so sicher wie möglich zu machen, einfach unumgänglich, vom Antigentest auf die Pooltestung umzustellen."

Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass sich unter Kindern ein "beträchtlicher Teil des Infektionsgeschehens" im kommenden Herbst abspielen konnte. Deshalb empfahl es bereits im Juli flächendeckende PCR-Tests,

Zitat: "  ... um das Infektionsgeschehen in KiTas und Grundschulen überwachen zu können und gleichzeitig das Risiko für Übertragungen signifikant zu reduzieren."

In der KiTa Zwergenland wird PCR getestet, aber nur, weil Eltern das selbst organisieren – und selbst bezahlen.

Alexander Krupp: "Aus unserer Sicht wäre es eigentlich eine staatliche Aufgabe, auch den Gesundheitsschutz hier anzubieten. Mein Eindruck ist, Kinder und Familien werden vergessen in der Pandemiebekämpfung."

Werden die Kinder vergessen? Eine MONITOR-Umfrage zeigt, tatsächlich bietet die Mehrheit der Bundesländer PCR-Tests in Grundschulen nicht oder nicht flächendeckend an. Nur fünf Bundesländer wollen im neuen Schuljahr ganz auf PCR-Tests setzen. In KiTas sieht es noch deutlich schlechter aus. Nur Bremen und Baden-Württemberg planen dort flächendeckende PCR-Tests. In den meisten Bundesländern bleibt es also bei den deutlich unzuverlässigeren Schnelltests in KiTas und Schulen. Dabei warben Bundesgesundheitsminister Spahn und Bundesbildungsministerin Karliczek bereits im Juli für PCR-Pooltests, baten die Länder

Zitat: "… eindringlich, diese Möglichkeit in die Präventionskonzepte in KiTas und Schulen zu integrieren ..."

Eine Bitte, die nichts kosten soll. Umsetzen und bezahlen müssten das die Länder – teilt das Bundesgesundheitsministerium auf MONITOR-Anfrage mit. Doch genau das wollen die meisten Länder nicht. Der logistische Mehraufwand für PCR-Tests sei zu hoch, heißt es. Merkwürdig, denn das RKI widerspricht und verweist auf freie Laborkapazitäten. Sparen Bund und Länder auf Kosten der Kleinsten? Der Präsident des Berufsverbandes der Kinderärzte hat dafür kein Verständnis.

Thomas Fischbach, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte: "Ich halte das für empörend, wenn ich sehe, für wie viele andere Dinge in diesem Land Geld zum Teil auch zum Fenster hinausgeworfen worden ist. Auch in der Pandemiezeit ist es nicht akzeptabel, dass Kinder uns so wenig wert sind. Dann muss man auch besondere Lösungswege finden. Also Geld des Bundes muss auch zur Verfügung gestellt werden."

Es gab das Versprechen, Kinder in der Pandemie besser zu schützen – bei den Tests gilt das jedenfalls nicht.

Stand: 19.08.2021, 22:15 Uhr

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7 Kommentare

  • 7 Sch., P. 07.09.2021, 15:17 Uhr

    Niemand ist Betreff Corona-Impfstoffe „Versuchskaninchen“ (auch Kaum von Corona betroffene Kinder nicht), „Niemand beabsichtigt eine Impfpflichtige einzuführen“. Alles klingt gleich wie „Niemand beabsichtigt eine Mauer zu bauen“. Gibt es die Corona-Impfstoffe doch schon seit vielen Jahrzehnten, unzählig millionenfach an Menschen geimpft? Auch Kontergan wurde bevor es als Medikament zugelassen wurde intensiv getestet. Das die Corona-Impfstoffe nun nach intensiven Prüfungen zugelassen sind und geimpft werden, das ist eine Sache. Doch kein Mensch ist Prophet und kann voraussagen dass es nicht nach vielen Jahren doch noch Langzeitfolgen entsprechend Kontergan gibt. Somit ist die Behauptung dass die Impfstoffe auch auf Langzeit keine gefährlichen Nebenwirkungen bewirken sehr gewagt und unglaubhaft. Aus diesem Grunde sollte es keine Impfpflicht geben, erst recht nicht an unmündige Kinder welche selbst nicht entscheiden können und dürfen. Eine Impfpflicht für Kinder ist unmoralisch.

  • 6 Conny 03.09.2021, 14:57 Uhr

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  • 5 Antwortender 30.08.2021, 17:17 Uhr

    Kinder,Kinder.Wann jemals soll denn eigentlich der West-Kapitalismus sich für das Wohl seiner Untertanen interessiert haben?Und dann etwa speziell für Kinder sowie Ältere?Gut,die Kinderarbeit ist weitestgehend nicht mehr IN.Wehrpflicht abgeschafft-dafür Berufsmilitär,um zuverlässig und hochgerüstet ferne Fronabschnitte zu halten zu versuchen-gescheitert wieder einmal!Da haben die betroffenen Familien und Kinder zuhause außer Seuche,Naturkatastrophen,steigende Lebenshaltungskosten und Kriminalität und auf allen Ebenen eine total versagende Staatsführung dann auch noch das Trauma der mit Verlusten verjagden Elitetruppen zu verkraften.Taugliche Konzepte jemals praktiziert?“Getestet“ wird tatsächlich seit über 120 Jahren nur die Leidensfähigkeit der deutschen Menschen.

  • 4 Conny 27.08.2021, 02:58 Uhr

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  • 3 Fragender 19.08.2021, 22:14 Uhr

    Unsere Kinder, welche nur ein minimales Risiko haben schwer an Covid-19 zu erkranken, werden regelmäßig getestet und müssen selbst am Platz dauerhaft Maske tragen. Unsere Politiker, welche zum großen Teil der Risikogruppe angehören, brauchen im Bundestag dagegen am Platz keine Maske tragen und halten sich auch häufig nicht ans Abstandsgebot. Ich wäre für einen verpflichtenden PCR Test an jedem Werktag für jeden Abgeordneten und eine dauerhafte Maskenpflicht.

  • 2 Sven 19.08.2021, 18:03 Uhr

    Es war absehbar! Kinder sind keinen Cent Wert, wie man wieder und wieder vor Augen geführt bekommt. Bei den "Alten" musste jede erdenkliche Einschränkung in Kauf genommen werden und jedes noch so kleine Risiko musste ausgeschlossen werden. Bei den Kitas und Schulen - unseren Kindern, unserer Zukunft - lässt man die Infektion jetzt durchlaufen. Bis alle Daten zu Langzeitfolgen etc. bekannt sind, sind die meisten Entscheidungsträger entweder nicht mehr im Amt oder haben bereits das zeitliche gesegnet. Es ist einfach unfassbar wie unsolidarisch, egoistisch und kurzsichtig sowohl die Politik als auch der geimpfte "alte" Teil der Gesellschaft sich gegenüber den Kleinsten verhält. Vielen Dank! Die nächste Pandemie/Katastrophe kommt bestimmt... dann sehen wir wer dann noch solidarisch ist.

    • heidrun 20.08.2021, 09:18 Uhr

      Ich bin jetzt 72 Jahre und kann dem was hier geschrieben wird voll zustimmen. Ich war von Anfang an dagegen, dass zuerst die Alten dran kamen. Die Jungen hätten zuerst geimpft werden müssen, auf die müsste man dringend Rücksicht nehmen, die haben das Leben noch vor und die Kinderer ebenfalls, die alle stehen mitten im Leben und hielten bzw. halten dieses Land am Laufen, wir Alten hatten unsere Zeit. Wenn die geschützt worden wären, die für die Alten da waren und sind, dann hätte man bei uns Alten auch noch warten können. Da ich das auch immer wieder gesagt habe, das hat mir massenhafe Beschimpfungen eingebracht, das hindert mich aber nicht daran es immer wieder zu sagen

  • 1 Krauter 18.08.2021, 12:19 Uhr

    Im Juli 2020 gab kaum noch Coronainfizierungen, heute, 2021 steigt die Zahl der Infektionen trotzdem dass bei Erwachsenen rund 70 % geimpft sind die Infektionswerte an. Seit den Impfungen mit diesen Kunststoffen habe ich immer wieder starke Kopfschmerzen, Müdigkeit und körperlicher Schwäche zu kämpfen. Nun wollen unsere Politiker mitsamt ihrer journalistischen Demagogen mit aller Gewalt unseren kleinen Kindern (Kinder, welche sich nicht wehren können) auch diese giftigen Kunststoffe einimpfen. Laut Statistiken scheinen die Impfungen Betreff Inzidenzzahlen nicht viel Erfolg in der Bekämpfung des Virus gebracht zu haben, ansonsten würden derzeit nicht wieder die Inzdenzen ansteigen obwohl eine große Mehrheit von Erwachsenen diesen Kunststoff eingeimpft bekamen.