Die Redaktion MONITOR weist die von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) öffentlich geäußerte Kritik an unserer Berichterstattung zu invasiver Beatmung zurück und bleibt vollumfänglich bei ihrer Berichterstattung.
Sowohl vom Ton als auch inhaltlich ist die Redaktion von der Kritik überrascht. Vieles von dem, was kritisiert wird, wurde in der Berichterstattung nicht so behauptet oder war gar nicht Gegenstand der Berichterstattung. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Berufsverbände ihre Kritik an der Berichterstattung von MONITOR bereits VOR Ausstrahlung der Sendung formulierten. Zu einem Zeitpunkt also, als ihnen der Inhalt des MONITOR-Beitrags noch nicht bekannt sein konnte.
Zu den einzelnen Kritikpunkten nimmt die Redaktion wie folgt Stellung:
1.) Die Berichterstattung der Redaktion basiert nicht auf der „Meinung vereinzelter Mediziner mit begrenzter intensivmedizinischer Erfahrung“, sondern auf Erfahrungen und frühen Studien aus den USA, China und Großbritannien, die die Überlebenschancen bei intubierten Covid 19 Patienten relativ gering erscheinen lassen. Vor diesem Hintergrund stellt der Beitrag die Frage, ob eine frühzeitige Intubation der richtige Weg ist. Anders als in der Kritik suggeriert stellt der Beitrag invasive und nicht-invasive Beatmung dabei nicht als „Entweder-Oder-Konzepte“ dar, sondern fokussiert auf die Frage des richtigen Zeitpunktes für eine Intubation. Dabei kommen Mediziner zu Wort, die mit einer möglichst späten Intubation gute Erfahrungen gemacht haben und auch deswegen nur wenige Patienten intubieren mussten. Vor diesem Hintergrund kritisieren sie die Formulierungen in den zitierten Covid-19-Behandlungsempfehlungen. Die Redaktion weiß aus der Recherche, dass diese Ansicht auch von anderen Ärzten geteilt wird.
2.) Die Zahlen aus dem „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) waren – anders als in der Stellungnahme der Berufsverbände behauptet – nicht Gegenstand der MONITOR- Berichterstattung. Falsch ist ebenfalls, dass diese Zahlen „zurückgezogen“ worden seien. Korrigiert wurde von der JAMA-Redaktion lediglich eine missverständliche Formulierung in der Zusammenfassung. Mit Blick auf die abgeschlossenen Fälle bleibt Stand der Studie: Von 320 invasiv beatmeten Patienten konnten 38 entlassen werden, 282 dagegen verstarben. Dies entspricht einem Anteil von 88 %. Diese Zahl bezieht sich nur auf diese 320 abgeschlossenen Fälle, nicht auf alle Patienten, die Teil der Studie waren. Viele von ihnen waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch in Behandlung, so dass der Ausgang noch offen war. Um nicht den möglicherweise irreführenden Eindruck zu erwecken, diese Zahl bezöge sich auf ALLE intubierten Fälle, hat die JAMA-Redaktion eine entsprechende Formulierung in der Zusammenfassung korrigiert. Dass die Zahlen mindestens ein kritisches Licht auf die Erfolgsquote von Intubation bei Covid 19-Patienten werfen, bleibt davon unberührt. Im Übrigen wird dies ja auch von anderen frühen Studien und Erfahrungen von Ärzten an verschiedenen Orten der Welt bestätigt.
3.) Die Redaktion MONIITOR versucht nicht, „einen Konflikt zwischen Lungenfachärzten und Anästhesisten in Deutschland künstlich herauszuarbeiten“. Vielmehr gab sie der wachsenden Zahl ernstzunehmender Kritiker an einer frühzeitigen Intubation schwerkranker Covid-19-Patienten eine Stimme. Auch die DGAI kommt im Beitrag mit seinem Vorsitzenden Prof. Rossaint ausführlich zu Wort. Die Kritik an den in der Berichterstattung zitierten Formulierungen in den Empfehlungen der Fachverbände wurde im Übrigen bereits vor Ausstrahlung des MONITOR-Berichts laut. Insoweit hält es die Redaktion für journalistisch geboten, unterschiedliche Auffassungen zu einem solch lebenswichtigen Thema darzustellen und einzuordnen.
4.) Bei der in der Stellungnahme der Berufsverbände genannten Zahl von 70 % handelt es sich nicht um intubierte Patienten, sondern um alle intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten. Soweit die Berufsverbände damit den Eindruck erwecken wollen, hier handele es sich um die „Erfolgsquote“ der Intubation, so ist dieser Eindruck falsch. Verlässliche Daten hierzu liegen aus Deutschland noch nicht vor. Dies hat der Berufsverband der Anästhesisten MONITOR gegenüber ausdrücklich bestätigt. Im MONITOR-Bericht heißt es hierzu deshalb: „Es gibt zwar Hinweise auf höhere Überlebensraten, aber noch keine verlässlichen Zahlen.“
5.) In der MONITOR-Berichterstattung kommen alle Vertreter der unterschiedlichen Auffassungen zu Wort. Die Redaktion hat sich um eine sachliche Darstellung des Problems bemüht. Insoweit weist die Redaktion den Vorwurf der unausgewogenen oder emotionalisierenden Berichterstattung mit aller Deutlichkeit zurück. Keineswegs wollte sie damit Patienten verunsichern, wie es die Fachverbände in ihrer Stellungnahme unterstellen. Dies hat Redaktionsleiter Georg Restle auch in der Abmoderation zum MONITOR-Bericht deutlich und unmissverständlich unterstrichen.