MONITOR vom 24.03.2022

Putins Bomben in Syrien: Kriegsflüchtlinge zweiter Klasse?

Kommentieren [151]

Bericht: Lara Straatmann, Herbert Kordes, Julia Regis

Putins Bomben in Syrien: Kriegsflüchtlinge zweiter Klasse?

Monitor 24.03.2022 08:43 Min. UT Verfügbar bis 30.12.2099 Das Erste Von Lara Straatmann, Herbert Kordes, Julia Regis

Kommentare zum Thema, weiterführende Links und der Beitragstext als PDF

Georg Restle: "Auch dieses Foto ist ein aktuelles Bild aus einem Krieg, den Putin gerade führt. Aber es wurde nicht in der Ukraine aufgenommen, sondern in Idlib in Syrien. Ein Krieg, den wir gerade zu vergessen scheinen, obwohl auch von dort Zehntausende nach Deutschland geflohen sind, aus Angst vor den Bomben Putins. Und so groß die Hilfsbereitschaft für ukrainische Flüchtlinge gerade ist, so schwer macht es Deutschland den Geflüchteten aus Syrien, in diesem Land anzukommen. Die Menschenwürde ist unteilbar, sagt das Grundgesetz. Und doch machen wir Unterschiede. Lara Straatmann."

Sie sind in Sicherheit, entkommen vor Putins Bomben – Olga Tkachenko und ihr Sohn sind aus Charkiv geflohen. Dank der Hilfe von Marianne Arndt beziehen sie heute ihre neue Wohnung in Köln.

Olga (Übersetzung Monitor): "Es gefällt mir total gut. So etwas haben wir nicht erwartet, es ist alles so schön und so gemütlich."

Hier herrscht Frieden. Doch die Bilder ihrer Heimatstadt lassen sie nicht los. Charkiv ist eine der am heftigsten getroffenen Städte. Die Angst um Eltern und Geschwister, die in der Stadt zurückgeblieben sind, ist riesig.

Olga (Übersetzung Monitor): "Ich wünsche mir jeden Tag, dass sie morgen kommen, dass sie okay sind, dass sie keine Explosionen hören, dass sie ruhig im Bett schlafen und dass sie nicht im Keller übernachten müssen."

Hier kann sie jetzt etwas Ruhe finden. Die katholische Gemeindereferentin Marianne Arndt engagiert sich seit Jahren für Flüchtlinge. Neu ist diesmal, ukrainische Flüchtlinge dürfen direkt in private Wohnungen ziehen – eine große Erleichterung. Ganz anders hier, mitten im Bayerischen Wald lebt Bashar Sharif in einer Notunterkunft; zum nächsten Dorf ist es ein Kilometer Fußweg. Bashar ist aus Syrien geflüchtet. Er bekam die Unterkunft zugewiesen, eine eigene Wohnung ist ihm untersagt. Auch seine Eltern und Geschwister fürchten sich täglich vor Putins Bomben – nicht in der Ukraine, sondern in Idlib in Syrien. Dort harren tausende Vertriebene aus anderen Landesteilen aus. Russland kämpft hier seit Jahren an der Seite Assads – auch gegen die Zivilbevölkerung. Was kaum einer mitbekommt, die russischen Luftangriffe dauern an. Dutzende tote und verletzte Zivilisten – allein in den vergangenen Monaten. Putins Kriegsverbrechen in Syrien – fern des westlichen Interesses. Bashar floh allein nach Europa, um möglichst bald seine Familie nachholen zu können. Im Januar wurde sein kleiner Bruder tödlich getroffen.

Bashar (Übersetzung Monitor): "Vor etwa zweieinhalb Monaten war meine Familie unterwegs, um einige Dinge zu kaufen. Es gab einen Luftangriff, bei dem er und viele andere Menschen starben. Bombenangriffe bedeuten Horror. Man kann jederzeit sterben."

Seine Flucht in die EU hätte Bashar beinahe mit dem Leben bezahlt. Diese Bilder aus Polen zeigen, was auch er erlebte: Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, prügelte sie zurück. Im eisigen Winter harrte er in einer tödlichen Sackgasse zwischen Polen und Belarus aus. Mindestens 17 Menschen sind Ende des Jahres dort gestorben.

Bashar (Übersetzung Monitor): "Jedes Mal, wenn sie uns im Wald erwischten, zwangen sie uns ins Auto, fuhren zur Grenze und scheuchten uns zurück. Als wir es immer wieder versuchten, verprügelten sie uns, nahmen unsere Handys und zerstörten sie."

Schließlich sperrte die Polizei ihn in ein polnisches Grenzlager. Noch heute werden Geflüchtete in solchen Lagern hinter Stacheldraht festgehalten, über Monate, ohne Perspektive. Gleiches Land, wenige Kilometer weiter: Hier werden ukrainische Kriegsflüchtlinge willkommen geheißen, die polnische Polizei hilft bei der Versorgung. Um Ukrainern die Flucht zu erleichtern, fahren Busse und Züge. Die EU öffnet ihre Grenzen für die Menschen aus der Ukraine. Auch Olga hat eine große Hilfsbereitschaft erlebt. Freiwillige boten ihr eine private Fluchthilfe mit dem Bus nach Deutschland an.

Olga (Übersetzung Monitor): "Unser Wunsch ist, dass Dima in die Schule geht. Ich möchte Deutsch lernen, Arbeit finden und arbeiten."

Dafür hat Europa bereits den Weg geebnet – mit Hilfe der sogenannten Massenzustrom-Richtlinie, die den Umgang mit Kriegsflüchtlingen vereinfacht. Ukrainer müssen kein Asyl beantragen, dürfen arbeiten, erhalten Aufenthalt und können selbst entscheiden, in welchem Land sie Schutz suchen – ein Novum. Den syrischen Kriegsflüchtlingen wurde das verwehrt. Die Folgen hat Marianne Arndt jahrelang erlebt: Abschiebungen innerhalb Europas, Unterbringung in Heimen, eingeschränkter Familiennachzug, geschlossene Grenzen.

Marianne Arndt, Kath. Kirchengemeinde Köln Höhenberg-Vingst: "In jedem Fall sind die Syrer heute Flüchtlinge zweiter Klasse, denn die mussten damals für ihre Arbeitserlaubnis, für ihren Aufenthaltstitel kämpfen. Sie mussten nachweisen, dass sie nicht über verschiedene Grenzen kamen, wurden zurückgeschickt in andere Länder für ihr Asylverfahren. Und die Ukrainer dürfen hierbleiben, dürfen hier arbeiten, dürfen sich direkt engagieren und so weiter und so fort. Also insofern haben wir … natürlich zeigt sich für mich die Situation, die Flüchtlinge erster Klasse … die Flüchtlinge zweiter Klasse."

Zurück zu Bashar. Aus der polnischen Haftanstalt ist er nach Deutschland geflohen, hoffte auf Sicherheit. Der Traum ist zerplatzt. Weil er zuerst in Polen registriert wurde, soll er dorthin zurück.

Bashar (Übersetzung Monitor): "Ich habe Angst, wieder in dieselbe Situation zu geraten. Ich habe Freunde, die seit drei Monaten im Gefängnis sind, einige waren sogar in Isolationshaft."

Unverantwortlich, meint der ehrenamtliche Helfer Stephan Reichel.

Stephan Reichel, Vorsitzendeer matteo - Kirche und Asyl e. V.: "Wir wissen, dass sie in Polen sehr schlecht behandelt wurden, auch geschlagen wurden, in Gefängnisse kamen, medizinisch nicht versorgt wurden und wir wissen, dass – wenn es zurück geht nach Polen – dasselbe wieder passieren kann."

Syrische Kriegsflüchtlinge, ins Elend abgeschoben – mitten in Europa. Das hat auch Familie Youssuf durchgemacht. Nach mehr als zwei Jahren in Deutschland schoben die Behörden sie nach Bulgarien ab, wo sie als Flüchtlinge registriert sind. Dort angekommen seien sie gleich aus dem Flughafen gescheucht worden.

Vater (Übersetzung Monitor): "Sie haben uns gesagt, dass wir verschwinden sollen und setzten uns auf die Straße. Wir kennen Bulgarien nicht. Wir können ein bisschen Deutsch, aber es waren keine Deutschen da."

Selbst anerkannte Flüchtlinge werden in Bulgarien sich selbst überlassen, das ist gut dokumentiert. In der Not kam die Familie wieder zurück. Sherin steht jetzt kurz vor dem Realschulabschluss, gehört zu den Klassenbesten.

Sherin: "Mich interessiert Medizin sehr, deswegen ich will auch Ärztin werden, ich will Medizin studieren."

Doch ihr Antrag auf Aufenthalt wurde erneut abgelehnt. Sie sollen zurück nach Bulgarien, auch wenn ihnen dort Obdachlosigkeit droht. Olgas Aufenthalt in Köln ist gesichert, ihr Sohn darf in die Schule gehen, sie darf arbeiten. Jetzt hofft sie, dass Mutter und Vater aus dem Krieg ins sichere Deutschland nachkommen. Bashar darf seine Familie aus Idlib nicht nachholen. Er darf auch keine Arbeit aufnehmen, er darf nicht hierbleiben. Was bleibt, ist die tägliche Angst, dass seine Familie in Idlib von Putins Raketen getroffen wird.

Bashar (Übersetzung Monitor): "Was ist der Unterschied zwischen uns und den anderen und den Menschen, die an der Grenze gestorben sind. Wir sind alle Menschen und wir sind alle Flüchtlinge. Sie haben Krieg und wir haben Krieg."

Stand: 22.03.2022, 17:00 Uhr

Kommentare zum Thema

Kommentar schreiben

Unsere Netiquette

*Pflichtfelder

Die Kommentartexte sind auf 1.000 Zeichen beschränkt!

151 Kommentare

  • 151 In D sind die Irren los 21.06.2022, 11:22 Uhr

    Wieder einer dieser bekloppten Staatsfunkkommentare: Kiegsflüchtlinge ? Zum kaputtlachen ! Die Halbstarken aus dem Orient sind lupenreine Wirtschaftsmigranten, die den Biodeutschen als Kuli dazu mißbrauchen, ihn lebenslang all-inclusive zu versorgen , bis er vor lauter Maloche völlig ausgezehrt und ausgemergelt tot in die Grube fällt ! Dt. Politiker, infantile linke Pfaffen, weltbeste dt. Gutste und Staatsfunk sind sogar so bekloppt, daß sie das auch noch in die ganze Welt hinausposanen, bis auch wirklich der Letzte im Kosmos begriffen hat, daß er in Germoney Alles abräumen kann ! Die Deutschen sind ein Volk von Masochisten, das fasziniert und geradezu besessen ist, sich von Ausländern beklauen und quälen zu lassen ! Das zeigt sich auch daran, daß es seine eigene Tradition/Kultur als rassistisch diffamiert,sich sogar selbst als "Nazi-und Rassistenland" erklärt, während es andererseits Ausländer geradezu auffordert, ihre eigene Kultur hier , unangepaßt und unbegrenzt auszuleben !

  • 142 Anonym 09.06.2022, 12:03 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 139 Anonym 04.06.2022, 15:19 Uhr

    Das Verhältnis der dt. Bevölkerung von ca. 85 Mio., wovon bestenfalls die Hälfte öffentliche Abgaben zahlt, zur Gesamtweltbevölkerung (8 Mrd.). , beträgt ca. 1: 100. Wieso sollen diese 40 Mio Steuerzahler jeden Furz , der irgendwo im Universum unkontrolliert entweicht und jeden Erdenbürger, der meint , bislang materiell auf der Schattenseite des Lebens gestanden zu haben und zu kurz gekommen zu sein, all-inclusive versorgen und für ihn hart wie ein Pferd buckeln gehen ? Das war die Politik von Frau Wir schaffen das und ihrer GroKo und deshalb ist D jetzt nicht nur pleite, sondern auch rekordhoch überschuldet ! D ist doch nicht das Weltsozialamt, wie dt. Supergutste, die gutsten Staatsfunker und besonders Pfaffen predigen.

  • 137 Anonym 30.05.2022, 23:31 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 136 Anonym 29.05.2022, 22:40 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 135 Anonym 28.05.2022, 16:06 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er diskriminierend ist. (die Redaktion)

  • 132 Anonym 22.05.2022, 21:18 Uhr

    Einerseits sind das keine schutzbedürftigen politisch Verfolgten oder Kriegsflüchtlinge, schon weil sie über sichere Drittstaaten kommen. Zum anderen sind sie exorbitant teuer, denn fast alle sind beim Staat angestellt zu Tarif Hartz vier oder befinden sich in ewig laufenden sog. Ketten-"Fortbildungsmaßnahmen" , wodurch sie ganz bewußt in der Arbeitslosenstatistik herausgenommen sind ,aber gleichwohl von Staatsstütze leben , so daß kaum ein Syrer von eigener Arbeit lebt. Das wird dem Volk natürlich verschwiegen, weil es die staatliche Propaganda von heilem Multi-Kulti- erschüttern könnte ! Der Doofe ist also einmal mehr der Biodeutsche, der das Alles teuer finanzieren muß , entweder direkt oder indirekt durch geringere Sozialeistungen, Renten, höhere Mieten usw., längere Lebensarbeitszeit und späteren Rentenbeginn,so daß er häufig nicht mehr hat, als ein junger Migrant , trotz jahrzehntelanger Malocherei ! Wie gewählt, so wird auch geliefert. Bleibt also tapfer, liebe Zeitgenossen !

  • 130 Anonym 22.05.2022, 18:48 Uhr

    Mit der Mit der illegalen Massenarmutswanderung von häufigst Analphabeten, Südländern , Afrikanern, aus dem Orient in die dt, Sozialversicherung ist es spätestens in ca. 2,5 Jahren vorbei, wenn hier wieder volle Rezession bis hin zu Bankenkrach besteht. Dt. Politiker lernen nur durch den brutalen Realitätsschock, ganz besonders die des linken Spektrums !Das hat sich auch zum Thema Russenanbiederung durch dt. Politiker gezeigt ! Bereits jetzt ist D völlig überschuldet, sowohl öffentl. Hand, Unternehmen und Hypothekenschuldner ! D geht schweren Zeiten entgegen mit heftigen Verteilungskämpfen und Vermögensverlusten bei ohnehin schon "gespaltener Gesellschaft. Bereits jetzt sind die Kapitalgütermärkte (Aktien,Anleihen) im Bärenmarkt und die Zinswende ist nach 40 Jahren vollzogen.

  • 123 Anonym 17.05.2022, 12:08 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 122 Anonym 15.05.2022, 03:43 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er diskriminierend ist. (die Redaktion)

  • 120 Anonym 10.05.2022, 06:27 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)