Bericht: Udo Eling, Marion Schmickler
Zum Jubiläum: Alles nur Fisch?
Monitor. 21.05.2015. 05:46 Min.. Verfügbar bis 21.05.2099. Das Erste.
Helmut Schmidt: „Ich halte das für ausgemachten Quatsch, den Sie hier erzählen.“
Franz-Josef Strauß: „Diese Sendung entspricht nicht den Geboten der Loyalität, der Objektivität und der Neutralität.“
Theo Waigel: „Wir sind nicht Freiwild dieser Fälscherwerkstatt.“
Barbara Stamm: „Würden Sie bitte als Journalist lernen, wie man sich benimmt.“
Wolfgang Clement: „Nun lassen Sie mich mal ausreden, jetzt hören Sie mir mal zu! Sie sind doch wohl nicht zu retten!“
Moderation Georg Restle: „Tja, so sieht’s aus, wenn Politik auf Monitor trifft. Und das seit fünf Jahrzehnten. Heute auf den Tag genau vor 50 Jahren sendete Monitor zum ersten Mal. Willkommen zu unserer Geburtstagssendung. Vor einem halben Jahrhundert am 21. Mai 1965 ging’s los - und zwar so:
„Film ab!“ Herzlich willkommen vor den Monitoren von Monitor!“
Ja, viel ist passiert seitdem, die Republik hat sich verändert, das Fernsehen hat sich verändert, Monitor hat sich verändert. Und deshalb sind Marion Schmickler und Udo Eling mal ganz tief ins Archiv gestiegen und zeigen Ihnen jetzt ein paar Fundstücke aus 50 Jahren Monitor. Und ich verspreche Ihnen, es war nicht alles Fisch.
Boah, ausgerechnet Würmer, Fischwürmer, na toll. Und damit ist nun Monitor bei wirklich allen Zuschauern im Gedächtnis geblieben. Ach ja, und bei der Fischwirtschaft.
Originalton Monitor 1987: „Was so ein Fernsehbeitrag in der Bevölkerung anrichtet, davon kann Fischhändler Hans Pichel aus Bottrop ein Lied singen.“
Fischhändler: „Dieser Beitrag hat also bei uns Umsatzrückgänge bis zu 50 % ausgelöst.“
Dabei war das Problem längst nicht so krass wie das hier - Dioxin! Nach diesem Skandal bei Boehringer in Hamburg gab‘s keine Umsatzeinbrüche, sondern eine Werksschließung. Monitor-Reporter hatten die Sauerei entdeckt - Dioxin im Boden, hochgiftig und hochgefährlich. So Achtung, das hier: „Lauschen für Amerika“, tja, das ist nix Neues. Wir jedenfalls haben schon vor 42 Jahren drüber berichtet, unfassbar
Originalton Monitor 1973: „Seit der Verabschiedung der Notstandsgesetze dürfen die Amerikaner nicht mehr selbst abhören. So tun es auf ihren Antrag die Deutschen für sie. Und die machen es perfekt.“
Sogar eine Art Edward Snowden gab‘s damals. Der hieß John McDougal, Und war - richtig - Whistleblower.
Originalton Monitor 1973: „McDougal bringt es an die Öffentlichkeit. Der Geheimdienst hat einen Privatkrieg begonnen gegen alle, die anders denken als er.“
Frustrierend, oder? Jahrzehntelang dieselben Themen. Atommüll, das ist auch so ein Beispiel. Auch diesen Text von vor fast 40 Jahren könnten wir heute noch senden.
Originalton Monitor 1976: „Im verlassenen Salzbergwerk Asse 2 in Niedersachsen wird der Giftmüll gelagert. Ob für alle Zeiten sicher, ist noch ungeklärt.“
Gut, ein bisschen mehr wissen wir heute. Da freut man sich manchmal, wenn wir schon damals die Nebel lichten konnten.
Originalton Monitor 1966: „Hexenwahn 1966, mitten im Industriestaat Bundesrepublik.“
Ein Monitorthema par Excellence. Unschuldige Eifelbauern, skrupellose Geschäftemacher und eine Prise Religionskritik.
Originalton Monitor 1966: „Geheimnisvoll ist das Treiben der Hexenbanner. Und sie scheuen sich nicht dabei, christliche Symbole zu missbrauchen. Die Kühe werden dadurch nicht gesund, aber der Lohn klimpert in der Hosentasche.“
Ach Gott, und es gab so viel aufzudecken. Festhalten - Omo, die Kraft, die durch den Knoten geht, es gibt sie gar nicht, wie Monitor exklusiv untersuchen ließ.
Originalton Monitor 1973: „Das Ergebnis des wissenschaftlichen Tests: Der Omo-Knotentest ist eine Werbelüge. Ein stark verschmutztes, fest verknotetes Küchenhandtuch wird nicht sauber.“
Und wo wir gerade dabei sind, noch eine Werbelüge.
Originalton Monitor 1973: „Hält Achselzone trocken.“
Investigatives Gespür ganz nah an der Problemzone.
Originalton Monitor 1973: „Ohne Spray starke Schweißbildung, aber auch mit Spray keine trockene Achsel.“
Das sind doch mal klare Aussagen und eindeutige Haltungen. Und sie standen dafür: Da war Claus Hinrich Casdorff. Der konnte Frechheiten. Aber immer mit Charme.
Claus Hinrich Casdorff: „Auch in der Politik ist geistiger Kurzschluss offenbar nicht undenkbar.“
Claus Hinrich Casdorff: „Ist das Masche, ist das Kalkül, oder fällt Ihnen und den Jungsozialisten nichts mehr ein?“
Die 70er Jahre, WG Feeling mit Gruppenmoderationen und einem etwas eigenwilligen Frisurenstil. Bis einer kam, der prägte den Stil dann ganz alleine, fast 20 Jahre lang.
Klaus Bednarz: „Guten Abend meine Damen und Herren, willkommen bei Monitor.“
Klaus Bednarz, Er stand für politischen Journalismus mit Haltung - auch im Sitzen.
Klaus Bednarz: „Helm ab zum Gebet. Fragt sich nur, wo bleibt der Verstand?“
2001, ein neues Gesicht, der gleiche Sound. Sonia Mikich.
Sonia Mikich: „So viel Haltung sollte schon sein, Herr Steinmeier. Menschenrechte taugen nur verwirklicht und nicht verschwafelt.“
Das alles und noch viel mehr gab‘s in 50 Jahren und 675 Sendungen. Und einen echten Fan aus der Politik hatten wir auch.
Theo Waigel, damaliger Finanzminister: „Wissen Sie, was der Westdeutsche Rundfunk ist? Das habe ich schon vor ein paar Jahren gesagt - eine bekannte Fälscherwerkstatt. Man traut denen zwischenzeitlich wirklich alles zu.“
Moderation Georg Restle: „Ja, schöne Grüße, Herr Waigel, aus Köln.“
Stand: 22.05.2015, 13:31 Uhr