Bericht: Christina Zühlke, Achim Pollmeier
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Georg Restle: „Von Hamburg zurück nach Köln und zu einem Skandal, der die düsterste Seite des Erzbistums offenbart. Sexueller Missbrauch im Schatten des Doms, Misshandlungen, Vergewaltigungen. Über viele Jahre hinweg, begangen von Priestern und Kirchenmännern, die dafür fast nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Die Opfer waren damals Minderjährige, die heute längst erwachsen sind, und von denen sich einige jetzt zum zweiten Mal missbraucht fühlen. Weil sie gute Miene zu einem bösen Spiel machen sollen, bei dem es in ihren Augen vor allem um eines geht, Aufklärung weiter zu blockieren. Christina Zühlke und Achim Pollmeier.“
Karl Haucke: „Mein Name ist Karl Haucke, ich bin 69 Jahre alt. In meiner Schulzeit war ich untergebracht in einem Ordens-Internat und das ging einher mit über dreieinhalb Jahre lang massiver Gewalteinwirkung und massivem sexuellem Missbrauch.“
Woche für Woche musste Karl Haucke als Kind ins Büro eines Paters, wurde missbraucht und musste das auch noch beichten. 2010 wird der Missbrauchs-Skandal der Katholischen Kirche aufgedeckt. Hauckes Erinnerungen wurden so übermächtig, dass er versuchte sich umzubringen. Jahrelang musste er in Therapie. Dann beschloss er, nicht mehr nur Opfer sein zu wollen. Seitdem engagiert er sich im Betroffenenbeirat des Kölner Erzbistums. Alle hier haben Missbrauch in der Kirche erlebt. Sie hoffen auf Aufklärung, die Benennung von Verantwortlichen – auch wenn sie skeptisch sind.
Patrick Bauer, Mitglied im Kölner Betroffenenbeirat: „Weil es zu oft passiert ist, dass große Versprechungen gemacht worden sind und im Endeffekt gab es keine Konsequenzen.“
Doch dieses Mal sollte es Konsequenzen geben. Der Kölner Kardinal Woelki ließ erstmals Personalakten von einer externen Kanzlei in München untersuchen, damit endlich Namen genannt werden können – vor allem von den Vertuschern.
Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, 23.09.2018: „Nur wenn wir ehrlich und aufrichtig sind, wird uns wieder Vertrauen geschenkt werden.“
Ehrlich und aufrichtig! Im März sollten auf einer Pressekonferenz die Namen genannt werden. Doch nur zwei Tage vor dem Termin wurde die Veröffentlichung der Untersuchung plötzlich abgesagt. Und es begann ein juristisches Tauziehen. Denn die Untersuchung nimmt hohe Würdenträger ins Visier. Vor allem Männer, die unter Woelkis Vorgänger Kardinal Meisner Verantwortung trugen – zu einer Zeit, in der schwere Missbrauchsfälle vertuscht wurden.
Prof. Thomas Schüller, Kirchenrechtler Universität Münster: „Es konnten nur bestimmte Kleriker, bestimmte Männer, in die Position kommen, wenn es der Kardinal wollte. Dafür bedurfte es dann eines absoluten Gehorsams und eines Mittragens einer bestimmten katholischen Position, die besagt, die Kirche ist heilig, die Kleriker haben das Sagen und wenn etwas passiert bei Klerikern, kehren wir das unter den Tisch.“
Ein schwerer Vorwurf. Bisher sind nur einzelne Zitate aus der Münchner Untersuchung bekannt. Die Rede ist beispielsweise von
Zitat: „regelmäßig wiederkehrenden, durchgängig festzustellenden Mängeln in der Sachbehandlung von Missbrauchsfällen.“
Aber wer sind die Verantwortlichen? Die Betroffenen im Kölner Beirat fragen sich monatelang, wann die Untersuchung endlich veröffentlicht wird. Im Oktober kommt plötzlich Hoffnung auf. Kardinal Woelki lädt die Betroffenen zu einem außerplanmäßigen Treffen. Ein Thema, Weitergang der „Unabhängigen Untersuchung“. Doch bei der Sitzung wird schnell klar, der Kardinal will nicht mitteilen, wann die Münchner Untersuchung veröffentlicht werden soll – er will sie gar nicht mehr veröffentlichen. Die Betroffenen sind überrascht. Völlig unerwartet liegt jetzt ein neues Gutachten auf dem Tisch – darin wird die Münchner Untersuchung heftig kritisiert. Diese sei nicht gerichtsfest und
Zitat: „… verfehlt die Mindeststandards einer juristischen Begutachtung in mehrfacher Hinsicht.“
Die Münchner Kanzlei weist diesen Vorwurf scharf zurück. Merkwürdig ist: Das neue Gutachten lag dem Bistum schon am 16. Oktober vor, fast zwei Wochen vor dem Treffen. Der Betroffenenbeirat erfuhr davon aber erst während der Sitzung und bekommt es selbst hier nicht zu sehen. Trotzdem sollen die Mitglieder schnell entscheiden – und segnen die Position des Bistums schließlich ab, dass die Münchner Untersuchung unter Verschluss bleibt. Mit dieser Zustimmung des Beirats wischt das Bistum fortan jeden Vorwurf der Vertuschung vom Tisch.
Zitat: „Der Betroffenenbeirat steht hinter dieser Entscheidung, die nach gemeinsamer intensiver Beratung getroffen wurde.”
Karl Haucke: „Der erste Gedanke war tatsächlich, ach so, dafür haben die mich gebraucht. Darum haben die das so dringend gemacht. (...) jetzt brauchte man das Gütesiegel Betroffenenbeirat.“
Tatsächlich hatte der Bischof vor dem Treffen längst Fakten geschaffen und schon eine ganz neue Untersuchung beauftragt. „Rein vorsorglich”, heißt es auf MONITOR-Anfrage.
Prof. Thomas Schüller, Kirchenrechtler Universität Münster: „Die Betroffenen werden benutzt, instrumentalisiert, um das politische Ziel zu erreichen, eine nicht genehme Veröffentlichung der Studie zu verhindern.“
Das Bistum weist diese Kritik zurück. Eine Veröffentlichung sei juristisch nicht zu verantworten. Und:
Zitat: „Das Ziel der Veröffentlichung bleibt bestehen (...). Es ist der explizite Wunsch des Erzbischofs, dass Verantwortliche eines etwaigen Fehlverhaltens benannt werden können.“
Der Betroffenen-Beirat ist gespalten. Einige stehen weiterhin zu Kardinal Woelki und seiner Entscheidung. Die Sprecher aber treten zurück. Und Karl Hauke verlässt den Beirat ganz. Er fühlt sich zum zweiten Mal missbraucht.
Karl Haucke: „Ich schlafe kaum noch, ich hab wieder Alpträume, ich musste meine Medikation ändern. Das sind die äußerlich sichtbaren Folgen dessen, was die Bistumsleitung mit uns gemacht hat.“
Karl Haucke hat das alles krank gemacht. Dabei habe er der Kirche eigentlich noch eine zweite Chance geben wollen.
Georg Restle: „Anders als in Köln hat das Bistum Aachen heute ein Gutachten über Missbrauch öffentlich gemacht, das übrigens von der gleichen Münchner Kanzlei angefertigt wurde, deren Arbeit dem Erzbistum Köln offenbar nicht gut genug war.“
Kommentare zum Thema
Wird bei allen Religionen nach Verfehlungen gesucht oder nur beim Christentum..?? Soll das Ziel sein, dass immer mehr Christen sich von der Kirche abwenden...? Wer hätte davon Vorteile,,,,einfach mal nachdenken!
Die Politik sollte Konsequent durchgreifen, entweder die Katholische Kirche Reformiert sich ins 21te Jahrhundert oder die Kirchensteuer entfällt ersatzlos, weiterhin muss die Katholische Kirche von ihren Vermögen Gelder zur verfügung stellen zur Aufarbeitung der Missbrauchten, sollte sich die Politik quer stellen muss man davon ausgehen das der Missbrauch für Politiker Normal sind zumindes steht hier die Strafvereitelung im Amt im Raume.r.wolff
Daß die schecklichen Mißbrauchsfälle von Monitor zur geplanten Vernichtung der kath. Kirche mißbraucht werden verwundert niemanden Es ist doch erstaunlich, daß die ARD, die über die umfangreich Pädophilie der Grünen informiert ist, hier keinen Aufklärungsbedarf sieht. Herr Trittin, der die völlige Freigabe der Pädophilie gefordert hat wird von ARD/ZDF im Bundestag hofiert. Wann berichteten ARD/ZDF über die über die fehlende Aufarbeitung bei den Grünen. Welche Entschädigungen wurden an die Betroffenen gezahlt? Warum wurden keine Gutachten veröffentlicht. Der vom Bundestag bestellte Miß-brauchsbeauftragte ist scheinb. vollkommenüberfordert und macht macht bei der Vertuschung von ARD/ZDF mit. Dies ist ein Skandal. ARD/ZDF hielten es nicht für nötig sich beim australischen Kardinal Bell zu entschuldigen nach dem dieser freigesprochen wurde. In den Vorinstanzen hatten ARD/ZDF den Kardinal u. die kath Kirche vorverurteilt. Dies ist kein ÖR Fernsehn mehr. Motto etwas bleibt doch hängen.
Die Katholische Kirche zeigt überhaupt keine einsicht und ist auch nicht zu Reformen bereit, ein Zeichen für mich das der Missbrauch an Minderjährigen und Schutzbefolene ganz Normal ist ein ungeheuer vorgang in unseren RECHTSSTAAT. r.wolff