MONITOR vom 20.01.2022
Neue Corona-Regeln: Freitesten mit mangelhaften Schnelltests?
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Kommentieren [63]Bericht: Shafagh Laghai
Freitesten mit mangelhaften Schnelltests?
Monitor. 20.01.2022. 05:28 Min.. UT. Verfügbar bis 30.12.2099. Das Erste. Von Shafagh Laghai.
Eine gute Zusammenfassung und Liste über verlässliche und weniger verlässliche Schnelltests bei unseren Kolleg*innen von Spektrum der Wissenschaft:
Kommentare zum Thema, weiterführende Links und der Beitragstext als PDF
Georg Restle: "Über 133.000 Corona-Neuinfizierte – wieder ein neuer Rekord heute. Die Einschläge kommen näher, und so eine rote Warnmeldung leuchtet mittlerweile auf immer mehr Handys auf. Achtung Risikobegegnung mit einem Corona-Infizierten, heißt das. Also auf zum PCR-Test, um sicherzugehen, ob man sich auch wirklich nicht angesteckt hat. So lautete die offizielle Empfehlung bisher. Denn jetzt gibt es da ein größeres Problem. Weil es in Deutschland viel zu wenig Laborkapazitäten für PCR-Tests gibt, soll jetzt plötzlich ein Schnelltest reichen; sogar dann, wenn man sich aus einer Erkrankung freitesten will. Die Tests seien auch bei Omikron zuverlässig, sagt die Bundesregierung – und sagt damit allenfalls die halbe Wahrheit. Shafagh Laghai."
Stundenlanges Warten – wie hier in Berlin – für einen PCR-Test, um Gewissheit zu haben. Die Inzidenzen explodieren – und damit steigt der Bedarf an den Tests. Doch es wird immer schwieriger, einen PCR-Test zu bekommen, die Kapazitäten sind fast ausgeschöpft. Vor allem in Deutschland ist das PCR-Angebot knapp. Die EU-Seuchenschutzbehörde hat vor allem die PCR-Testungen pro 100.000 Einwohnern in der EU verglichen. Deutschland landet dabei auf dem allerletzten Platz. Anders als in anderen Ländern wurden Kapazitäten hier nicht ausgebaut. Deshalb setzt die Politik zunehmend auf Antigen-Schnelltests. Die sollen jetzt sogar ausreichen, um sich nach einer Corona-Infektion freizutesten.
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, 09.01.2022: Wenn man sich aus der Quarantäne freitestet, also um zu prüfen, ist man noch ansteckend für Dritte, da wirken diese Tests alle gut."
Olaf Scholz (SPD), 07.01.2022: "Wir glauben, dass diese Schnelltests auch eine ausreichende Sicherheit bieten."
Ausreichende Sicherheit? Auch bei Omikron? Riskant, vor allem weil die Qualität von Schnelltests sehr unterschiedlich ist. MONITOR-Recherchen hatten bereits im Dezember gezeigt, in vielen Testzentren werden unzuverlässige und damit unsichere Tests verwendet. Experten warnen davor, ausgerechnet jetzt beim Freitesten auf Schnelltests zu setzen.
Andreas Bobrowski, Bundesverband Deutscher Labormediziner e. V.: "Das Freitesten von Personen, die sich in Isolierung befunden haben, halten wir für problematisch, weil die Empfindlichkeit der Antigen-Schnellteste im Vergleich zu den PCR-Testen deutlich geringer ist und man deshalb in Gefahr läuft, ein negatives Ergebnis zu erhalten, obwohl der Patient noch als infektiös gilt."
Dass bei Omikron Schnelltests noch schlechter wirken, zeigen erste Untersuchungen. Wissenschaftler einer amerikanischen Pre-Print-Studie haben Schnelltests bei Covid-Patienten angewendet. Das Ergebnis:
Zitat: "Die Antigen-Schnelltests sind bei Omikron im Vergleich zu früheren Varianten nicht so gut geeignet."
Auch in Deutschland weisen Experten darauf hin, dass der Zeitraum, in dem man bei Omikron hoch ansteckend ist, kürzer ist. Somit ist es schwieriger, Omikron-Infektionen mit Schnelltests tatsächlich zu entdecken.
Manuel Krone, Infektionsepidemiologe, Universitätsklinikum Würzburg: "Zum einen gibt es bei der Omikron-Variante Veränderungen, die dazu führen, dass Antigen-Schnelltests etwas schlechter ansprechen und zum anderen steigt auch die Viruslast bei der Omikron-Variante wohl schneller an als bei vorausgehenden Varianten. Das führt dazu, dass man infektiöse Patienten etwas später und etwas schlechter erkennt als bei anderen Variante."
Andreas Bobrowski, Bundesverband Deutscher Labormediziner e. V.: "Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass bei der Omikron-Variante die vorher schon schlechten Teste noch schlechter sind und insofern noch falschere Ergebnisse zeigen."
Das zuständige Paul-Ehrlich-Institut erklärt, man habe 245 Tests geprüft, 80 Prozent seien bei Omikron zuverlässig. Wir machen erneut Strichproben und sehen, in mehreren Testzentren werden Tests verwendet, die bei einer sehr hohen Viruslast anschlagen, aber bei einer hohen Viruslast, bei der Menschen immer noch infektiös sein können, quasi gar nicht mehr. Manche haben in dem Bereich nur 5 Prozent oder nur 0 Prozent Empfindlichkeit. Erstaunlich – auch diese Tests sind beim Paul-Ehrlich-Institut als geeignet gelistet.
Andreas Bobrowski, Bundesverband Deutscher Labormediziner e. V.: Solche Teste, die in diesem Bereich kein Signal mehr geben bzw. ein falsch-negatives Signal geben, gehören vom Markt genommen. Hier ist das Paul-Ehrlich-Institut natürlich aufgerufen, seine Liste nach zu korrigieren und diese Teste nachträglich dann von der Liste zu nehmen, dass sie nicht weiter in Verwendung sich befinden."
Auf Nachfrage, ob sie ihre Liste nachkorrigieren werden, gibt das Paul-Ehrlich-Institut zwar zu, dass Schnelltests bei Omikron schneller an ihre Grenzen stoßen könnten, aber, es sei
Zitat: "jedem Interessierten überlassen, vorsorglich sensitivere Antigentests zu verwenden."
Heißt, die Bürger sollen sich selbst um zuverlässige Tests kümmern. Dabei hat man in einem Testzentrum oft gar keine Wahl. Fehlende Testkapazitäten und mangelhafte Schnelltests, die aber als geeignet gelistet werden – eine riskante politische Strategie, mitten in der Omikron-Welle.
Georg Restle: "Natürlich können Schnelltests helfen, vor allem dann, wenn man sich täglich testet, und wenn die Tests wirklich zuverlässig sind. Welche das sind, können Sie auf unserer Homepage unter monitor.de nachschauen."
Stand: 18.01.2022, 16:00 Uhr
63 Kommentare
Kommentar 63: T.S. schreibt am 09.02.2022, 22:38 Uhr :
Wo finde ich denn die Liste?
Kommentar 62: Anna K. schreibt am 31.01.2022, 21:13 Uhr :
Das Problem ist doch: die guten Tests kann man als normaler Bürger gar nicht kaufen.
Kommentar 61: Klaus Müller schreibt am 28.01.2022, 18:50 Uhr :
Leider ist die Liste veraltet (von November). Das heißt, Omikron wird dabei nicht berücksichtigt. Eine Liste über Sensitivität bei Omikron gibt es leider noch nicht! Mein Selbsttest hat eine Sensibilität von 48% gegenüber anderen Varianten. Wie hoch wird sie bei Omikron sein? Vielleicht 20%? Kann man nur raten...
Kommentar 60: Strecker schreibt am 26.01.2022, 14:08 Uhr :
Guten Tag , die Liste der Ergebnisse Schnelltests sind über diesen Link nicht abrufbar. Wäre super wenn es möglich wäre Dankeschön
Kommentar 59: gekopix schreibt am 26.01.2022, 07:01 Uhr :
Unser Land ist letzter bei den PCR-Tests und somit auch letzter bei der Qualität seiner Politiker!
Kommentar 58: Gerhild Langer schreibt am 25.01.2022, 17:50 Uhr :
Im Beitrag hieß es, man würde die Liste/zuverlässige Tests auf Ihrer Homepage finden bzw. monitor.de: Wie soll ich da auf spektrum.de kommen? Sorgt für Unmut.
Kommentar 57: resistent schreibt am 23.01.2022, 11:23 Uhr :
Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)
Kommentar 56: Chicken schreibt am 23.01.2022, 08:09 Uhr :
Wenn die Schnelltest's zuverlässig sind, warum kann ich mich nicht vor einem Kneipenbesuch "Freitesten",?
Kommentar 55: Fritz Jung schreibt am 22.01.2022, 20:22 Uhr :
Wo finde ich die Liste der empfohlenen Tests??
Kommentar 54: Erich Sehne schreibt am 22.01.2022, 20:00 Uhr :
Leider ist die Liste von www.spektrum.de listet die Tests alphabetischer Reihenfolge sortiert. Bei dem zweiten Link auf das BfArm kommt die übliche Auflistung in der man mit der Suchfunktion einige Tests nicht findet, wie z.b. den Green Spring Test von Shenzen Lvshiyuan (AT 417/20), der bisher in der Performance-Liste an erster Stelle steht. Eine sehr gute und brauchbare Liste der PEI-Tests sortiert nach Performance findet man unter: https://www.eurosurveillance.org/content/table/10.2807/1560-7917.ES.2021.26.44.2100441.t3?fmt=ahah&fullscreen=true Die ist leider auch schon etwas älter, ich richte mich aber trotzdem danach. Meiner Meinung nach hat wohl weder das PEI noch das RKI, und schon gar nicht das BfArm ein Interesse daran, der Bevölkerung eine brauchbare Übersicht zu vermitteln. Bin ja mal gespannt was rauskommt bei dem was unser Lauterbach in Auftrag gegeben hat.
Kommentar 53: Giba schreibt am 22.01.2022, 17:57 Uhr :
Ich finde nur eine Liste vom November 2021. Soll diese Liste aktuell sein?
Kommentar 52: Anonym schreibt am 22.01.2022, 14:05 Uhr :
Wo findet man die Liste von den guten Schnelltest, ab 80 % Sicherheit bei Corona .?
Kommentar 51: Gerhard55 schreibt am 22.01.2022, 11:39 Uhr :
Guten Tag, leider ist der Hinweis auf die Liste nicht eindeutig. Ich wüsste gerne, welche Liste den letzten aktuellen Auswertungsstand vom 21.01.2022 enthält.
Kommentar 50: Aga Bellwald schreibt am 22.01.2022, 11:31 Uhr :
Das Paul-Ehrlich-Institut hat auch in der Schweiz mangelhafte Tests in diversen Apotheken gefunden. Vor allem grosse Ketten wie Amavita, Toppharm oder Medbase schneiden schlecht ab. Die Kunden erhalten keine Infos über die Tests, auch nicht bei den Onlineshops. Besser sind die Ergebnisse dafür bei der Kioskgruppe Valora: Die Selbsttests von Siemens sollen die besten sein. Besagte Apotheken sehen keinen Handlungsbedarf. Sie verweisen auf den Bund. Die Tests seien alle von den zuständigen Stellen zugelassen worden. Das PE-Institut hat allerdings die Studie durchgeführt, als noch die Deltavariante aktuell war. Omikron könnte das Ergebnis noch weiter verhageln. TZ ,22.1. '22.
Kommentar 49: Sabine Neubauer schreibt am 22.01.2022, 03:12 Uhr :
Habe mir von spektrum.de einen Selbst-Test ausgesucht, der gut sein soll, den ich also bestellen möchte, stelle aber fest, dass auf der Packung eine CE Nr. aufgedruckt ist: CE1434, die ich nirgends in den Listen der Zertifizierungsstellen finden kann. Dazu wollte ich eine Packung deutsche FFP2 Masken bestellen, die von der Dekra getestet wurden. Bemerke, dass es eine in Ungarn befindliche Zertifizierungsstelle ist. Irgendwie komme ich mir betrogen vor.
Kommentar 47: MANART schreibt am 21.01.2022, 20:48 Uhr :
Keine Liste! Obwohl in der Sendung angekündigt. Der "spektrum"-Link bezieht sich auf grundsätzliche Zuverlässigkeit, aber auf keinen Fall auf die Omikron-Variante-Zuverlässigkeit, wie ebenfalls in der Sendung behauptet. ABER HAUPTSACHE, SELBER KRITISIEREN WOLLEN. PEINLICH.
Kommentar 46: Daniel Lewin schreibt am 21.01.2022, 20:29 Uhr :
Kann mir jemand erklären, warum es für Lebensmittel das "ohne Gentechnik"- Siegel gibt, wenn genetische Impfstoffe empfohlen werden?
Kommentar 45: KP schreibt am 21.01.2022, 15:14 Uhr :
Sehr geehrte Redaktion, nur zur Klarstellung (und wie bereits durch den Kommentator Herrn Lilien angesprochen): Die Liste der Schnelltests und deren Auswertung, die Sie hier über die Webseite von Spektrum zugänglich machen, berücksichtigt keine Testungen der Sensibilität der Tests bezüglich der Omikron-Variante, richtig? D.h. die Liste trägt den Stand von November 2021, oder?
Kommentar 44: Jürgen Storz schreibt am 21.01.2022, 12:33 Uhr :
Wo finde ich die Liste der Tests?
Antwort von MONITOR , geschrieben am 21.01.2022, 13:41 Uhr :
Die Liste finden Sie hier: https://www.spektrum.de/news/welche-corona-schnelltests-sind-zuverlaessig/1954489
Antwort von Informierte Bürgerin , geschrieben am 05.02.2022, 11:34 Uhr :
Die von Ihnen verlinkte Liste auf der Internetseite von "Spektrum der Wissenschaft" ist leider in der jetzigen Phase der Pandemie mit Omikronwelle u. sehr hohem Anteil doppelt Geimpfter sowie hohem u. weiter steigendem Anteil dreifach Geimpfter (mehr als 50 Prozent der Bevölkerung) nur eingeschränkt nützlich, denn es fehlt die JETZT WICHTIGSTE SENSITIVITÄT bei GERINGER Viruslast (Ct ≥ 30)! Sehr viele mit der Omikronvariante Infizierte haben nur eine GERINGE Viruslast. Viele doppelt Geimpfte haben im Fall einer Infektion nur eine GERINGE Viruslast (das galt schon für die Deltavariante!). Sehr viele dreifach Geimpfte haben im Fall einer Infektion nur eine GERINGE Viruslast (galt schon für Delta!). Daher ist es besser, in der JEWEILS AKTUELLEN PEI-Tabelle nachzusehen u. sich die DRITTE Spalte der SENSITIVITÄTSWERTE anzusehen! Es gibt z.Zt. (PEI-Tabelle vom 31.01.22) SIEBEN SEHR SENSITIVE PoC-Antigen-Schnelltests mit einer Sensitivität von MINDESTENS 80% bei GERINGER Viruslast.
Kommentar 43: Domin,ferdi schreibt am 21.01.2022, 12:22 Uhr :
Kann die besagte Liste von Monitor de nicht finden.
Kommentar 42: sonnenschein0523 schreibt am 21.01.2022, 11:42 Uhr :
Auf Spektrum der Wissenschaft klicken und man sieht 7 Seiten mit Firmen von Antigen-Schnelltest`s
Antwort von Alexandra Ernst , geschrieben am 23.01.2022, 08:45 Uhr :
Leider wird sehr viel über die Tests diskutiert und übersehen wie wichtig die richtige Abnahme bei den Tests ist. Die richtige Vorgehensweise ist ausschlaggebend um tatsächlich Viren zu finden, denn Corona breitet sich immer von hinten nach vorne aus und die höchste Virenlast befindet sich gerade am Anfang der Infektion im hinteren Rachen- und Nasenbereich. Abstriche, bei denen im Mund und nicht im Rachen getestet werden sind bei Teststellen sehr häufig,. Die Nasentests werden oft nur eben im vorderen Nasenbereich gemacht. Die Aussagekraft ist so gering, dass die meisten ein negatives Ergebnis bekommen, auch wenn sie positiv sind. Dieses habe ich schon mehrfach in meiner Teststelle erlebt und ich wünsche mir sehr, dass hier strengere Auflagen gelten würden. Es wäre wirklich schön, wenn sie diesem Aspekt mal nachgehen würden und hier eine Verbesserung stattfinden könnte.