MONITOR vom 20.04.2023

Die Märtyrer-Kinder – Im Herzen des Nahostkonflikts

Von Shafagh Laghai und Lara Straatmann

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Die Stadt Jenin liegt im Norden des Westjordanlands. Für das israelische Militär ist sie eine Terrorhochburg – für Palästinenser hingegen ein Zentrum des Widerstands gegen die israelische Besatzung. Seit Jahresbeginn wurden hier dutzende Palästinenser bei Militäroperationen der israelischen Armee getötet, darunter auch Kinder. Und immer wieder verüben junge Männer aus Jenin Terroranschläge auf die israelische Zivilbevölkerung.

Ein Team des ARD-Magazins MONITOR war über eine Woche lang in Jenin und hatte die seltene Gelegenheit, mit Menschen in Kontakt zu kommen, für die der Nahostkonflikt ein täglicher Kampf ums Überleben ist. Die Reportage zeigt, warum die Gewaltspirale dieses Konflikts aktuell so eskaliert und wie aus palästinensischen Kindern immer wieder Gewalttäter und "Märtyrer" werden.

Das vergangene Jahr war im Nahost-Konflikt das tödlichste Jahr seit fast zwanzig Jahren. Unter der neuen, extrem rechten Regierung in Israel verschärfen sich die Spannungen noch weiter. Dabei spielt Jenin eine Schlüsselrolle, insbesondere das angrenzende Flüchtlingslager. Hier leben tausende Palästinenserinnen und Palästinenser, deren Familien vor Jahrzehnten den israelischen Gebietsansprüchen weichen mussten. Und hier verstecken sich nach Angaben des israelischen Militärs besonders viele Männer, die für Terroranschläge verantwortlich sind. “Es gibt dort sehr viele Waffen und eine riesige Infrastruktur für Terroristen”, sagt Major Nir Dinar, ein Sprecher des israelischen Militärs. Was in Jenin passiere, sei mit ausschlaggebend für den Nahostkonflikt insgesamt.

Monitor vom 20.04.2023 | Anmoderation Georg Restle

Monitor 20.04.2023 03:16 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 Das Erste


Wie ist Jenin in diesen Strudel aus Gewalt geraten? Warum radikalisieren sich dort so viele junge Menschen und was bedeutet die neuerliche Eskalation von Gewalt und Gegengewalt für den Nahostkonflikt? Westliche Kamerateams fahren selten nach Jenin. MONITOR-Redakteurin Shafagh Laghai war mit ihrem Team eine Woche dort und erlebte die Trauer und Perspektivlosigkeit, aber auch den Fanatismus und die Gewalt, die diesen Ort prägen.

Die Märtyrer-Kinder – Im Herzen des Nahostkonflikts

Die Reportage zeigt, warum die Gewaltspirale dieses Konflikts aktuell so eskaliert und wie aus palästinensischen Kindern immer wieder Gewalttäter und "Märtyrer" werden.

Der Friedhof vom Flüchtlingslager in Jenin wird auch "Friedhof der Märtyrer" genannt.

Der Friedhof vom Flüchtlingslager in Jenin wird auch "Friedhof der Märtyrer" genannt.

Der Friedhof vom Flüchtlingslager in Jenin wird auch "Friedhof der Märtyrer" genannt.

Ein Kind im Flüchtlingslager von Jenin spielt mit einer aussortierten Waffe.

Die Kämpfer der "Jenin Brigade" feiern einen Attentäter, der am Morgen drei Israelis getötet hat.

Trauer: Der 14-Jährige Qusai Radwan wurde bei Ausschreitungen während einer israelischen Razzia getötet.

Der Friedhof vom Flüchtlingslager in Jenin wird auch "Friedhof der Märtyrer" genannt.

Auch während der Dreharbeiten des MONITOR-Teams finden Razzien des israelischen Militärs statt, es kommt zu Ausschreitungen mit palästinensischen Milizen, ein unbeteiligter 14-jähriger Junge wird angeschossen. Das Team wird Zeuge davon, wie er wenig später verstirbt. Es sind solche Fälle, die Wut und Hass unter den Palästinensern immer neu schüren – und die immer wieder mit neuer Gewalt und Terror beantwortet werden. Bewaffnete Gruppen, die anderenorts miteinander konkurrieren, haben sich in Jenin zu der sogenannten “Jenin-Brigade” zusammengeschlossen. Die militante Gruppe hat gerade viel Zulauf von jungen Männern. In den Straßen der Stadt feiern sie die Ermordung israelischer Zivilisten und glauben fest daran, durch den eigenen Tod zu Märtyrern zu werden.

Doch das Team begegnet auch Menschen, die versuchen, diesen Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen – und Inseln schaffen, in denen Kinder von einer Zukunft ohne Gewalt träumen können. Auch wenn gerade niemand in Jenin von Hoffnung reden mag.

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Stand: 18.04.2023, 10:38 Uhr

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110 Kommentare

  • 110 Radasch 09.06.2023, 00:01 Uhr

    Viel neues hat die "Doku" , die etwas zu gefühlig daherkommt, nicht erzählt. Vor 10 Jahren war ich dort. "Palästinenser " sind kein eigenes Volk, mangels eigener Kultur, Geschichte und Sprache. Abstoßend, der Fanatismus. (Habe aber auch nette Leute getroffen, die gibt es glücklicherweise überall. Wenn ich die Sichtweise der "Palästinenser" auf unseren Geschichte anwenden würde, dann wäre ich auch kein Deutscher und würde mein Land im ehemaligen Pommern, heutigen Polen, einfordern und Anschläge verüben. Auch unsere Vorfahren hatten die falschen gewählt, den Krieg angefangen, verloren und mussten Gebiete aufgeben. Das muss man irgendwann akzeptieren. Die Araber aus ehemals Palästina gehören nach Jordanien. Ihre Gebiete im Westjordanland würde ich - im Gegenzug gegen ein Ende des Terrors - mit Jordanien vereinigen. Da sollten die Israelis ein Einsehen haben und die Siedlungen im Westjordanland aufgeben; diese sind Landnahmen gegen das Völkerrecht.

  • 109 Frieden 09.05.2023, 12:03 Uhr

    Diejenigen welche Kriege inszenieren und vom Volk ausführen lassen klagen gleich denjenigen über die Kriege welche unter diesen verheerenden Kriegen leiden, das Volk. Leider kann niemand aus einem ohnmächtige Volk heraus einen Krieg beenden, das könnten nur diejenigen welche die Demonstrationen, Revolutionen, Staatsstreiche oder Putsche durch Provokateure zum eigenen Vorteil bewusst inszenierten und führen lassen. Noch schlimmer: Oft werden diejenigen welche einen Krieg auf diplomatischem Wege durch Verhandlungen beenden könnten noch in anderen Ländern von derer Führer mit hoch dotierten Friedenspreisen geehrt. Und das obwohl die Geehrten nicht einmal willig sind mit ihren politischen sowie kriegerischen Gegnern zu sprechen, viel weniger noch, zu verhandeln damit das kriegerische Sterben im Volk beendet wird. Immer wieder siegt die Dummheit über einen gescheiten Verstand. Unzählige Leben könnten gerettet werden wenn es demagogische Politiker wollten. Doch sie wollen es leider nicht.

  • 107 Friede 04.05.2023, 23:05 Uhr

    Wer nicht will dass das kriegerische Leid auf der Erde zunimmt (auch das im Leitbeitrag beschriebene) der sollte sich dafür einsetzen dass der Krieg in der Ukraine (auch gegen US-Willen) durch kompromissbereite Waffenstillstands-Verhandlungen beendet wird. Leider setzten sich fast alle unsere Promis aus Politik, Journalismus, aus dem öffentlichen Leben (auch Möchtegernpromis) für eine Weiterführung des Krieges ein, nicht für eine Beendigung. Nach meinem Eindruck sind es alle us-geführte „Zinnsoldaten“ welche bedingungs- und gedankenlos der US-Regierung folgen. Was China betrifft wird hier bei uns in den TV-Talksendungen zu US-Gunsten orakelt und gehofft dass China sich auch auf der Kriegsseite der USA gegen die Russische Föderation stellt. Doch das wird China nicht tun. Für China ist es überlebenswichtig dass die USA nicht das Gebiet der Russischen Föderation, evtl. durch einen inszenierten Staatsstreich, übernimmt und sich nördlich von China kriegerisch gerüstet aggressiv aufstellt.

  • 93 R. 28.04.2023, 11:18 Uhr

    Lasst uns mit den Kriegen auf der Welt, auch im nahen Osten in Ruhe. Wir ohnmächtige Bürger in Deutschland können die Kriege nicht beenden. Soweit Politiker der Staaten USA, England sowie Frankreich die Kriege im Nahen Osten (auch in der Ukraine) nicht beenden wollen werden diese Kriege weiter geführt ob wir Bürger es wollen oder nicht. Uns täglich schreckliche Kriegsszenen zeigen, aber nicht dazu tun können diese Vergewaltigungen von Menschen zu beenden, das schlägt nur aufs Gemüt, ändern aber nichts an der Situation.

  • 38 Ute Hehr 22.04.2023, 12:00 Uhr

    Es ist gut, dass über das Elend in Palästina berichtet wird. Es handelt sich hier nicht um eine symmetrische Auseinandersetzung. Die täglichen Drangsalierungen durch die illegalen Siedlungen rund um Jenin, die verhindern, dass sich die Stsdt entwickeln kann keine Erwähnung. Die isr. Soldatedürfte Jenin gar nicht betreten, denn es ist A-zone. Keine eindeutige Erwähnung dagegen, dass Sicherheitskräfte der PA bei einer Demo nicht eingreifen. Man muss schon auch mal klarstellen, dass Kämpfer fast immer sofort hingerichtet werden, und den Soldaten inzwischen erlaubt ist, auf Fliehende zu schießen. Siedler die töten, Soldaten, die töten gehen straflos aus, werden auch gefeiert. Es wird nicht erwähnt, dass nach internationalem Recht ein besetztes Volk das Recht auf Widerstand hat. Israel besetzt nun mal das Westjordanland und Gaza und ist letztendlich nicht im Recht. Solange Deutschland und die EU daraus keine Konsequenzen ziehen wie das ja bei anderen Ländern exzessiv gemacht wird wir

  • 37 Anonym 22.04.2023, 11:19 Uhr

    Die Kleinen sind aufgehetzt durch Familie und Schule, auch gefördert duch dt. Steuergelder gegen Alles , was ihrer verkorksten intoleranten Ideologie und islamistischen Religion zuwidersteht. Das müssen im Ergebnis alle ihrer Meinung nach Ungläubige wie Juden und Christen ausbaden. Mit diesen meist religiös aufgehetzten völlig ungebildeten Spinnern aus dem Orient wirds also immer Probleme geben, sowohl für die Israelis bereits seit 05/1948 in Israel und ebenfalls für Christen in Europa . Hoffentlich trommeln die WDR-Monitor-Kids diese Goldstücke nicht wieder nach Germoney. Wir haben schon mehr als genug davon durchzufüttern und zu ertragen, besonders auch per einer weit erhöhten Gewaltkriminalität.

  • 36 Zaher Daleh 22.04.2023, 11:00 Uhr

    Endlich sagt einer die Wahrheit. Die aus der USA und der EU kommenden Menschen dürfen mit den Palästinenser machen was sie wollen. Das eindringen der Russen in der Ukraine wird als Putins Krieg bezeichnet das eindringen der Israelies in Palästina werden die Palästinenser als Terroristen von der Welt bezeichnet. Dieses Verhalten ist auf der Geschichte zurückzuführen, wo alle die Juden verfolgt und ermordet haben. Als Gutmachen an den Juden wird Palästina und deren Mensch geopfert. Die Demokratie USA übt eine Politik aus, die ihr Macht stärkt. Von Menschlichkeit und Gerechtigkeit hat das nichts zu tun. Die Abstimmung 1948 für Israel war eine USA Sache und entspricht nicht der demokratischen und gerechten Ordnung. Ich bin von West-Bank und gehöre zu den Vertriebenen von 1966.

  • 34 Claus Walischewski 21.04.2023, 23:37 Uhr

    Ein guter Bericht, der auch das Leiden palästinensischer Familien zeigt - was in deutschen Medien eher selten ist. Was aber fehlt, und da wird es politisch, ist ein Blick auf die Ursache der Gewalt. Ja, die Besatzung wurde völkerrechtswidrig gemannt, aber es wurde nicht deutlich genug, dass es ein ungleicher Kampf einer Besatzungsmacht gegen die Besetzten ist. Und die Ursache für die Gewalt liegt letztlich in der seit 1948 andauernden Vertreibung und Unterdrückung der Palästinenser und der Unfähigkeit der Israelis, mit dem Volk, dessen Land sie genommen haben, einen Frieden zu schließen. Statt dessen schreitet der Siedlungsbau immer weiter voran und hat einen eigenen palästinensischen Staat unmöglich gemacht. Wenn wir die Menschenrechte der Palästinenser doch genauso wichtig nähmen wie die der Juden! Aber das können wir Deutschen anscheinend nicht, sondern glauben, durch Parteinahme für Israel ein Teil der Schuld abzutragen, die wie für den Holocaust haben. Ein völliger Irrweg!

  • 31 Thomas Höke 21.04.2023, 17:10 Uhr

    Was für eine ergreifende, tolle, Reportage!!! Da werden Kinder für politische Ziele mißbraucht, ihrer Kindheit beraubt und einem religiösen Wahn geopfert. Wie sieht es mit der Finanzierung des Theaters aus? Wie kann geholfen werden? Nochmals DANKE für diesen Bericht

  • 29 Rainer Urban 21.04.2023, 13:38 Uhr

    Mit Interesse sah ich mir Ihren zu Herzen gehenden Film an! Alle Achtung, dass Sie den Mut hatten in diese Stadt Jenin zu fahren! Doch erwähnten Sie leider nicht, dass der Iran die in Jenin agierende Terror- organisation finanziell und mit Waffen unterstützt und sie zu einem Militärstützpunkt ausgebaut hat. Viele Nahostexperten sind sich auch einig, dass der Iran die Terrorwelle während des Pessachfestes plante und durchführen ließ. Diese Aktionen waren als Test auch mit dem Ziel verbunden, um die Schwachstellen in Israels Verteidigungs-strategie sichtbar zu machen. Israelische Zeitungen berichten, dass der Iran seit längerem einen Mehrfronten- krieg plant, zusammen mit der Hamas, der Hisbollah im Libanon, von Syrien und von Judäa/Samaria aus. Die "Welt" titelte unlängst "Diese Dreiecks-Strategie Teherans bringt Israel in höchste Gefahr." Mir fehlte bei Ihrem sehr aufwendigen Bericht einfach diese Hintergrund- informationen, was ihn mir recht einseitig werden ließ.

  • 28 Unvereinbare Religionen ! 21.04.2023, 12:24 Uhr

    Kinder in islamischen Staaten werden bereits vom 1. Atemzug mit der intoleranten Staatsreligion und ideologie zugekippt. Das hält dann lebenslang an. Da ist Hopfen und Malz für immer verloren. Das zeigt sich auch deutlich in islamistischen Migrantenmilieus in Europa, die meist abgeschottet in Parallelgesellschaften leben, ihren Kontakt zu ihrer Meinung nach "ungläubigen", christlich-jüdisch- orientierten Zeitgenossen darauf beschränken, staatliche Vergünstigen von ihnen entgegenzunehmen und sonst weiter nicht an europäischer Kultur bzw. Lebensart, die sie als "dekadent" beurteilen, Interesse haben :Was will man auch von ihnen sonst erwarten ? Häufigst haben sie noch noch nicht einmal Schulbesuch in ihrer Heimat gehabt, sind pure Analphabete. wenn sie z.B. nach D kommen, um sich hier i,d, Regel per Bürgergeld zu verbessern. ExKanzler Helmut Schmidt hatte darauf stets hingewiesen, u. Migration aus der 3. Welt darum stets weise abgelehnt. Israel wird also nie in Ruhe leben können !