US-Wahl: Deutsche Angst vor Donald Trump

Monitor 24.10.2024 09:21 Min. UT Verfügbar bis 24.10.2099 Das Erste Von Véronique Gantenberg, Julius Baumeister, Nigjar Marduchaeva

MONITOR am 24.10.2024

US-Wahl: Deutsche Angst vor Donald Trump

Donald Trump will wieder ins Weiße Haus und wettert gegen „Germany“. Im Wahlkampf droht er deutschen Firmen mit massiven Strafzöllen. Eine Kampfansage, denn in kein Land exportiert Deutschland so viel wie in die USA – vor allem Autos, Maschinen und Pharmaprodukte. Viele Unternehmen befürchten massive Konsequenzen, falls Trump gewinnt.

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Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Ich will, dass deutsche Autofirmen amerikanisch werden. Sie sollen ihre Autos hier bauen und nicht in Deutschland."

Georg Restle: "Deutsche Autobauer in die USA? Was einige hier für einen Wahlkampfgag von Donald Trump halten, ist nichts anderes als eine Kampfansage an den Wirtschaftsstandort Deutschland. Hallo und willkommen bei MONITOR!

Ja, was kommt da auf Deutschland zu, falls Donald Trump am 5. November die US-Wahlen gewinnen sollte? Kampfansagen ist man von ihm ja schon gewohnt, gegen demokratische Institutionen, gegen den Rechtsstaat, gegen Minderheiten. Und jetzt auch gegen das deutsche Wirtschaftsmodell? Klar ist, die Exportnation Deutschland wäre von Trumps Abschottungspolitik ganz besonders hart betroffen. Und eine neue Umfrage, die heute veröffentlicht wurde, zeigt: Viele deutsche Unternehmen befürchten das Schlimmste, falls Trump die Wahlen gewinnen sollte. Umsatzeinbrüche, Entlassungen, und das nicht nur in der deutschen Automobilindustrie. Schlimme Folgen also - für viele Menschen in diesem Land. Da wundert es dann schon, wer sich da gerade alles in Deutschland für Trump stark macht. Véronique Gantenberg, Julius Baumeister und Nigjar Marduchaeva."

Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt Anfang Oktober. Sein Thema: Deutschland.

Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Sie haben es in Deutschland versucht, Angela wurde ein Jahr später rausgeschmissen und jetzt bauen sie jede Woche ein Kohlekraftwerk."

Jede Woche ein neues Kohlekraftwerk. Angela Merkel rausgeschmissen? Immer wieder Lügen von Trump über "Germany”. Wir schauen uns weitere Auftritte an und hören nicht nur jede Menge Unsinn - sondern auch ganz konkrete Drohungen von Trump an die deutsche Wirtschaft.

Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Unternehmen werden in Massen abwandern" - "von Deutschland nach Georgia" - "Ihr werdet schon sehen!"

Aber was hat Donald Trump mit "Germany” genau vor? Es geht ihm um Deutschland als Exportmacht, denn in kein Land exportiert Deutschland so viel wie in die USA, vor allem Autos, Maschinen und Pharmaprodukte. 2023 kamen aus Deutschland Güter im Wert von rund 158 Milliarden Euro in die USA. Umgekehrt kamen Waren im Wert von rund 95 Milliarden Euro nach Deutschland. Für die USA ein klares Handelsdefizit, und für Trump Grund genug für eine Kampfansage.

Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Sie hauen uns beim Handel übers Ohr - das werden wir nicht mehr zulassen. Sie werden den Preis dafür zahlen."

Wir sind in Germersheim in Rheinland-Pfalz. Hier entstehen so genannte „Wärmeübertragungs-anlagen“ für die Industrie - fürs Frittieren oder das Pressen von Flugzeugteilen - auch für die USA.

Patric Burkhart, Unternehmer: "Wenn wir eine Anlage bauen, zum Beispiel für den amerikanischen Markt, dann weiß jeder - angefangen vom Vertrieb über die Konstruktion über den Einkauf - das ist für Amerika.”

Patric Burkhart leitet das Unternehmen mit 100 Mitarbeitern. Das USA-Geschäft macht 20 Prozent von seinem Umsatz aus. Unter Trump könnte sich das ändern, fürchtet Burkhart.

Patric Burkhart, Unternehmer: "Also es stimmt mich schon mit Sorge, weil ich … ich möchte, dass das Unternehmen wächst. Ich möchte nicht in der Phase kommen, wo man drüber nachdenkt, Jobs zu verlagern. Aber natürlich ist auch klar, dass die Marktmacht, die Amerika hat, immens ist und den Druck, der ausgeübt wird, immens ist."

Ein Unternehmer in Germersheim in Sorge vor dem Ausgang der US-Wahl. Begründete Sorgen, sollte Trump die Wahl gewinnen, habe er es auf deutsche Unternehmen besonders abgesehen, sagt die Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook.

Cathryn Clüver Ashbrook; Politikwissenschaftlerin, Bertelsmann Stiftung: "Donald Trump will Handelskriege überall. Er steht für eine rachegetriebene Handelspolitik. Er meint, andere Länder - eben besonders auch Verbündete - haben sich an den USA, an den offenen Märkten einerseits, aber umgekehrt eben am wirtschaftlichen und militärischen Schutzschild der USA bereichert, und zwar unangemessen bereichert. Die Logik, die ihn dort animiert, ist : Es ist Payback-Time."

"Pay back", es den Deutschen heimzahlen. Donald Trump hat dafür einen konkreten Plan.

Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Wer seine Produkte nicht hier herstellt, muss einen Strafzoll zahlen - einen erheblichen."

Strafzölle/Tariffs, sie sind der Kern von Trumps Außenwirtschaftspolitik.

Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Das schönste Wort im Wörterbuch. Wir werden eine Strafzoll-Nation sein."

Strafzölle, klingt erstmal abstrakt - in der Praxis würde das Folgendes bedeuten.
Unter Joe Biden lag der Zollsatz für Produkte, die aus Deutschland und der EU in die USA kamen, bei durchschnittlich rund 1,5 Prozent. Das will Donald Trump ändern. Er will einen generellen Importzoll. 60 Prozent für Waren aus China und 10 bis 20 Prozent für andere ausländische - wie deutsche Unternehmen. Die Produkte würden in den USA so deutlich teurer. Deutsche Unternehmen wären weniger wettbewerbsfähig, Exporte könnten massiv einbrechen. Das würde vor allem eine Branche treffen, auf die es Trump besonders abgesehen hat.

Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Unternehmen werden in Massen abwandern, von Deutschland nach Georgia."

In Trumps Visier: die deutsche Automobilindustrie. Aus deutschen Autobauern will Trump amerikanische machen. VW, BMW, Mercedes. Trump will sie mit seinen Strafzöllen in die USA zwingen. Was das bedeuten könnte, will uns keiner der großen Autokonzerne beantworten. Doch klar ist, für das Herzstück der deutschen Industrie würde Trumps Politik schwere Folgen haben.

Stefan Bratzel, Automobilexperte, FH der Wirtschaft Bergisch Gladbach: "Konkret bedeutet das, dass eben auch die deutschen Autobauer noch mehr Produktion in die USA verlagern müssen, wenn sie dort künftig Fahrzeuge verkaufen wollen. Das wird tatsächlich merklich die wirtschaftliche Situation in Deutschland beeinflussen."

Und auch Mittelständler mit starkem USA-Geschäft - wie das Unternehmen von Patric Burkhart - träfen diese Zölle hart.

Patric Burkhart, Unternehmer: "Wir hätten einen signifikanten Umsatzrückgang. Was dazu führen würde, dass wir die Anzahl der Belegschaft nicht halten könnten, die wir aufgebaut haben in der Vergangenheit."

Umsatzeinbrüche? Entlassungen? Was wäre, wenn Trump seine Politik in die Tat umsetzen würde? Ein großer Teil der deutschen Industrie befürchtet massive Konsequenzen. Das zeigt eine aktuelle Befragung des ifo-Instituts von über 2.000 Unternehmen.

Prof. Lisandra Flach, Wirtschaftswissenschaftlerin, ifo Institut: "48 Prozent der deutschen Industrieunternehmen, die stark mit der US-Wirtschaft verflochten sind, erwarten eine negative Auswirkung, während nur 7 Prozent eine positive Auswirkung bei einem Wahlsieg von Trump erwarten."

Ein Wahlsieg von Trump - ein Horrorszenario für den Wirtschaftsstandort Deutschland? Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet deutsche Politiker hier Gemeinsamkeiten sehen. Der CDU-Politiker Jens Spahn reiste im Juli zum Parteitag der Republikaner in die USA.

Jens Spahn (CDU), Stellv. Fraktionsvorsitzender, 17.06.2024 (Übersetzung Monitor): "Wenn ich Präsident Trump zuhöre, wenn es um Handel und fairen Handel geht mit China oder dem Rest der Welt, da haben wir tatsächlich gemeinsame Interessen."

Gemeinsame Interessen mit Donald Trump? Dem Mann, der sich an der deutschen Wirtschaft rächen will? Für die AfD, die sich als oberste Hüterin deutscher Interessen verkauft, ist klar, wer die Wahl gewinnen soll."

Alice Weidel (AfD), Parteivorsitzende, 07.07.2024: "Definitiv drücke ich Donald Trump die Daumen."

Reporter: "Wer wäre besser für Deutschland, aus Ihrer persönlichen Sicht? Trump oder Harris?"

Alice Weidel: "Trump."

Applaus von Rechts für einen Mann, der der deutschen Industrie den Kampf ansagt. Aber wie hoch wäre der Gesamtschaden für die deutsche Wirtschaft, wenn Trumps Strafzölle Realität werden? Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft hat das berechnet.

Samina Sultan, Wirtschaftswissenschaftlerin, Institut der deutschen Wirtschaft: "Für die deutsche Wirtschaft würde das bedeuten, einen Verlust von zwischen 120 bis 150 Milliarden Euro. Das ist erheblich, also wenn man das vergleicht, zum Beispiel mit unserer Gesamtwirtschaftsleistung, sind es ungefähr 4 Prozent. Da stehen Arbeitsplätze dahinter, da stehen Investitionen dahinter und das wird uns alle irgendwie betreffen."

Donald Trump auf dem Weg ins Weiße Haus? Für Deutschland könnte das schwerwiegende Folgen haben. Nicht nur für den Wirtschaftsstandort.

Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Niemand wird uns aufhalten, wir arbeiten an unserer amerikanischen Bestimmung und zusammen werden wir - Make America great again!"

Georg Restle: "Ja, und das muss die AfD ihren Wählern dann vielleicht doch mal erklären, warum sich solche Radikal-Nationalisten ausgerechnet für einen Mann stark machen, der Deutschland und seiner Wirtschaft enormen Schaden zufügen könnte."

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10 Kommentare

  • 10 Verachte Kriege 24.10.2024, 13:46 Uhr

    Wissen US-Demokraten, NATO-Politiker, Politiker der FDP, Grünen, SPD, CSU, CDU eigentlich dass die von ihnen für die ukrainische Regierung/Armee geforderten, gelieferten Waffen auch Leben vernichten und auch extrem umweltschädlich sind? Auch aus NATO-Waffen werden keine Blümchen verschossen, auch sie vernichten, verletzen und töten. Auch wenn darüber in unseren einseitig berichtenden grün-68 gesinnten Medien kaum darüber gesprochen wird. Derzeitig regen sich unsere Eliten darüber auf dass angeblich nordkoreanische Militärberater auf russischer Seite eingesetzt sind. „Unsere“ westlichen Medien berichteten schon kurz nach 2014 dass sich in der Ukraine US-Militärberater befinden (um besser gegen die Ostukrainer kämpfen zu können?), auch dass die ukrainische Armee die Infrastruktur der Ostukraine sowie Krim zerstört (z.B. Dnepr-Krim-Kanal soweit Strommasten).

  • 9 Umweltschützer 24.10.2024, 13:34 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 8 Globalisierungsgegner 24.10.2024, 09:59 Uhr

    Was für eine „Deutsche Angst“? Multinationale Konzerne haben Angst, dass Globalisierung mit Lohn-, Renten- und Steuerdumping nicht mehr funktioniert. Ich hoffe auf Trump, natürlich zuerst auf ein Ende vom Krieg in der Ukraine und kein weiteres US Regime Change. Amerika First macht Sinn, wie Germany First Sinn machen würde; wir brauchen viel mehr Nationalismus um mit der Schadensbegrenzung der weltoffener Globalisierung zu beginnen. Deutsche Arbeitnehmer haben ganz sicher keine Angst, dass von der deutschen Firma Miele in Polen hergestellte Waschmaschinen in den USA mit Strafzöllen belegt werden. Und in deutschen Autos stecken überwiegend Teile aus dem Ausland; zum Beispiel Kabelbäume aus der Ukraine, die künftig zollfrei in den gemeinsamen Markt kommen sollen. Ich kann nur hoffen, dass Trump die Wahl gewinnt und wir sollten ebenfalls Zoll auf Importe aus Ländern der EU-Osterweiterung erheben. Das wäre das Ende der EU – gut so, im Interesse deutscher Arbeitnehmer; Frankreich ähnlich.

  • 7 Holm 24.10.2024, 09:22 Uhr

    Ich denke wir verdanken unseren Wohlstand der Ausbeutung des Globalen Südens ? Dann brauchen wir uns wegen der USA doch keine Sorgen machen.

  • 6 Markus Manfred Rühle 24.10.2024, 02:08 Uhr

    Trump und Germany; Deutschland und Donald - welch eine Hassliebe! War es nicht A. Baerbock, die es sich nicht verkneifen konnte und meinte, sie sei so wichtig, dass sie unbedingt über den großen Teich keifen und ihr Mundwerk lose in den US-amerikanischen Wahlkampf hängen müsste? Typisch Frau und nicht gerade vorteilhaft, wenn in den USA Harris und Trump gegeneinander zum Präsidentschaftswahlkampf antreten. Der Blick auf Merkels Hinterlassenschaften für Deutschland dürfte nicht alle US-Amerikaner für eine Frau im Weißen Haus begeistern. Es wandern immer mehr deutsche Unternehmen ab ins Ausland und sollte Trump als neuer Präsident eine wirtschaftliche Front gegen Deutschland errichten, könnte es noch enger für uns werden. Vielleicht sollte die gehobene bundesdeutsche Politik sich mehr um unsere Wirtschaft kümmern statt um Wahlkämpfe in Übersee? Es täte not! A. Baerbock muss sich zudem nicht um Frauenrechte in den USA sorgen; dort stützen die Frauen ihre Emanzipation nicht nur aufs Reden.

  • 5 M. B. 23.10.2024, 19:20 Uhr

    Derzeitige Politiker treiben die Kriege immer weiter voran. Offensichtlich gibt es für sie kein zurück mehr. Politiker welche für eine Beendigung der Kriege werben anstatt für eine Verstärkung die gibt es nur noch vereinzelt, jedoch werden diese von den „Kriegstreibern“ verflucht, verhetzt, sozusagen „mundtot“ gemacht. Oder demnächst noch Schlimmeres? Ich denke mal rückblickend in die Geschichte zurück, an die Geschwister Scholl. Auch die haben versucht sich in der Öffentlichkeit für eine Beendigung des Krieges einzusetzen, doch die herrschende Staatsmacht war stärker. Ein großer Fehler unserer Politiker ist es in den Medien das Zeitgeschehen Betreff Ukraine erst ab Februar 2022, dem Einmarsch der russischen Armee zu zählen, für grün-68er Gesinnte, für US-Demokraten scheinbar die Stunde null. Alles was vorher geschah wird in den Medien eingenebelt. So lesen wir oftmals dass Russland im Feb. 2022 die „friedlich lebende Ukraine“ nur aus imperialistischen Gründen überfallen hat.

  • 4 Albers 23.10.2024, 18:36 Uhr

    Da über 70% der Deutschen glauben das Harris gewinnt scheint mir das Thema doch reichlich aufgebauscht.

  • 1 L. G. 22.10.2024, 19:36 Uhr

    Nicht alle in Deutschland lebenden Menschen haben Angst vor einem Wahlsieg von Trump. Die meisten Menschen im Staat haben seitdem Grün-68er die Regierungsmacht krampfhaft innehalten, durch ihre Politik und durch derer Gleichgesinnten, die US-Demokraten, extreme Einbußen. Die Deutschland zerstörende Wirtschafts-/Kriegspolitik, die us-folgsamen Sanktionen, die Sperre der preisgünstigen Gas/Öl-Energieversorgung aus der Russischen Föderation im Tausch der uns nun total von den USA abhängig gemachten Energieversorgung. Was der Trump uns noch bringt das wissen wir nicht. Vielleicht beendet Trump wirklich den Krieg in der Ukraine, vielleicht auch im Nahen Osten. Dass dieses seitens der US-Demokraten geschieht das ist sehr unwahrscheinlich. Die Demokraten „kämpfen“ offen für eine Weiterführung der Kriege. Eine Kriegsbeendigung scheint bei denen nicht programmiert zu sein. Da ich weiter leben, keinen Krieg haben will sind mir die US-Republikaner angenehmer als die US-Demokraten. Ich will leben!