Trumps Rückkehr: Rollback für Frauenrechte

Monitor 14.11.2024 10:54 Min. UT Verfügbar bis 14.11.2099 Das Erste Von Lisa Seemann, Julius Baumeister, Nigjar Marduchaeva

MONITOR am 14.11.2024

Trumps Rückkehr: Rollback für Frauenrechte

Frauenfeindlichkeit, Sexismus und Häme – auf Trumps Worte im Wahlkampf dürften in seiner Präsidentschaft Taten folgen. Seit Jahren planen enge Vertraute den Abbau von Frauenrechten und die Rückkehr zu erzkonservativen Geschlechterrollen. Feministinnen befürchten, dass sie im Kampf um ihre Rechte um Jahrzehnte zurückgeworfen werden – nicht nur in den USA.

Von Lisa Seemann, Julius Baumeister, Nigjar Marduchaeva

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Georg Restle: "Gott segne Amerika!“ Donald Trump und Elon Musk gestern Abend in Florida. "Home sweet home", endet das Lied, fragt sich nur für wen? Hallo und willkommen bei MONITOR.

Ja, nochmal vier Jahre Donald Trump. Wer jetzt denkt, das hatten wir doch alles schon mal, der wird sich vermutlich erheblich täuschen. Denn anders als vor acht Jahren zieht Donald Trump dieses Mal bestens vorbereitet ins Weiße Haus. Seine parteiinternen Kritiker: rausgedrängt oder auf Linie gebracht. Das höchste US-Gericht, der Senat und auch das Repräsentantenhaus stehen alle mehrheitlich hinter Trump und seiner Politik. Und sein Regierungsteam? Allesamt loyale Trumpisten, die sein Bild der Welt und der Gesellschaft voll und ganz teilen. Dieser Mann hier zum Beispiel, Tom Homan, erzreaktionärer Republikaner, der am "Project 2025" mitgeschrieben hat; ein Papier, das viele als einen Generalangriff auf die amerikanische Demokratie bewerten. Ausgerechnet er soll jetzt die millionenfache Deportation von Migranten vorantreiben."

Tom Homan (Übersetzung Monitor): "Wenn Trump im Januar zurückkommt, dann werde ich an seinen Hacken kleben und die größten Deportationen durchführen, die das Land je gesehen hat."

Georg Restle: "Trumps Angriff auf die Justiz, die soll dieser Mann vollstrecken; Matt Gaetz, ultrakonservativer Trumpist, der selbst einigen Republikanern viel zu rechts ist. Und ausgerechnet er soll jetzt neuer Justizminister werden - und hat dabei ziemlich klare Vorstellungen vom Umbau des Staates."

Matt Gaetz (Übersetzung Monitor): "Egal, wie viel Zeit oder Energie es uns kosten wird, entweder wir kriegen die Regierungsbehörden auf unsere Seite oder wir entziehen ihnen ihr Geld, oder schaffen sie ab. Vom FBI bis zum Justizministerium."

Georg Restle: "Und dann ist da noch dieser Mann, Pete Hegseth, Moderator des Trump-treuen Senders FOX, der neuer Verteidigungsminister werden soll. Und der schon mal klargemacht hat, was er zum Beispiel von Frauen in der Armee hält."

Pete Hegseth (Übersetzung Monitor): "Frauen sollten keine Kampfsoldatinnen werden. Das hat uns weder effektiver noch tödlicher gemacht und das Kämpfen deutlich komplizierter."

Georg Restle: "Drei Männer, die für Trumps Programm stehen, wenn es um Migration, Staatsumbau oder Frauenrechte geht. Ja, und insbesondere für Frauen könnten schwere Zeiten anbrechen in den USA, nicht nur bei den Themen Militär oder Schwangerschaftsabbruch. Da ist jetzt auch von einer neuen Männlichkeit die Rede. Von Männern, die Frauen wieder unter ihre Gewalt bringen sollen und davon, das Rad einer jahrhundertlangen Befreiungsgeschichte wieder zurückzudrehen. Und nein, das ist nicht nur Gerede, das haben Trump und seine Leute tatsächlich vor. Lisa Seemann und Julius Baumeister."

Verzweiflung, Trauer, Enttäuschung - besonders bei vielen Frauen nach der Wiederwahl von Donald Trump. Vor der Wahl sind Tausende gegen Trump auf die Straße gegangen. "Mein Körper, meine Entscheidung", rufen sie. Damit könnte unter Trump bald Schluss sein. Davor hat sie Sorge. Bear Atwood kämpft seit über 45 Jahren für die Rechte von Frauen in den USA, als Aktivistin und Anwältin.

Bear Atwood, Vizepräsidentin National Organization for Women, USA (Übersetzung Monitor): "Es fühlt sich so an, als ob alles, wofür ich mein ganzes Leben lang gekämpft habe, einfach weggewischt wird. Und das ist wirklich sehr, sehr traurig. Wir haben einen Mann gewählt, der frauenfeindlich ist, ein Rassist, der Witze über Menschen mit Behinderung macht, der ein verurteilter Verbrecher ist. Das alles macht mich sehr wütend."

Ein Mann, der wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde, als US-Präsident. Und einer, der im Wahlkampf immer wieder zeigte, was er von Frauen wie der ehemaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hält.

Donald Trump, 04.11.2024 (Übersetzung Monitor): "Sie ist eine böse, kranke, verrückte, bit**.“

Wahlkampfauftritte von Trump gerieten zu Show-Veranstaltungen für eine neue Männlichkeit, mit Elon Musk oder Hulk Hogan, einem der berühmtesten Wrestler der Welt. Alles nur Show? Nein, sagt Thomas Zimmer, Historiker an der Georgetown University in Washington.

Thomas Zimmer, Historiker, Georgetown University: "Völlig fraglos geht es hier um einen bestimmten Entwurf von Männlichkeit. Diese bestimmte Vorstellung von harter Alpha-Männlichkeit, die eben dieser Verweichlichung, dieser vermeintlichen Feminisierung der Gesellschaft entgegentritt und darauf besteht, dass jetzt mal wieder Ordnung herrscht."

Starke Männer gegen schwache Frauen. Längst hat sich Trumps Geschlechterbild millionenfach verbreitet. Sexistische Parolen überschwemmen seit seinem Wahlsieg das Internet. User wollen: "Frauen wegen ihrer bloßen Existenz in Handschellen legen", fordern "Frauen zurück in die Küche" oder rufen nach einem "Vergewaltigungskommando". Nick Fuentes ist einer der bekanntesten Rechtsextremisten der USA. Nach Trumps Wahlsieg verbreitete er einen neuen Kampf-Slogan gegen Frauen.

Nick Fuentes, 06.11.2024 (Übersetzung Monitor): "Hey Bitch, wir kontrollieren eure Körper! Jungs gewinnen wieder, Männer gewinnen wieder. Dein Körper, meine Entscheidung."

Männer, die über Frauenkörper verfügen wollen. Allein auf der Plattform X wurde dieses Video 19 Millionen Mal gesehen. Eine Untersuchung zeigt, vor der Wahl wurden Slogans wie dieser nur selten gepostet. 24 Stunden nach der Wahl ging die Zahl durch die Decke. Internet-Kampagnen, die schlimme Folgen haben - nicht nur im Netz - weiß Extremismusforscherin Julia Ebner.

Julia Ebner, Extremismusforscherin Institute for Strategic Dialogue: "Dass zum Beispiel eben Mädchen an Schulen, wirklich Minderjährige, sehr stark von diesem Hass betroffen sind. Dass teilweise an US-amerikanischen Schulen Eltern berichtet haben, dass ihre Töchter dort Vergewaltigungsdrohungen erhalten und ja, Mitschüler, sie zum Beispiel mit den Worten "Dein Körper, meine Entscheidung" einschüchtern wollen."

Gewalt gegen Frauen, Machtfantasien von Männern. Unter Trump droht all das Auftrieb zu erhalten. Und elementare Frauenrechte dürften weiter eingeschränkt werden. Erst 2022 hat der Oberste Gerichtshof der USA das landesweite Recht auf Schwangerschaftsabbruch aufgehoben, mit Hilfe dreier erzkonservativer Richter, die Trump in seiner ersten Amtszeit eingesetzt hatte. Und das könnte nur der Anfang sein. Für Trumps zweite Amtszeit befürchten Frauenrechtlerinnen Schlimmeres.

Bear Atwood, Vizepräsidentin National Organization for Women, USA (Übersetzung Monitor): "Ich denke, er möchte uns in die 50er Jahre zurückversetzen, in die idealisierte Welt von der er glaubt, dass Amerika damals großartig war. Amerika war aber eben nicht großartig für Frauen."

Rückfall in die 50er? Weitere Einschränkungen bei Schwangerschaftsabbrüchen? Trumps designierter Vizepräsident J.D. Vance will genau das.

J.D. Vance (Übersetzung Monitor): "Ich bin für das Leben. Ich will so viele Babys wie möglich retten. Wir müssen gegen die Anti-Kinder-Ideologie in den Krieg ziehen."

Thomas Zimmer, Historiker, Georgetown University: "Das ist nicht so sehr Trump selber, sondern die Kräfte um ihn herum und die lassen überhaupt gar keinen Zweifel daran, dass eines ihrer zentralen Vorhaben ist, Abtreibung unmöglich zu machen. Das gehört in den größeren Rahmen einer Wiederherstellung der "natürlichen Ordnung". Frauen müssen der Nation, müssen der weißen, christlichen Nation, Kinder gebären und sie dann großziehen."

Frauen als Gebärmaschinen für eine weiße Mehrheitsgesellschaft. Sexismus und Rassismus als Kernideologien eines großen Plans. Nachzulesen auch im "Project 2025", einem radikalen Entwurf zum Umbau der demokratischen Institutionen der USA - geschrieben von engen Vertrauten von Trumps. Es gilt als Masterplan für seine zweite Amtszeit. Geht es danach, sollen Abtreibungsmedikamenten künftig die Zulassung entzogen werden. Damit würden Abtreibungen noch viel weiter erschwert, um Frauen auf ihre Mutterrolle festzulegen.

Zitat: "Familien sind die Basis einer blühenden Gesellschaft. Ohne Frauen gibt es keine Kinder und die Gesellschaft kann nicht fortbestehen.”

Der Kampf gegen die Selbstbestimmung von Frauen, gegen ihr Recht auf Abtreibung. Dabei stützt sich Trump auf eine seiner treuesten Wählergruppen in den USA, ultra-religiöse Christen. Sie sind weltweit vernetzt. Und auch hier vertreten - auf der sogenannten CPAC-Konferenz. Hier treffen sich Rechtsextreme und Erzkonservative. Vor allem mächtige Männer, die über die Zukunft von Rollenbildern entscheiden wollen.

Donald Trump, 29.02.2020 (Übersetzung Monitor): "Unglaublich, was hier los ist. Eine Bewegung, wie man sie ehrlich gesagt noch nie zuvor gesehen hat."

Mit dabei: Ungarns Regierungschef Viktor Orbán. Verbündeter Trumps auch beim Kampf für ein traditionelles Frauen- und Familienbild.

Viktor Orbán, Ministerpräsident Ungarn, 04.08.2022 (Übersetzung Monitor): "Wenn die traditionellen Familien weg sind, gibt es nichts, was den Westen vor dem Untergang retten kann."

Frauen reduziert auf ihre Mutterrolle - zum Erhalt der Nation oder der weißen Rasse. Auch in Deutschland gehört das längst zum Kern rechtsextremer Ideologie.

Björn Höcke (AfD), Landesvorsitzender Thüringen, 06.11.2023: "Deutschland, unser Deutschland steht auf tönernen Füßen. Seit Jahrzehnten werden zu wenig Kinder in unserem Land geboren, zu wenig deutsche Kinder. Millionen Kinder sind abgetrieben worden und haben das Licht der Welt nicht erblicken können."

Julia Ebner, Extremismusforscherin Institute for Strategic Dialogue: "Es gibt sehr starke Parallelen zwischen Politikern wie Trump und auch Orbán, Putin, aber auch Politikerinnen und Politiker der AfD. Also hier gibt es einen gemeinsamen Nenner, wo es darum geht, in Wirklichkeit Frauenrechte zurückzurollen und zu einer Vergangenheit zurückzukehren, in der Frauen deutlich weniger Rechte genießen."

In den USA war Donald Trump damit offensichtlich erfolgreich. Denn auch das gehört zur Realität, mehr als die Hälfte der weißen Frauen haben für Trump gestimmt - trotz seiner frauenfeindlichen Äußerungen oder Politik. Die große Mehrheit der schwarzen und Latino-Frauen hat gegen Trump gestimmt. Viele Frauen wollen weiter protestieren, weil sie unter Donald Trump einen der größten Rückschläge in der jahrhundertelangen Geschichte der Frauenbewegung befürchten.

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6 Kommentare

  • 6 Holm 15.11.2024, 11:44 Uhr

    ....Feministinnen befürchten.....Millionen andere Frauen offensichtlich nicht.

  • 5 Gender 15.11.2024, 11:28 Uhr

    Ich finde es seitens Anhänger der grün-68er Ideologie wieder als eine böse Unterstellung dass Trump bisher errungene Frauenrechte rückgängig gemacht würde. Warum wird hier nicht mal darüber gesprochen dass die seit vielleicht schon tausende von Jahren praktiziere geschlechtliche Einstufung in „Frau“ und „Mann“ sich bewährt hat und nicht verändert werden sollte. Diese Einstufung ist naturgemäß und anhand von körperrechtlichen Merkmalen orientiert, das finde ich gut so. Wir brauchen keinen neuen Typ von Menschen, einen „Gender“ wie es für mich unübersehbar die Ideologen Grün-68er wollen. Lasst uns die Definition Mann/Frau erhalten und wenn Menschen der einen sowie anderen Einstufungen sich benachteiligt werden so muss man Abhilfe schaffen. Wenn diejenigen welche sich als Kind, Jugendlicher, Greis fühlen auch noch alle ansprachlich, seitens schriftlich oder mündlich, als solche auch noch geschlechtstypisch angesprochen werden sollen das würde vielerorts zu Schwierigkeiten führen.

  • 4 K.Storch 14.11.2024, 23:13 Uhr

    Irgendwann, endet das Recht der Frauen, weil die Ungeborenen irgendwann ein eigenes Recht auf Leben bekommen. Wann das ist, weiß ich auch nicht. Im Grunde bin ich auch gegen radikale Abtreibungsgegner, das deutsche Modell scheint mir akzeptabel. Aber ich würde mich mal fragen was auf der Gegenseite alles falsch gesehen wurde, dass das und anderes keine Rolle mehr spielt. Ich hätte auch Trump gewählt.

  • 3 Fritz 14.11.2024, 23:12 Uhr

    Dieser Kommentar wurde mehrfach abgegeben und daher an dieser Stelle gesperrt. (die Redaktion)

  • 2 Aga Bellwald 14.11.2024, 22:35 Uhr

    Da rollt etwas auf die Welt zu, was diese bis dahin noch nie erlebt hat. Ich befürchte das Schlimmste für sämtliche Rechte, für die Jahrzehnte gekämpft wurde. Und niemand hat ein wirksames Rezept gegen diese Entwicklung. Zu lange haben wir uns in unseren Demokratien ausgeruht, geglaubt, es ginge alles von alleine und immer so weiter. Doch Demokratie ist wie ein Haus. Was passiert, wenn man diesem nicht Sorge trägt? Es zerfällt allmählich, und so kann es unseren Demokratien auch gehen. Sie verlottern, bis es ganz zu spät ist. Zu pessimistisch? Nein, realistisch. Dennoch, ganz gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß die Menschen aufstehen und sich ihre Rechte zurückholen werden. Denn sie werden eines Tages merken, wie Trump und Co. sie verarschen werden. Auch hier in Europa.

  • 1 Franz Gans 14.11.2024, 21:54 Uhr

    So ein völlig überzogener Bericht. Was ein Quatsch. Es geht um den Woken Genderquatsch und gegen die Unterstützung Von völlig wahnsinnigen medikamentösen Behandlungen von Kindern bei Geschlechterwechsel. Gut so!