Klimajahr 2024: Die angeheizte Katastrophe

Monitor 05.12.2024 05:18 Min. UT Verfügbar bis 30.12.2099 Das Erste Von Julius Baumeister, Samira El Hattab

MONITOR am 05.12.2024

Klimajahr 2024: Die angeheizte Katastrophe

Dürre, Hochwasser, Waldbrände – in allen Teilen der Welt zeigt sich 2024 das zerstörerische Ausmaß der Klimakrise, tausende Menschen sterben, ein Rekord jagt den nächsten: Noch nie war es auf der Erde so heiß wie 2024, noch nie wurden mehr CO2-Emissionen ausgestoßen – und noch nie waren Klimaskeptiker so mächtig. MONITOR schaut auf ein Jahr, das für die Zukunft nichts Gutes verheißt.

Von Julius Baumeister, Samira El Hattab

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Georg Restle: "Die Erde, vom Weltall betrachtet. Ein sensibler, ein bedrohter Planet des Lebens - bedrohter als je zuvor. Bei allem politischen Gezänk scheint uns das irgendwie aus dem Blick geraten zu sein in diesem Jahr.

Hallo und willkommen zur letzten Ausgabe von MONITOR 2024.

Ein Jahr, das weltweit wieder das Heißeste werden wird, seit Wetterdaten aufgezeichnet werden. Noch heißer als die Jahre davor, die allesamt auch schon zu den heißesten Jahren überhaupt gehörten. Besonders alarmierend, das wichtige 1,5-Grad-Ziel wird in diesem Jahr wohl erstmals überschritten werden. Aber irgendwie scheint das immer mehr Menschen immer weniger zu kümmern, weil sie den Klimawandel bezweifeln - oder weil das alles so weit weg scheint. Oder weil immer mehr Politiker ihnen einreden, dass das alles ja gar nicht so schlimm sei. Da heißt es dann, "Drill, Baby, drill", zu Deutsch, holt so viel Öl und Gas aus der Erde, wie es irgend geht. Zurück ins fossile Steinzeitalter mit allen Folgen für Mensch und Natur. Julius Baumeister und Samira El Hatab schauen zurück auf ein Jahr, das uns allen Warnung sein sollte."

Neujahr 2024. Das Jahr hatte gerade erst begonnen, da war der Klimawandel in Deutschland schon zu spüren. Dauerregen und Überschwemmungen in Niedersachsen.

Olaf Scholz: "Ich denke an alle Betroffenen in den Teilen Deutschlands, die in diesen Tage unter dem schrecklichen Hochwasser und seinen Folgen leiden."

2024 - ein Jahr, in dem Staats- und Regierungschefs noch oft ihr Beileid bekunden werden. Denn die Klimakrise schlägt in diesem Jahr besonders häufig zu, egal wo man hinsieht. Frühjahr: Fluten in Afghanistan, mehr als 100 Menschen sterben - Überschwemmungen auch in Brasilien, 150 Tote. Zur selben Zeit: Rekordhitze in Indien - fast 50 Grad, mindestens 100 Menschen sterben - Rekordwerte überall auf dem Planeten. Denn noch nie war es auf der Welt so heiß wie 2024. Erstmals werden im Durchschnitt 1,5 Grad mehr gemessen als im vorindustriellen Zeitalter. Und noch nie stieß die Menschheit mehr CO2 in die Atmosphäre aus, trotz Zuwachs bei erneuerbaren Energien.

Luisa Neubauer, Klimaaktivistin: "In diesem Jahr 2024 ist alles aufeinander geclasht, was wir in Sachen Klima kennen. Die Katastrophen so groß wie nie, so offensichtlich wie nie, so teuer wie nie. Die Möglichkeiten, viele Katastrophen zu verhindern, waren auch so billig wie nie, die Zukunftstechnologien so verfügbar wie nie. Das ist die Paradoxie dieser Welt, und dieses Jahr hat alles offengelegt.”

2024 - ein Katastrophenjahr. Aber auch ein erfolgreiches Jahr für Politiker, die von Klimaschutz noch nie etwas gehalten haben.

Javier Milei (Übersetzung Monitor): "Alle politischen Maßnahmen, die den Menschen für den Klimawandel verantwortlich machen, sind falsch."

Donald Trump (Übersetzung Monitor): "Erderwärmung und all das; das ist Schwindel, das ist alles Geldmacherei."

Alice Weidel: "Ihr vorgeblicher Klimaschutz ist nichts anderes als ein monströses De-Industrialisierungsprogramm, um imaginierte Weltuntergänge in ferner Zukunft abzuwenden."

Imaginierte Weltuntergänge in ferner Zukunft - Juni 24, in Bayern und Baden Württemberg -Starkregen lässt aus Bächen reißende Fluten werden. Zerstörte Häuser und Wohnungen. Fünf Menschen sterben. Und die deutsche Politik? Schwächt 2024 wichtigen Klimaschutz.

Newsschnipsel: "Der Bundestag hat die Reform des Klimaschutzgesetzes beschlossen / Deutschland wird sein Klimaziel verfehlen / Die Kritik an den Neuregelungen hält an."

Prof. Niklas Höhne, Klimawissenschaftler, NewClimate Institute: "Ich sehe eine riesige Diskrepanz zwischen einmal den Alarmsignalen, die das Klima uns sendet, dass es existenzbedrohend ist. Und das steht in kein Verhältnis zu der politischen Reaktion, die ja in vielen Teilen sogar rückwärtsgewandt ist."

Klimapolitische Rückschritte trotz der Katastrophen. Massive Überflutungen in West- und Zentralafrika, Millionen Menschen sind betroffen. Extremwetter in den USA - der Hurricane Helene verwüstet Florida, 247 Menschen sterben. Oktober, Jahrhundertflut in Valencia, das Wasser zerstört Teile der Stadt, über 200 Tote. Und die Weltgemeinschaft? Kommt Ende des Jahres zur Klimakonferenz in Baku zusammen. Hier sollte eigentlich an Lösungen gearbeitet werden, um Emissionen zu senken.

Newsschnipsel: "In zähen Verhandlungen ist ein Scheitern der Weltklimakonferenz in Baku / In Aserbaidschan ringen die knapp 200 Teilnehmerstaaten weiter um Strategien / Eine Abschlusserklärung angenommen, die viele enttäuscht."

Prof. Mojib Latif, Klimawissenschaftler, GEOMAR Helmholtz-Zentrum: "Ich kann Politikerinnen und Politikern nichts mehr beibringen, die wissen alles, da gibt es keinen Beratungsbedarf mehr. Sie handeln wider besseren Wissens."

Das Klimajahr 2024 - wieder ein Jahr der Katastrophen und keine Wende in Sicht. Schlechte Aussichten für 2025. Und all die Jahre, die noch folgen.

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Stand: 05.12.2024, 22:15 Uhr

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