Der Tagesthemen-Kommentar von Georg Restle zur Migrationspolitik vom 28.09.2023 Monitor 28.09.2023 01:49 Min. Verfügbar bis 29.09.2099 Das Erste

Georg Restle am 28.09.2023

Der Tagesthemen-Kommentar von Georg Restle zur Migrationspolitik vom 28.09.2023

„Ein CDU-Vorsitzender, der niederste Instinkte bedient mit Geflüchteten, die in Deutschland angeblich die Zahnarztpraxen überbevölkern. Das ist schon allerunterste Schublade. Und hat mit der Realität nichts zu tun.“ Die Meinung von MONITOR-Redaktionsleiter Georg Restle.

Von Georg Restle

Das Migrationsthema beschäftigt Europa. Und schon sind die Populisten wieder los. Ein CDU-Vorsitzender, der niederste Instinkte bedient mit Geflüchteten, die in Deutschland angeblich die Zahnarztpraxen überbevölkern. Das ist schon allerunterste Schublade. Und hat mit der Realität nichts zu tun. Ganz sicher wird die CDU sich spätestens heute fragen müssen, ob Friedrich Merz noch der richtige Vorsitzende für eine Partei ist, die sich christlich nennt.

Mehr Vernunft! Möchte man dem CDU-Chef zurufen – aber das gilt eigentlich für die gesamte Migrations-Debatte.

Das fängt schon bei den Zahlen an: Ja, die steigen wieder, und ja, es gibt Kommunen, die damit erhebliche Probleme haben. Aber von einer Situation, wie wir sie 2015 hatten, sind wir weit entfernt.

Mehr Vernunft! Das gilt auch für die Lösungen, um die da in Brüssel heute wieder gerungen wurde: Mehr Abschottung, Kasernierung an den Außengrenzen. Und Flüchtlingsdeals mit Staaten wie Tunesien, die Geflüchtete in der Wüste verdursten lassen.

Glaubt irgendjemand wirklich, das Problem dadurch in den Griff zu bekommen? Dass dann weniger Menschen kommen? Dass das Massensterben im Mittelmeer endet? Solange Kriege und Verfolgung weiter andauern? In Syrien oder Afghanistan, in Äthiopien oder im Sudan? 

Mehr Vernunft! Das würde bedeuten, endlich mehr legale und humanere Einreise-Wege für all die zu schaffen, die tatsächlich vor Krieg und Verfolgung fliehen, oder auf die Europas Arbeitsmärkte dringend angewiesen sind. Klar, das ist komplizierter. Und klar: Nicht jeder käme rein und Abschiebungen wird es auch weiter geben.

Aber es wäre ein vernünftiger Weg. Nur leider hat es die Vernunft schwer. Beim Thema Migration sowieso. Vor allem dann, wenn die Populisten das Sagen haben.

Kommentare zum Thema

  • Josef Deiner 25.11.2023, 20:12 Uhr

    ...ein langjähriger MONITOR Zuseher zum AfD -Bericht: ......hmmmm! Key, freier Journalismus wollen wir alle ,heftet Ihr euch ja auch alle ans Rever. Wie sieht es dann aus mit dem freien Journalismus wenn's um unseren Sozialpott geht? Wieviele zahlen ein? Wieviele bedienen sich (zu Unrecht)könnt Ihr ja mal recherchieren)? Wie sieht es auch mit der gerechten Verteilung aus dem Sozialpott? MILLIONEN haben das Land nach dem Krieg,unter widrigsten Bedingungen wieder aufgebaut ,fünf Kinder großgezogen und sitzen jetzt in der Ecke mit 300EUR Rente und überlegen sich jedes Holzscheit aufzulegen. Den Verantwortlichen MONITORERN in den feinen Vierteln der Großstädte ist es natürlich ein leichtes über freien Journalismus zu fantasieren. Zahlen muß das gemeine Volk,wenn die Container mit den Migranten kommen. Und da wundert Ihr euch,wenn euch die AfD bei Ihren Parteitagen aussperrt. OK! JETZT mal Butter bei der Fische: Beim nächsten MONITOR: Wieviele zahlen ein? Wieviele bedienen sich?

  • Vogel 21.11.2023, 17:32 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er beleidigend ist. (die Redaktion)

  • Anette Z. 02.11.2023, 22:46 Uhr

    Danke, Herr Restle, für dieses Statement - gegen dumpfes "Es kommen zu viele" und gegen ohne jede Vernunft nachgeplärrte rechte Parolen. Es gibt so viele Beispiele für gelingende Integration, die sich für einen anderen Blick auf Menschen auf der Flucht entschieden haben. Das macht Mut, sollte Beispiel für alle sein. Humanität haben meine Eltern in Fluchtsituationen und Gefangenschaft nach dem 2. Weltkrieg erlebt, Humanität haben sie ihre Kinder gelehrt. Mit welchem Recht schotten wir unser doch sehr gutes Leben in diesem Land ab gegen andere Menschen, die in Not und Verzweiflung ihre Heimat verlassen? Warum fällt es hier so vielen Menschen schwer, eine positive Perspektive angesichts dieser Herausforderung zu entwickeln? Lernt diese Menschen auf der Flucht kennen, sprecht mit ihnen, hört ihnen zu und Ihr werdet sehen: Jede und jeder einzelne hat die gleiche Berechtigung wie wir, ohne Angst und in Frieden zu leben.

    • Anonym 03.11.2023, 18:22 Uhr

      Danke, liebe Anette Z.! Mitgefühl gilt vielen hier als unerträgliche Zumutung, so sensibel sind sie. Den Reichtum der Erde miteinander zu teilen gilt vielen hier als unerträgliche Zumutung, so ängstlich besorgt sind sie um ihre Billigangebote in den Supermärkten. Zusammenhänge und eigene Verantwortung zu sehen gilt vielen hier als so unerträgliche Zumutung, weil man dafür, im Gegensatz zum Spalten und Angreifen, Wahrhaftigkeit und Charakter braucht. Der Multimilliardär Warren Buffet sagte voraus, dass der gegenwärtige "Krieg Reich gegen Arm" von seiner Klasse gewonnen werde. Also nicht von jenen autoritären und rassistischen Realitätsverweigerern, die hier sehnsuchtsvoll von einem Staatsfunk träumen. Fluchtursachen bekämpfen hieße, Armut bekämpfen, sich also gegen die wenigen Reichen stellen, und nicht gegen die zahllosen Armen.