Der Tagesthemen-Kommentar von Georg Restle zu einem Gruppen-Coming-out von Sportlern vom 17.05.2024

01:48 Min. Verfügbar bis 31.12.2099

Georg Restle am 17.05.2024

Der Tagesthemen-Kommentar von Georg Restle zu einem Gruppen-Coming-out von Sportlern vom 17.05.2024

"Es ist nicht so einfach, nicht im Fußball, nicht in der Gesellschaft." Die Meinung von MONITOR-Redaktionsleiter Georg Restle zur Aktion "Gruppen-Coming-out" für Profi-Fußballer.

Von Georg Restle

Kommentieren [9]

Eigentlich eine tolle Idee: Ein Gruppen-Coming-out für Sportler. Auch um eine der letzten Tabuzonen für Homosexualität aufzubrechen: Den männlichen Profifußball.

Das Ergebnis ist erstmal ernüchternd, aber auch wenig überraschend. Der Profifußball ist offenbar immer noch nicht so weit. Kein Wunder: Solange es in Fußballstadien immer noch homophobe Sprechchöre gibt. Solange der DFB einknickt, wenn es ernst wird - wie bei der WM in Katar, wo eine kleine Regenbogenbinde schon zu viel des Guten war. Ich kann gut verstehen, dass da einige immer noch zögern, trotz starker Vorbilder wie Thomas Hitzlsperger.

Es ist eben nicht so einfach: nicht im Fußball, nicht in der Gesellschaft. Klar haben sich die Gesetze geändert: die Ehe für alle, die rechtliche Gleichstellung. Aber die Angriffe bleiben: Ob von Rechtsextremisten, ob von religiösen Fanatikern: Die Übergriffe gegen queere Menschen sind im letzten Jahr erneut stark angestiegen, wie der Lesben- und Schwulenverband heute mitteilte. Das gesellschaftliche Klima habe sich deutlich verschärft.

Muss man sich also wundern, dass Fußballer noch zurückschrecken vor einem Coming Out? Muss man nicht.

Da reichen offenbar auch keine schwulen Fanclubs oder Queer-Beauftragte. So gut und wichtig das alles ist: Da braucht es noch stärkere, sichtbarere Zeichen. Ich hätte da einen Vorschlag: Nächsten Monat beginnt in Deutschland die Fußball-EM. Warum die Stadien nicht fluten mit Tausenden Regenbogenflaggen? Als gemeinsames Zeichen aller Fußballfans, auch um all denen den Rücken zu stärken, die sich heute noch nicht trauen. Das wäre ein deutliches Signal gegen die wachsende Homophobie im Land. Eines, das über Deutschland hinaus nach ganz Europa gesendet werden würde: auch nach Ungarn oder in die Türkei, wo es queere Menschen noch viel schwerer haben als hier bei uns. Schwule Fußballer eingeschlossen.

Stand: 17.05.2024, 21:45 Uhr

Kommentare zum Thema

Kommentar schreiben

Unsere Netiquette

*Pflichtfelder

Die Kommentartexte sind auf 1.000 Zeichen beschränkt!

9 Kommentare

  • 9 Anonym 17.06.2024, 11:34 Uhr

    Wo bleiben die Queere, Asexuelle, Pansexuelle, Demisexuelle............. Warum vermisst MDR ein Bekenntnis zur Sexualität?? Vermisst das Öffentlich- ...weiterlesen

  • 8 Anonym 23.05.2024, 11:09 Uhr

    Ein coming out auf der Nordkurve mittels Regenbogenfahne, muttersseelenalleine, inmitten von Tausenden, halbstarken Fans ist heute sicherlic ...weiterlesen

  • 7 anonym 23.05.2024, 10:31 Uhr

    Viele Menschen tun sich schwer wenn sie einen Mann sehen der sich seelisch für eine Frau hält,verstehen es nicht.In meiner Klasse hatten wir einen J ...weiterlesen