Georg Restle am 05.09.2016

Cool bleiben: Die Lehre aus Schwerin

Von Georg Restle

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Fast könnte man den Eindruck erlangen, die Landtagswahl von gestern hätte die politischen Verhältnisse in Deutschland komplett auf den Kopf gestellt. Die AfD knapp über 20 %, die CDU im Rekordtief, und die Linke in tiefer Depression. Von Erdrutschen ist die Rede, vom Ende der Kanzlerschaft Merkels und - ja tatsächlich - sogar von einem neuen Frühling für die SPD (die übrigens mehr Stimmen verloren hat als die CDU).

Passanten stehen am 01.09.2016 in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) bei der Kundgebung zum Abschluss des AfD-Wahlkampfs in Mecklenburg-Vorpommern an einem Infostand der AfD

Landttagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern

Moment mal! Dass die AfD im Osten besonders eifrig gewählt wird, weil vielen das großkoalitionäre Establishment in Berlin auf den Keks geht, ist nicht wirklich neu. Dass deshalb die Regierungsparteien verlieren: Logische Konsequenz. Und ganz nebenbei: Wir sprechen von gerade mal 167.000 Menschen, die der AfD im Nordosten der Republik ihre Stimme gegeben haben. Die allermeisten davon übrigens nicht wegen der programmatischen Inhalte der AfD, sondern weil sie mit Merkel, Gabriel & Co. nicht einverstanden sind.

Also: Cool bleiben und genau drauf schauen, was uns Schwerin tatsächlich lehrt: Dass große Koalitionen ein guter Nährboden für rechte Protestparteien sind. Dass die CDU verliert, wo sie die AfD kopieren will. Dass die Linke nicht mehr als Protestpartei wahrgenommen wird.

Im Ergebnis könnte das heißen: Schluss mit der Großen Koalition in Schwerin. Die CDU in die Opposition. Rot-rot an die Regierung. Das wäre ein Zeichen an die Wähler von Mecklenburg-Vorpommern: Dass man sich nicht an den Fleischtöpfen der Macht eingerichtet hat. Dass große Koalitionen die Ausnahme bleiben müssen. Und dass man der AfD das bequeme Alleinstellungsmerkmal einer rechten Oppositionspartei nicht kampflos überlässt.

Stand: 05.09.2016, 17:20 Uhr

Kommentare zum Thema

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6 Kommentare

  • 6 Kurt 11.12.2016, 19:10 Uhr

    Immer wieder wird behauptet dass diejenigen welche in unserem Land politisch anders denken (sich nicht linientreu verhalten) keine Vorschläge bringe ...weiterlesen

  • 5 Tachelesredner 09.09.2016, 20:09 Uhr

    Dank des seit Jahren dominierenden grün-linken Medienmainstreams ist die Linke längst keine Protestpartei mehr. Man hört und liest doch nur noch der ...weiterlesen

  • 4 Ansgar 09.09.2016, 16:33 Uhr

    Lieber Herr Restle, Ich denke es untersteht nicht einem Journalisten der Öffentlich-Rechtlichen die Wahlentscheidung der Bürger inhaltlich zu bewert ...weiterlesen