Georg Restle am 28.02.2018

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk – Wozu?

Von Georg Restle

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Klar, heißt es jetzt, ein WDR-Journalist muss den öffentlich-rechtlichen Rundfunk natürlich verteidigen – schließlich lebt er ja davon. Nur ganz so einfach ist es eben nicht. Schon deshalb nicht, weil auch ich einiges zu kritisieren habe an ARD und ZDF; an Programmen, Strukturen und politischer Einflussnahme.

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Ich kann zum Beispiel nicht nachvollziehen, dass die beiden größten Sender zur besten Sendezeit zwischen 20:15 Uhr und 21:45 Uhr fast komplett auf politische Informationen verzichten. Dass Dokumentationen in ARD und ZDF in der Regel erst gesendet werden, wenn die Hälfte der Republik im Bett liegt. Und dass selbst ein Qualifikationsspiel der Dritten Fußballiga wichtiger genommen wird als ein politisches Magazin.

Ich ärgere mich darüber, dass die hierarchischen Strukturen in einem föderalen System wie der ARD oft mutlosen Konsens produzieren statt aufregendes Programm – bestens zu besichtigen in Formaten, für die der Titel Unterhaltung nicht mal mehr als Euphemismus durchgeht.

Und ich kann auch diejenigen verstehen, die die Zahl von Regierungsvertretern und Parteipolitikern in Rundfunk- und Verwaltungsräten als deutlich zu hoch kritisieren. Was zum Beispiel haben die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz UND der Ministerpräsident von Bayern UND der Ministerpräsident von Sachsen a.D. UND der Erste Bürgermeister von Hamburg – alle CDU/CSU und SPD – im wichtigsten Aufsichts-Gremium des ZDF verloren? Vier Ministerpräsidenten bei zwölf Mitgliedern insgesamt? Staatsferne sieht anders aus.

Ja, darüber muss offen gestritten werden – intern wie extern. Schließlich gehört der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Gesellschaft, die ihn finanziert. Wer aber meint, diese Gesellschaft könnte auch ohne ARD und ZDF, ohne Arte, Phoenix oder 3sat, hat etwas ganz Grundsätzliches nicht verstanden. In Zeiten nämlich, in denen sich Facebook, Google & Co. daran machen, als Zensoren über die Verteilung von Informationen zu entscheiden und private Medienhäuser auch dadurch immer stärker unter Druck geraten, braucht es einen unabhängigen Rundfunk mehr denn je. Oder meint irgendjemand ernsthaft, das Programm von RTL oder Pro7 diene der umfassenden politischen Meinungsbildung?

Wer beobachten will, wie Gesellschaften ohne einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk funktionieren, kann sich in der Türkei, den USA oder in Russland umschauen, Länder in denen allein Geld und Macht darüber entscheiden, was die Mehrheit der Gesellschaft zu sehen und zu hören bekommt. So etwas können nur diejenigen wollen, die unter Meinungsfreiheit alleine die Freiheit ihrer eigenen Meinung verstehen. Und die die Macht haben, darüber zu entscheiden.

Deshalb: Lasst uns streiten - für einen besseren, pluralistischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Und nicht gegen ihn!

Georg Restle

Stand: 28.02.2018, 16:30 Uhr

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120 Kommentare

  • 120 Blub 26.02.2024, 09:42 Uhr

    "In Zeiten nämlich, in denen sich Facebook, Google & Co. daran machen, als Zensoren über die Verteilung von Informationen zu entscheiden und private Medienhäuser auch dadurch immer stärker unter Druck geraten, braucht es einen unabhängigen Rundfunk mehr denn je. Oder meint irgendjemand ernsthaft, das Programm von RTL oder Pro7 diene der umfassenden politischen Meinungsbildung?" Und Sie denken ernsthaft, dass nur weil es ÖR ist, diese nicht zensiert werden und nur die Infos ans Volk gelangen, die die "zufälligerweise" 4 Ministerpräsidenten als OK erachten? Nur noch ein Sender - Dokus, Bildungsprogramme und Nachrichten in Dauerschleife. Der Rest weg. Radiosender extrem reduzieren und nur noch einen Moderator hinsetzen anstatt 3. Dafür sollte 1 Mrd im Jahr reichen. Die restlichen 7 Mrd sollte man in Bildung und Gesundheitswesen stecken, der hätte es mal nötig.

  • 118 Thomas Müller 14.04.2020, 19:10 Uhr

    Ich bin ganz auf Ihrer Seite: lasst uns FÜR einen besseren, pluralistischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland streiten! Ich verstehe nicht, wie es angesichts des staatlich organisierten Rundfunks dazu kommt, dass der Staat andere Kommunikationskanäle aufbaut, denn über seine eigenen Organe. bayern.de ist als Staatsorgan wohl deutsch. Dann sollte dort auch eine deutsche Plattform für die Verbreitung von Staatsnachrichten genutzt werden. Das kostet uns auch eine Menge Geld. Wieso wird dann in Bayern ein Facebock-Dienst wie MessengerPeople GmbH eingespannt? Da werden Nutzerdaten erfasst und nach den USA geschickt, da haben die USA den Daumen drauf. Snowden hat uns drauf gebracht, dass wir denen nicht trauen können. Da ist es doch klare Sache, dass der Bayerischen Regierung mal jemand sagt, dass das so nicht geht! Schönen Gruß von Thomas Müller

  • 117 Kein Deutscher 24.03.2020, 01:22 Uhr

    Zum Abschluss möchte ich noch auf Ihre sehr berechtigte Kritik eingehen, dass es keine politischen Informationen ab 20:15 gibt. Tatsächlich ist es so, dass man allen politischen Magazinen, in der ARD, die Netto Sendezeit um 15 - 18 Minuten gekürzt hat. Man hat Ihnen schlichtweg, die Butter vom Brot genommen... Während einst, Monitor, Panorama, u.a. von 21:45 - 22:30 liefen, fangen die Sendungen mittlerweile mit einer geplanten und gewollten Verspätung von 1 -3 Minuten an. Unmittelbar vor den politischen Magazinen, läuft immer eine Serie, die nicht nur SchulMonopolMedizin gut aussehen lassen soll, sondern diese IMMER gewollt überzieht, so dass Ihre Sendungen erst um 21:47 oder 21:48 beginnen und um 22:12 oder 22:13 schon eine Schalte zu den Tagesthemen machen. Sowas gab es früher nicht, wozu auch ? Das wird einzig und allein gemacht, um den Polit-Magazinen die Netto Sendezeit immer weiter zu reduzieren. Ebenso mit dem löschen von Sendungen, statt ein öffentliches Archiv anbieten. MfG

  • 116 Kein Deutscher 24.03.2020, 01:00 Uhr

    Wie so viele andere in diesem Land hier, misstraue auch ich mittlerweile der deutschen Berichterstattung. Es gibt auch keinen Unterschied bzgl. der Ungenauigkeit, Verfälschung oder Halbwahrheiten, in der Berichterstattung, unter den staatlichen (ard,zdf, wdr...) sowie den privaten Sendern. Dennoch unterscheide ich zwischen Einzelpersonen und ganzen Sendern. Daher geniessen Sie Herr Restle bei mir ein sehr grosses Vetrauen und Respekt, sowie einige andere Ihrer Kollegen, wie z.b. Anja Reschke um nur eine zu nennen. Sie zeichnen sich durch Mut zur Wahrheit aus und schwimmen auch mal gegen den Strom, wenn erforderlich. Trotzallem teile ich nicht in allem Ihre Ansichten, denn auch ich bin der Ansicht, dass man den Arabern, in ihren Ländern helfen sollte, statt sie nach Europa einzuladen. Denn es macht doch keinen Sinn, wenn alle jungen Leute Syrien verlassen oder ? Statt dem Islamisten Erdogan Geld geben, sollte man Container Dörfe in Syrien aufstellen und zu Schutzzonen erklären.

  • 115 Kein Deutscher 24.03.2020, 00:30 Uhr

    Ihr Deutschen versteht es wie kein anderer, die Welt zu täuschen und euch selbst zu belügen. Das was ihr "öffentlich-rechtlich" nennt, bezeichnet ihr in anderen Ländern als Staatsfernsehen oder Staatstreue Sender. Nennt mir einen einzigen Staatskritischen Sender in der BRD ? Und wenn es "öffentliches" Fernsehen wäre, dann dürfte jeder bei euch mitmachen, denn dann wäre es öffentlich. Ihr habt einen Inlandsgeheimdienst der sich Verfassungsschutz nennt aber ihr habt nur ein Grundgesetz, an das sich keiner hält. Ihr sagt, Gesetze machen keinen Sinn, wenn diese nicht kontrolliert werden aber wer von euch hat jemals in diesem Staate, Politiker, Beamte oder Behörden wegen Missachtung des Grundgesetzes verurteilt ? Dabei bildet doch euer Grundgesetz, den Rahmen und die Rahmenbedingungen für neue Gesetze aber seit dem Jahr 2000 hält sich niemand mehr daran. Fast alle neu erlassenen Gesetzen, der letzten 20 Jahren, werden einer Rechtstaatlichen Überprüfung NICHT standhalten!

  • 114 Hentinger 01.09.2019, 12:13 Uhr

    Ja, was waren das noch für Zeiten, dass die "Öffentlich-Rechtlichen" unter sich waren und der Bevölkerung kundtun konnten, was diese zu denken hatte. So manche Stilblüte aus dieser Zeit flimmert ja in Rückschauen zur (kostengünstigen) Publikumsbelustigung über den Bildschirm. Seit Erscheinen der "Privaten" im Jahr 1984 drohen die "Öffentlich-Rechtlichen" regelmäßig mit dem Untergang des Abendlandes, falls sich jemand trauen sollte, diese Sprachrohre der Meinungsfreiheit und Demokratie abzuschaffen. Gleichzeitig erfolgt aber längst eine "Abstimmung mit den Füßen": Ich kenne zahlreiche Haushalte, in denen schon heute öffentlich-rechtliche Sender überhaupt keine Rolle spielen. Und bei Jugendlichen ist eine fernseherfreie Wohnungseinrichtung längst eher die Regel als die Ausnahme. Letztlich ist es die gleiche Entwicklung, die auch die Presse über sich ergehen lassen muss: Die Menschen suchen sich Ihre Themen und die entsprechenden Quellen lieber selbst, statt sich bevormunden zu lassen.

  • 113 Windstärke 8 21.08.2019, 23:41 Uhr

    Mehr??? - Öffentlich „rechtliches“ Fernsehen – und Rundfunk?Alles wundern, aufregen und stöhnen hilft nichts. In allen Regimen dieser Erde gilt nur die Meinung der Elite. Und immer stehen bis fünf vor zwölf auch die Medien, die Propaganda hinter ihren Gönnern - und nennt sich noch öffentlich rechtlich. Alles wird solange weiter so funktionieren bis - endlich die sozialpolitische Zeitenwende dem Neokapitalismus zugunsten der Demokratie das Feld räumen muß. Da revolutionäre Bewegungen unterdrückt werden, kann es dem deutschen Volk derzeit nur in kleinen Schritten gelingen, in kommenden Wahlen beherzt seine Stimme für die Zukunft zu erheben und die Alternative überzeugt stärken.

  • 112 Miriam S 22.09.2018, 14:39 Uhr

    " Länder in denen allein Geld und Macht darüber entscheiden, was die Mehrheit der Gesellschaft zu sehen und zu hören bekommt." ist es in deutschen Landen nicht genauso ? sorry aber die Alternativlosigkeit und Nähe zum Geldadel erspürt selbst ein völlig erblindeter ! Sie sollten selbst aufwachen, was aktuell in Ihrem Forum passiert ist nichts anderes als das, was Sie in anderen Ländern anprangern! Es war einmal, dass man dort frei seine Meinung äußern konnte. schade.........

  • 111 Jens 02.09.2018, 21:55 Uhr

    Ein Journalist von Monitor schreibt dass er noch einen solchen Hass erlebt hätte, Betreff Chemnitz. Zugleich beschimpft er Teilnehmer der Demonstrationen als „Rechtsradikae“. Wer gibt Journalisten und Politiker eigentlich das Recht andere Menschen negativ zu betiteln? Journalisten sowie deren Artgenossen sollten mal darüber nachdenken ob sie selbst auch beschimpft und betitelt werden möchten, zum Beispiel als „Links-Grün-68er-Radikale“. Journalisten steht es nicht zu willkürlich und bösartig andere Mitmenschen einzustufen. Es sind nicht alle Menschen welche Ihnen nicht in der Meinung gefällig sind rechtsradikal, rechtspopulistisch usw., gleich wie nicht alle Journalisten im Land links-grün-radikal, links-grün-populistisch usw. sind. Journalisten, welche sich das Recht herausnehmen möchten andere Menschen zu betiteln könnten sich ja zuerst als Diktator Deutschlands bewerben ehe sie eigenmächtig und willkürlich handeln. In einer Demokratie sollte Willkür verbannt sein.

  • 110 Schneider 01.09.2018, 23:57 Uhr

    Der ÖrR sollte sich neutraler verhalten und nicht immer wieder einseitig nur der grün-links-68er Ideologie zuhalten; derzeitig wieder deutlich bei der Berichterstattung über das Verbrechen in Chemnitz zu beobachten bei dem ein Mensch gestorben ist und mehrere durch Messer verletzt wurden. Heute gab es einen sogenannten Trauermarsch in Chemnitz und schon gab es wieder eine Gegendemonstration durch der die Teilnehmer offensichtlich eine stärkere Sympathie für die Messerstecher zeugen als für die Opfer. Durch die grün-links-68er orientierte, meinungsmachende Berichterstattung der Medien werden nun alle Chemnitzer, alle Sachsen, alle früheren DDRler und alle Bürger des deutsches Staates - in Ausnahme der Anhänger der grün-links-68er Ideologie - als Rassisten und rechtsextreme Faschisten beschimpft. Das ist Unrecht. Nicht jeder Bürger mit einer anderen politischen Meinung als die überwiegende Zahl von Journalisten, Politiker und sogenannte Promis ist ein Rassist, Fremdenfeind oder Nazi.

  • 109 ARD = Ideologieorgan der Grün-Links-68er Ideologie 21.08.2018, 10:32 Uhr

    Die örR verstehen sich offensichtlich als Meinungsmacher für das Volk. Fast alle Mitarbeiter der örR sind jedoch besessen von der Deutschland auflösenden Grün-Links-68er-Ideologie. In vergleichbarer Art wie in den dreißiger Jahren das Volk den nationalen Sozialisten hörig nachlief. Es wird immer wieder glaubensfördernd einseitig berichtet. Geschieht zum Beispiel ein Verbrechen gegen einen Arzt und seine Mitarbeiterin (in den letzten Tagen geschehen) wird diese Nachricht dem Volk verschwiegen, wäre die Tat einer Person mit migrantischem Hintergrund geschehen wäre die Nachricht in allen Medien verbreitet worden und man hätte Kerzenketten zur Volksermahnung gestaltet, welche sich jedes Jahr (man darf nicht vergessen) wiederholt hätten. Zur Entschuldigung dass über das Verbrechen an Deutschstämmige nicht berichtet wurde nannte ARD „Man kann kja nicht über jeden Mord berichten“. Jeder der solche einseitigen Beruchtersrattungen beklagt wird als „Rassist“ und „Neonazi“ übel beschimpft.