Georg Restle am 19.03.2018

Jedem seinen Gott!

Von Georg Restle

Gehört der Islam nun zu Deutschland oder nicht? Die Debatte darüber droht zu einer Endlosschleife zu werden, in der es längst nicht mehr um Argumente geht, sondern um eine von Ausgrenzungshysterie getriebene Verteufelung einer Religion, die mit diesem Land angeblich nichts zu tun hat. Dabei muss schon mit historischer Blindheit geschlagen sein, wer den kulturellen und geistesgeschichtlichen Einfluss des Islam auf diesen Kontinent und dieses Land ernsthaft negieren will.

Gehört der Islam nun zu Deutschland oder nicht? | Bildquelle: WDR/dpa

Allerdings handelt es sich um eine völlig fehlgeleitete Debatte. Denn allein schon die Frage müsste sich erübrigen in einem Staat, in dem die Religionsfreiheit immerhin Verfassungsrang hat. Dass Christen, Juden oder Muslime hier die Freiheit haben, ihre Religion ungestört auszuüben, steht unmissverständlich in Art. 4 des Grundgesetzes. Es ist eine der großen Lehren der Aufklärung aus den verheerenden Religionskriegen und Pogromen des ausgehenden Mittelalters, dass der Staat seinen Bürgern und Bürgerinnen kein religiöses Bekenntnis vorschreiben oder verbieten darf. Dass diese Freiheit da an ihre Grenzen stößt, wo Grundrechte anderer betroffen sind, gehört dabei zum kleinen Verfassungs-Einmaleins. Selbstverständlich darf im Namen einer Religion niemand ermordet, misshandelt oder vergewaltigt werden.

Und selbst wenn das Grundgesetz es mit der Trennung von Staat und Religion nicht immer so ganz genau nimmt, steht dieser Staat doch auf einem festen säkularen Fundament. Auf diesem Fundament muss aber jeder die Freiheit haben zu glauben, woran er glauben will, selbst wenn so einiges im Koran oder Alten Testament steht, was meilenweit entfernt ist vom Menschenbild und Freiheitsverständnis dieser Verfassung.

Unser Grundgesetz ist gekennzeichnet von der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates, es unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Religionen. Schon deshalb „gehört“ keine Religion zu Deutschland, weder der Islam noch das Christentum. Darüber hinaus gilt: Freiheit für alle und jedem seinen Gott. Dies zu begreifen, dürfte eigentlich nicht so schwer sein. Es sei denn, man will zurück ins Mittelalter.

Georg Restle

Kommentare zum Thema

  • Frank 23.11.2018, 13:47 Uhr

    Schon das hier gezeigte Foto zur Eröffnung des Themas lässt erkennen dass sich nicht nur politisch konservativ eingestellte Bürger an dieser immer wieder zur Schau und Abgrenzung getragene Kleidung von muslimisch Gläubige stört, sondern offensichtlich stecken auch Journalisten Menschen nach ihrem Äußeren betrachtet in Schubladen. Wenn es hiesige Muslime fertig bringen würden sich der hier zu tragenden Mode entsprechend zu kleiden dann wäre eine Integration einfacher. Wer sich jedoch schon durch Kleidung von anderen Menschen absondert der will sich offensichtlich nicht in die hier gelebte Gesellschaft, Kultur integrieren. Der will nicht dazugehören. In dem Fall schließt die Masse der Gesellschaft einen Muslim nicht aus sondern der Muslim schließt sich selber aus. Das haben fast alle grün-68er im Land einfach nicht verstanden. Andere Reliogionsangehörige sondern sich doch nicht massenhaft aus unserer Grsellschaft/Kultur aus. Sie leben mit uns, trotz ihres persönlichen Glaubens.

  • D. 21.11.2018, 11:04 Uhr

    Wer gegen den Strom schwimmt fällt auf. Es gibt keine Kleiderordnung. Wer sich anders als die Masse kleidet oder durch besondere farbliche Nadelstechungen von der Menge der Menschen unterscheiden will, der will nicht zu der überwiegenden gleichsozialen Gesellschaft gehören. Der will sich ab- oder besser ausgrenzen. Auch ein Karnevalist, der sich das ganze Jahr mit einem Karnevalkostüm kleidet um sich aus der Masse hervorzuheben sollte sich nicht wundern wenn andere Menschen ihn misstrauisch anschauen. So auch die Bankmitarbeiterin welche sich während der Dienstzeit mit einem absolut kurzen Minikleid kleidet, oder der Polizist welcher anstatt mit seiner Uniformjacke seinen bunt bemalten Oberkörper zur Schau trägt. Jeder darf sich grundsätzlich nach eigenem Interesse kleiden, nur sollte es es bei Folkloreveranstaltungen oder daheim machen ohne auffallen zu wollen. Nur wer mit der Masse absolut nichts zu tun haben will der kann sich als Zeichen seiner Ausgrenzung von der Masse abheben.

  • A. 20.11.2018, 10:20 Uhr

    „Jedem seinen Glauben“, ja, einen „Glauben“ darf man nicht aufzwingen. Ein Staat darf niemanden zu einem Glauben zwingen u.auch nicht Andersgläubige aus einem Volk dürfen es. Ein Glaube ist frei wie die Gedanken. Auch diese kann niemand kontrollieren sowie erraten. Glaubenslehrer sollten nicht ihre Glaubensgemeinschaft (Glaubensjünger) zwingen absolut nach ihren Gesetzen zu leben. So z.B. auch hinsichtlich des Tragens einer glaubensbezogenen Kleidung. Eine Glaubenslehre welche ihre Jünger zwingt sich zu kleiden wie in fünften Jahrhundert, welche ihre Jünger zwingt (auch indirekt) sich nicht der Gemeinschaft i.der sie willentlich leben anzupassen, sich zu integrieren, das ist keine vorbildliche Glaubensgemeinschaft. So etwas steht meiner Meinung nach näher einer Sekte als einer Religionsgemeinschaft. In Deutschland grenzen sich keine Religionsanhänger aus, es passen sich alle sozial an, nur islamisch Gläubige schließen sich immer wieder als „nicht dazugehörig“ selbst deutlich aus.