Georg Restle am 20.02.2018

Deniz Yücel: Der Preis der Freiheit

Von Georg Restle

Deal oder kein Deal? Das ist die Frage, seit Deniz Yücel in Freiheit ist. Und so groß die Freude über die Freilassung des aufrechten Kollegen ist, so sehr schmerzt die Einsicht, dass ausgerechnet er Teil eines größeren Geschäfts sein könnte, das sich Normalisierung der deutsch-türkischen Beziehungen nennt.

Deniz Yücel | Bildquelle: Deniz Yücel

Nein, vermutlich gibt es keinen Vertrag, der die Kosten seiner Freilassung schwarz auf weiß fixiert. So funktioniert das politische Geschäft nicht. Aber wer meint, der Autokrat vom Bosporus hätte seine Geisel aus einer neu entdeckten Freude an der Menschlichkeit ziehen lassen, hat nichts von dem verstanden, was in der Türkei immer noch furchtbarer Alltag ist. Muss man tatsächlich daran erinnern, dass andere Journalisten ausgerechnet am Tag der Freilassung zu lebenslanger Haft verurteilt wurden? Dass die Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei immer noch abgeschafft ist? Oder dass Yücels Freilassung gerade ein Beweis für die fehlende Unabhängigkeit der türkischen Justiz ist?

Darin liegt die Tragik dieses Falls: Dass es nicht in Yücels Hand liegt, wofür er missbraucht wird. Und dass es keines konkreten Deals mehr bedurfte, um seine Freilassung durchzusetzen. Der Verzicht der Bundesregierung, den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei gegen die Kurden in Syrien als solchen zu bezeichnen, konnte in Ankara schon mal als Vorleistung angerechnet werden. Die Aussicht auf neue Rüstungsgeschäfte ebenso. Und auch die neue harte Linie deutscher Sicherheitsbehörden gegen Anhänger der PKK in Deutschland dürfte in der Türkei mit Wohlwollen registriert worden sein.

Nein, für die Freilassung Deniz Yücels brauchte es keinen neuen Deal mehr. Den gibt es längst – auf Kosten der Kurden in Syrien und zulasten aller Oppositionellen, die vermutlich noch jahrelang in türkischen Gefängnissen eingesperrt bleiben.

Georg Restle

Kommentare zum Thema

  • Anonym 23.03.2018, 11:41 Uhr

    Unser Gabriel macht das schon.... er hat einen super Nachfolger ...Theodor. mir wird schlecht, wenn der über den Bildschirm stolziert...und seine Stellung zu Russland verkündet... Russland ein neuer (alter) Schurkenstaat?

  • theodor 19.03.2018, 08:36 Uhr

    Herr Yücel, mit Ihrer Meinung und Kritik gg. Merkel (letzten Samstag/Sonntag) die leider schon überall (ÖR und Privatsender!) gelöscht wurde verdienen Sie meine ACHTUNG! Nun müßen Sie allerdings aufpassen dass Ihnen nicht so ergeht wie Frau Silvana Heißenberg! https://www.unzensuriert.at/content/0025435-Silvana-Heissenberg-Weil-sie-ihre-Meinung-sagte-darf-sie-nicht-mehr-Schauspielerin Respekt und viel Glück meinerseits!

  • theodor 11.03.2018, 08:53 Uhr

    ...übrigens, die ausländische Presse meldete vor 3 Wochen dass der Panzer-Deal DE/TR in trockenen Tüchern ist! BBC, Repubblica, La Stampa usw. Der deutsche ÖR dass dem deutschem Staat gehörig ist schweigt dazu!! Auch für zahlen wir ÖR-Beiträge, damit wir uns nicht aufregen.....