Georg Restle am 15.09.2016

Bautzen: Jedem seine Wahrheit

Von Georg Restle

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Was ist da wirklich geschehen in Bautzen gestern Nacht? Haben minderjährige Bewohner eines Flüchtlingsheims randaliert, bis die Polizei eingriff? Gab es eine geplante Hetzjagd von Rechtsextremisten auf Flüchtlinge? Wer hat wen provoziert? Und vor allem: Wessen Weltbild will da eigentlich von wem bedient werden?

14.09.2016 in Bautzen

Bautzen am 14.09.2016

Um Fakten, das haben wir im letzten Jahr gelernt, geht es bei solchen Ereignissen am allerwenigsten. Es geht um ein Narrativ, um die Erzählweise des Geschehenen - und die ist immer funktional. Ob Köln, Clausnitz oder Bautzen: Die Geschichte ist längst zu Ende erzählt, bevor die Fakten auf dem Tisch liegen. Dass eine Vergewaltigung am Ende keine war oder der Täter kein Flüchtling: All dies interessiert Monate später nur noch eine kleine Minderheit. Der Satz, dass die Wahrheit am Ende stets siegt, ist längst Lügen gestraft. Gegen das Narrativ kommt keine noch so gründliche journalistische Recherche an. Würzburg, Ansbach, Köln und Bautzen werden zu Kapiteln ein und derselben Erzählung, die uns alle das Gruseln lehren soll: Vor dem Flüchtling als Schläger, Vergewaltiger und Mordgesellen.

Am Ende ist es allein die Botschaft, die unsere Wirklichkeit kreiert, angetrieben von einem latent schlechten Gewissen, nach dem Rausch der Willkommensberichterstattung endlich die düstere Realität des "Flüchtlingsstroms" thematisieren zu dürfen. Als ginge es bei wahrheitsgetreuer Berichterstattung um ein Gleichgewicht der Extreme, ein arithmetisches Mittel unterschiedlicher Sichtweisen - und nicht um das Resultat penibler Recherchen.

Die Wirklichkeit ist eine mühsame Angelegenheit - sie will sich nicht in Weltbilder einpassen, in die sie immer wieder gepresst wird. In Bautzen war alles vielleicht ganz anders als wir es je erfahren werden. Aber interessiert das wirklich irgend jemanden?

Stand: 15.09.2016, 18:00 Uhr

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5 Kommentare

  • 5 Sachsendreier 03.12.2016, 12:36 Uhr

    Miriam S: Wem nicht zu raten, dem nicht zu helfen... Verweise in diesem Zusammenhang auf den Kommentar von "Südsachse". Da ist ja bereits ALLES geschrieben worden zum Thema. Wünsche uns allen schöne, vor allem, friedliche Adventstage. Und ein ungestört besinnliches Weihnachtfest!

  • 4 Miriam S 06.11.2016, 14:16 Uhr

    glauben Sie Analytikerin, Georg Restle habe nicht darüber nachgedacht? Es dürfte ihm wie auch Ihnen bekannt sein, dass in einer Gruppe von über hunderttausenden auch Verbrecher zu finden sind, auch Gauner, die sich auf Kosten anderer bereichern, und Terroristen , diese aber neben vielen , die ins Bild der ANSTÄNDIGEN Deutschen passen? Es war Merkels Fehler die Kontrollfunktionen außer Kraft zu setzen und das nur aus IMAGEGRÜNDEN : "Mama Merkel" machte sich soo gut vor der Weltöffentlichkeit

  • 3 Analytikerin 21.09.2016, 23:29 Uhr

    Es ist ja auch absolut nichts dran an diesen Vermutungen, dass Flüchtlinge Frauen antatschen und noch schon Schlimmeres getan haben, dass die Ladendiebstähle verüben, betrunken randaliert haben und Matratzen oder anderes Mobiliar in ihren Heimen angezündet haben. Oder doch? Aber wenn genau diese Sachen bereits passiert wären, würden es ja keine Verleumdungen mehr sein oder böse Hirngespinste der Phantasten der PEGIDA-Bewegung oder AfD. Es wären dann vor allem keine Phobien der Bevölkerung mehr, wenn es genau diese Vorfälle schon gegeben hätte, ob nun veröffentlicht oder nicht. Denken Sie mal darüber nach, Herr Restle...

  • 2 Michael 18.09.2016, 11:59 Uhr

    "Gründliche journalistische Recherche "!!! Wäre das die Einstellung der Mehrheit Ihrer Kolleginnen und Kollegen, hätte dieses Land bestimmt ein paar Probleme mehr!! Dann könnte Klartext geredet werden! Daran ist aber offenbar niemandem gelegen. Augsburger Puppenkiste oder der Journalismus von heute. Ein Trauerspiel.........

  • 1 Südsachse 16.09.2016, 22:38 Uhr

    Die Vorgeschichte dazu dürfte etliche Seiten füllen. Und es ist sogar in gewisse Medien vorgedrungen, dass die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge wirklich die Bewohner Bautzens schon wochenlang gepiesackt haben. Die Polizei wurde ebenfalls vorher viele Male gerufen, aber nicht von den "armen traumatisierten" Jugendlichen. Doch was im Öffentlich-Rechtlichen gestern darüber "abging", spottet jeder Beschreibung! Die Bautzener sind nun alle böse Rechte, leben im tiefsten Dunkeldeutschland und verdienen es nicht, die gleiche Luft zu atmen, wie die jetzt darüber vollauf empörten links-grünen Politiker und Journalisten, Willkommensjubler und sonstige Gutmenschen dieses Landes. Sicher, man könnte noch einen Versuch unternehmen, diesen Sozialromantikern die Einzelheiten erklären, doch wird das kaum was bringen, denn die leben ja in ihrer eigenen Welt... Also sollte man dieser Spezies von Herzen die gleichen Zustände wünschen, wie die in Bautzen dort wochenlang geherrscht haben, ehe "d ...