Pressemeldung vom 04.04.2024
Putins Wiederaufbau von Mariupol: Deutsche Firmen beteiligt
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Kommentieren [22]Recherchen des ARD-Magazins MONITOR belasten mehrere deutsche Unternehmen.
Deutsche Firmen sind mit ihren Produkten am Wiederaufbau der von Russland besetzten ukrainischen Stadt Mariupol beteiligt. Dies zeigen Recherchen des ARD-Magazins MONITOR. Umfangreiches Bildmaterial und Geschäftsberichte, die von MONITOR ausgewertet wurden, belegen, dass unter anderem Baustoffe der fränkischen Firma Knauf auf mehreren Baustellen in Mariupol zum Einsatz kommen. Dabei profitiert das Unternehmen zumindest indirekt von Aufträgen der russischen Regierung. Dies geht aus der Darstellung eines offiziellen Knauf-Händlers hervor, der mit einem Wohnhaus-Projekt in Mariupol wirbt, das im Auftrag des russischen Verteidigungsministeriums mit Knauf-Produkten erbaut wurde.
Der Wiederaufbau der von Russland besetzten ukrainischen Stadt zählt zu einem der wichtigsten Projekte des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg. Putin reiste selbst nach Mariupol, besichtigte neue Häuser. Baufirmen zogen die Objekte in kurzer Zeit hoch. In russischen Staatsmedien wird der Wiederaufbau Mariupols als „russische Stadt“ propagandistisch ausgeschlachtet.
Eine Beteiligung deutscher Firmen am Wiederaufbau von Mariupol könnte ein Verstoß gegen europäische Sanktionen darstellen, selbst wenn der Export von Baustoffen grundsätzlich nicht unter die Sanktionsregeln der EU fällt. Deutsche Unternehmen „müssen effektiv ausschließen können, dass es irgendeinen militärischen Zusammenhang gibt, von dem was sie liefern.“, sagt der Sanktionsrechtsexperte Viktor Winkler gegenüber MONITOR. Dabei genüge es, „dass die militärischen Handlungen indirekt davon profitieren”. Darunter könnte auch die völkerrechtswidrige militärische Besatzung von Mariupol fallen.
Das Unternehmen selbst erklärt auf MONITOR-Anfrage: „Wir verurteilen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und (…) befolgen sämtliche Sanktionen der EU gegen Russland“. Man fertige in Russland „mit lokaler Wertschöpfung ausschließlich für den russischen Markt.“
Diese Einschätzung bezweifelt der Sanktionsrechtsexperte Winkler. „Die Vorstellung, dass es sanktions-unerheblich sei, wenn sich ein Unternehmen oder seine Tochtergesellschaften nur auf den russischen Territorien bewege“, sei „ein absoluter Mythos und könnte nicht weiter weg sein von der Realität“.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Obmann im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, Roderich Kiesewetter verurteilt die Beteiligung deutscher Firmen an den Bauarbeiten in Mariupol. Sie stellten sich in den „Dienst eines völkerrechtswidrigen Krieges“. „Das ist bei Knauf sehr augenscheinlich, weil sie in den besetzten Gebieten auch in Mariupol tatsächlich russische Macht zementieren.“
Mariupol wurde von der russischen Armee großflächig zerstört. Die Bombardierung einer Geburtsklinik in Mariupol und die Zerstörung des Theaters werden als Kriegsverbrechen eingestuft. Zehntausende Zivilisten wurden getötet, Hunderttausende Ukrainer vertrieben.
Das deutsche Familienunternehmen Knauf macht Milliardenumsätze und ist Weltmarktführer in der Gipsherstellung. Firmenpatriarch Nikolaus Knauf pflegte jahrelang enge Kontakte zum russischen Machthaber Wladimir Putin und war 23 Jahre lang russischer Honorarkonsul. Die Sanktionen gegen Russland nach der Annexion der Krim bezeichnete er 2018 als “schrecklich”. Auch nach dem russischen Angriffskrieg zog sich der Konzern nicht aus Russland zurück und ist mit seinen Tochterfirmen und Produkten weiter auf dem russischen Markt präsent.
Nach MONITOR-Recherchen sind noch weitere deutsche Firmen in den Wiederaufbau Mariupols involviert. Dazu zählt der Maschinen- und Anlagenbauer WKB-Systems mit Sitz in Hörstel in Nordrhein-Westfalen. Auch Produkte dieses Unternehmens, sog. Porenbausteine, werden auf zahlreichen Baustellen verwendet. Hauptgesellschafter der Firma ist der russische Oligarch und Bauunternehmer Viktor Budarin. Seine Porenbetonsteine “VKBlok” werden mit Hilfe deutscher Technologie hergestellt. Budarin kaufte sich dafür 2010 den Maschinen- und Anlagenbauer WKB Systems. WKB rüstete mehrere seiner Fabriken mit Maschinen aus. Zolldaten, die MONITOR auswerten konnte, zeigen, dass die WKB Systems GmbH auch nach Kriegsbeginn noch wichtige Bauteile für ein neues Werk von Budarin lieferte. Trotz seiner Beteiligung am Wiederaufbau Mariupols wurde Budarin von der EU bislang nicht sanktioniert.
Das Unternehmen wie Budarin selbst ließen umfangreiche Fragenkataloge der MONITOR-Redaktion unbeantwortet.
Stand: 03.04.2024, 18:00 Uhr
22 Kommentare
Kommentar 22: König Günter schreibt am 04.04.2024, 23:06 Uhr :
Wie können Sie Eine Hamm Walze und einen Voegele Fertiger als deutsche Maschinen bezeichnen wo doch seit einigen Jahen100 Prozent Eigentümer der genannten Unternehmen die Fa John Deer aus den USA sind. Die Gewinne die deutsche Unternehmen für Warenlieferungen nach Russland versteuern werden von der Regierung gerne entgegen genommen. Wenn deutsche Mitarbeiter beschäftigt sind wird auch von der Regierung gern gesehen, besser als diese mit Bürgergeld zu versorgen
Kommentar 21: Alex B schreibt am 04.04.2024, 22:58 Uhr :
Ich komme gerade aus Südamerika und sehe einen Beitrag über verteufelte Gipssäcke...echt jetzt? Vorschlag zur Güte: Mariupol zurückerobern und unter ukrainischer Führung aufbauen. Dann könnte man die Gipssäcke rehabilitieren. Nur ein paar kleinere Probleme blieben ungelöst. Sarkasmus ENDE
Kommentar 19: Viel zu einseitig. schreibt am 04.04.2024, 22:22 Uhr :
Ich finde die einseitige Darstellung für falsch.. Aber erst mal Waffen und Munition an die Ukraine schicken, damit dort noch mehr kaputt geht. Hinterher streichen sich dann die Baulöwen Europas die Gewinne ein. Womöglich sind da schon Aufträge an die Firmen raus? Vorstellbar wäre das. Bei der Regierung. USA macht uns das doch vor.
Kommentar 18: Christian schreibt am 04.04.2024, 22:17 Uhr :
Ich wusste nicht das Gipsplatten zum Krieg gehören. Wenn man ehrlich ist, kann man doch für unsere Wirtschaft sagen, dass man froh sein kein das wir dort Baustoffe verkaufen können..... Für die Menschen vor Ort ist es denke ich auch angenehm wenn wieder etwas aufgebaut wird. Wenn die Ukraine die Russen zurückdrängt und diese Objekte dabei wieder zerstört wurden, haben wir doppelt verdient.
Kommentar 17: matthäus schreibt am 04.04.2024, 22:14 Uhr :
Monitor empört sich über Leute die sich am Krieg und dessen Folgen bereichern, ok nur "Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?"
Kommentar 16: Emil Kunst schreibt am 04.04.2024, 22:10 Uhr :
Habe den Beitrag über die Sanktionen gesehen. (Beteiligung von Deutschen Firmen) Habe gelesen(Wahr oder nicht Wahr)das die USA und andere Länder noch Uran und andere Rohstoffe kaufen? Warum dürften diese das denn? Ihr könnt ja mal recherchieren.
Kommentar 15: Beendet Aggressionen schreibt am 04.04.2024, 19:33 Uhr :
Aufrüsten, unser deutsches Volk kriegswillig, kriegstüchtig machen, immer mehr Waffen, unser Steuergeld ohne an Bedingungen geknüpft an die ukrainische Regierung schicken. Nun wollen Politiker der NATO-Staaten ihre Soldaten in die Ukraine für einen Kriegseinsatz gegen Russen schicken. Vermutlich werden seitens Politiker durch die FDP- Politikerin Strack-Zimmermann, dem Grünen Hofreiter, dem CDUler Kiesewetter bald Atomwaffen für einen bedingungslosen Einsatz der Selensky-Regierung gefordert. Genügen Atomwaffen unseren kriegslüsternen Politikern? Vielleicht noch Chemie-, Bio-Waffen oben drauf? Was ist wenn die Regierung der Russischen Föderation sich nicht abschrecken lässt und ihrerseits versucht mit Atomwaffen die Politiker der NATO-Staaten abzuschrecken. Gar folgend die ersten Atomwaffen auf europäische Hauptstädte abwerfen lässt. NATO-Politiker kein Recht über das Leben von vier Milliarden Menschen, viele Milliarden anderer Lebewesen, über die Existenz der Erde zu bestimmen?
Kommentar 14: Juergen schreibt am 04.04.2024, 17:42 Uhr :
2010 war WKB systems bankrott! Der neue Besitzer hat das Unternehmen gerettet und viele Arbeitsplätze blieben erhalten. Was ist daran falsch?
Kommentar 12: Frieden schreibt am 04.04.2024, 15:01 Uhr :
Noch immer treiben unsere Politiker einen Anstieg der Kriegführung voran. Wieder fordern unsere Politiker sowie Politjournalisten dass die Krimbrücke kriegerisch in die Luft gesprengt wird. Die Hetze für Krieg, für eine Teilnahme unserer NATO-Staaten am Krieg werden seitens Politiker sowie Politjournalisten täglich schlimmer. Wenn unsere kriegslüsternen Eliten auf der russischen Seite eine freie Hand hätten dann wäre mit Sicherheit die Ukraine schon vom Schwarzen Meer abgeschnitten und in der Westukraine wären alle Bahnstrecken sowie Autobahnen zerstört um den Nachschub von Waffenlieferungen zu unterbinden. Sind unsere Politjournalisten krank im Kopf zu fordern dass die Kertsch-Brücke durch Taurus-Marschflugkörper zerbombt wird? Auf der Brücke befinden sich auch Menschen welche absolut keinen Krieg haben wollen. Menschen, welche aufgrund der von unseren Politikern geforderten, von unserem Steuergeld finanzierten Bomben ihr Leben verlieren oder zerschmettert werden.
Kommentar 11: Wahrer Umweltschützer schreibt am 04.04.2024, 14:47 Uhr :
Alle unsere Politiker / Politjournalisten „wollen Krieg“. Sie werden zunehmend aggressiv - so wie sich der Präsident Macron zeigt - weil unsere Bevölkerungen keinen Krieg sondern eine diplomatisch geführte Lösung für die Kriegsbeendigung in der Ukraine wollen. Auch unser Bundeskanzler ließ seinen Groll gegen die Friedensforderer während der Ostermärsche öffentlich raus. Der Macron behauptet dass er wenn seine in die Ukraine geschickten Soldaten seitens der russischen Armee angegriffen werden nicht einen NATO-Bündnisfall ausrufen werde. Ich meine dass wenn Frankreich offiziell seine Soldaten gegen die russische Armee Krieg führen lässt, dann hat Russland das Recht nicht nur französische Soldaten sondern auch das Land Frankreich direkt anzugreifen weil die französischen Soldaten offiziell seitens der französischen Regierung in den Krieg gegen Russland geschickt wurden. Ich kann nur noch denken: „Herr, vergib ihnen (unseren Politiker/Politjournalisten denn sie wissen nicht was sie tun“.
Kommentar 10: Herbert Runde schreibt am 04.04.2024, 13:58 Uhr :
Zerstörung mit geschenkten deutschen Waffen ist gut, Wiederaufbau mit deutschen Firmen schlecht. Habe nur ich ein Problem mit dem Gedankengang? Aber klar, dass Roderich Kiesewetter von der CDU die Beteiligung deutscher Firmen am Wiederaufbau „verurteilt“ und Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP sieht das bestimmt genauso.