ARD-Magazin MONITOR

Ausbildung saudischer Grenzschützer durch Bundespolizei: Bundesregierung sagt offenbar Unwahrheit

Ein Augenzeuge bestätigte MONITOR gegenüber die Vorwürfe von Human Rights Watch: Es werde "ohne Vorwarnung" wahllos auf Menschen geschossen, die versuchen, die Grenze zu überschreiten. Inzwischen lebt er schwer verletzt wieder in seinem Heimatland Äthiopien.

Brisant dabei ist die Frage: Welche Rolle spielen die Bundesregierung und die deutsche Bundespolizei in diesem Zusammenhang? 2009 bekam der europäische Rüstungskonzern EADS (heute Airbus) den Zuschlag, die Grenze Saudi-Arabiens mit hochspezialisierter Überwachungstechnologie auszurüsten. Schon 2011 deckten Recherchen des ARD-Magazins FAKT auf, dass deutsche Bundespolizisten in Saudi-Arabien eingesetzt werden, unter anderem um saudische Grenzschützer an der EADS/Airbus-Technologie auszubilden. Auch das Training an der Waffe war demnach zumindest zu Beginn der Mission Teil der Trainings.

Auf Nachfrage über die Aufgaben und den Inhalt der heutigen Trainingsmission sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums vergangene Woche in der Bundespressekonferenz: "Trainingsmaßnahmen speziell für den saudi-arabischen Grenzschutz finden nicht statt und es haben zu keinem Zeitpunkt Ausbildung oder Trainings der Bundespolizei für den saudi-arabischen Grenzschutz im Grenzgebiet zwischen Saudi-Arabien und Jemen stattgefunden."

MONITOR-Recherchen zeigen nun, dass die Aussagen der Bundesregierung zumindest irreführend, in Teilen offenbar auch falsch sind. Bundespolizisten, die für Schulungen in Saudi-Arabien im Einsatz waren oder sind, sagten gegenüber MONITOR in vertraulichen Gesprächen, ihre Trainings richteten sich "ausnahmslos an saudische Grenzbeamte". Teilnehmer seien durchweg "Offiziere des Grenzschutzes"; die Trainingsinhalte seien unter anderem auch immer noch "abgestimmt auf die Grenzanlagen" und "an die EADS-Technologie". An den Trainings würden auch Grenzschützer teilnehmen, die an der saudisch-jemenitischen Grenze im Einsatz seien. Eine Anfrage zu den Widersprüchen beantwortete das Bundesinnenministerium bisher nicht.

Kritiker fordern angesichts der MONITOR-Recherchen erneut ein Ende der Ausbildungsmission der Bundespolizei in Saudi-Arabien. Jan van Aken, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Linken und Referent für internationale Konflikte bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung sagt: "Wer in Deutschland entscheidet, in diesem Land, in Saudi Arabien, Grenzsoldaten auszubilden, der macht sich mitschuldig an allen Verbrechen, die von diesen Grenzsoldaten begangen werden." Seit Jahren werden immer wieder Vorwürfe gegen die saudi-arabischen Sicherheitskräfte laut wegen eines grausamen und menschenunwürdigen Umgangs mit Oppositionellen im Land und Flüchtlingen an den Außengrenzen. Zuletzt hatte dies auch ein UN-Bericht festgestellt. Die saudi-arabische Regierung wies die Vorwürfe zurück.

Kommentare zum Thema

  • Victor Jara 04.09.2023, 07:43 Uhr

    Alles alt bekannt und dennoch entsetzlich . Zeigt es mir doch wie zutiefst Korrupt auch unser Staat ist . Wo soll ich mich hinwenden ?

  • H.J. Sauer 31.08.2023, 18:22 Uhr

    Eine Bundesregierung die offenbar die Unwahrheit sagt, also lügt, ist nicht akzeptabel und sollte zurücktreten bzw. bei nächster Gelegenheit vom Wähler abgestraft werden.