Pressemeldung vom 12.05.2016

Stromkunden zahlen jährlich hunderte Millionen Euro zu viel an Netzentgelten

Deutsche Stromkunden haben in den letzten Jahren hunderte Millionen Euro zu viel an Netzentgelten bezahlt. Darüber berichtet das ARD-Magazin MONITOR (heute, 21:45 Uhr im Ersten). Obwohl die Netzbetreiber laut Gesetz nur 9,05 % Eigenkapitalrendite aufweisen dürfen, erzielten die Monopolisten nach Recherchen von MONITOR zum Teil deutlich höhere Renditen.

Strommasten | Bildquelle: dpa/Hildenbrand

„Der Verbraucher zahlt zu viel. Ich gehe davon aus, dass hier jährlich mehrere hundert Millionen Euro zu viel gezahlt werden“, sagt Prof. Uwe Leprich, Energieexperte der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, gegenüber dem ARD-Magazin.

Allein in den letzten fünf Jahren sind die Netzentgelte beim Strom für einen Durchschnittshaushalt um 23 Prozent gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 201 auf 247 Euro. Mittlerweile machen die Netzentgelte rund ein Viertel des Strompreises aus.

Demgegenüber stehen hohe Renditen der Netzbetreiber. Der Betreiber Netze BW etwa weist von 2012 bis 2014 eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 72,3 % in der Sparte Elektrizitätsverteilung auf.

Eine Untersuchung des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bundesnetzagentur kommt zu dem Ergebnis, dass die Stromnetzbetreiber zwischen 2006 bis 2012 im Schnitt eine Eigenkapitalrendite von 14,4 % erwirtschaftet haben -also weit mehr als die gesetzlich vorgegebenen 9,05%.

„Die Renditen sind eindeutig zu hoch. Und das müssen die Verbraucher über ihre Stromrechnung bezahlen“, kritisiert Niels-Sönnick Schnoor vom Verbraucherzentrale Bundesverband gegenüber MONITOR.

Fiete Wulff, Sprecher der Bundesnetzagentur, die auch für die Begrenzung der Netzentgelte zuständig ist, verwies gegenüber MONITOR auf eigene Berechnungen, die zu niedrigeren Eigenkapitalrenditen der Netzbetreiber führen würden. „Die Entgeltregulierung, die die Bundesnetzagentur durchführt, basiert auf den Vorschriften des Energiewirtschaftsrechts. Die Methoden, die da verwendet werden, weichen in vielerlei Hinsicht von den handelsrechtlichen Bilanzierungsvorschriften ab“, sagte Wulff. Diese Argumentation vertritt auch Netze BW.

Wie hoch die Renditen der Stromnetzbetreiber nach der Berechnungsmethode der Bundesnetzagentur ausfallen, dazu will die Bundesbehörde allerdings keine Zahlen nennen.

Kommentare zum Thema

  • JosephTix 30.10.2018, 22:54 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • Lucy 22.05.2016, 09:45 Uhr

    ...dafür vielen Dank an die Pappnasen der SPD und der Grünen. Während die Industrie Strom und Gas für ein paar Cent verprasst darf das gemeine Volk die Rechnung bezahlen! Die die den Dreck verursachen werden dank der SPD/GRÜNE Regierung unter Schröder BELOHNT! Das ist UMWELTBEWUSSTSEIN..... wie der Kohleabbau in NRW...

  • Martin 18.05.2016, 16:56 Uhr

    Die HGB-Renditen basieren auf dem künstlichen Rechnungslegungsstandard HGB. Kein Betriebswirt würde diese für Renditevergleiche heranziehen. Die wahren Renditen zu Marktweten und damit mit Renditen von Börsenunternehmen vergleichbaren Renditen (und nichts anderes interessiert institutioneelle und private Investoren) liegen um die 7%.