Langenberg auf den ersten Blick

00:25 Min. Verfügbar bis 06.09.2026

Wie Langenberg als "Bücherstadt" seine Altstadt rettet

Mettmann | Unterwegs

Stand: 06.09.2024, 15:58 Uhr

In dem Velberter Stadtteil Langenberg belebt ein besonderes Konzept die historische Altstadt. Wie der Ort zur "Bücherstadt" wurde und warum sich ein Ausflug nicht nur für BookTok-Fans, sondern auch Geschichtsbegeisterte und Adrenalinjunkies lohnt.

Von Josefine Upel, (Text) und Christian Licht (Multimedia)

Enge, kopfsteingepflasterte Gassen, historische Fachwerkhäuser mit grünen Fensterläden, ein Ladenlokal reiht sich an das nächste. Die Altstadt ist das Herzstück von Langenberg. Der Velberter Stadtteil ist voller Leben. Doch es ist keine gewöhnliche Altstadt: Besonders häufig stößt man beim Schlendern auf einen Buchladen oder ein Literaturmuseum. Und das hat einen guten Grund.

Langenberg: Kreative Lösung gegen Leerstand

Seit 1998 ist Langenberg offizielle "Bücherstadt". Die vielen Antiquariate verleihen dem Stadtteil mit seinen rund 15.000 Einwohnern nicht nur einen besonderen Charme und ziehen Bücherfans an. Sie helfen auch gegen ein Problem, das an vielen Orten akuter ist denn je: Laden-Leerstand. Schon vor vielen Jahren überlegten sie sich in Langenberg dafür eine Lösung, erzählt Stadtführerin und Vorsitzende des Fördervereins der Bücherstadt Isolde Marx.

Wir sind keine hochtrabenden Leser oder Autoren. Wir wollten Langenberg vor dem Leerstand bewahren. Isolde Marx, Förderverein der Bücherstadt Langenberg

Da, wo sich in den letzten Jahren dauerhafter Leerstand ankündigte, ging der Verein auf die Hausbesitzer zu und schlug ihnen ein besonderes Mietkonzept vor: Die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder richteten den Laden her, verkauften gespendete Bücher und lockten Antiquare in die Läden.

Isolde Marx lächelt in die Kamera

Isolde Marx lebt seit 40 Jahren in Langenberg

Das Konzept ging auf und freut die buchbegeisterten Besucher bis heute, erzählt Marx. "Bei Stadtteilführungen verliere ich auch gerne mal Teilnehmer, die noch länger in den Antiquariaten bleiben wollen", sagt sie und lächelt.

Von Ginko-Blättern bis Buchdruck

Zu einer Bücherstadt gehört selbstverständlich auch die Geschichte des Buches. In der "Buchmacherey" nimmt Hans Josef Altmann die Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Der Inhaber mit dem grauen Vollbart zeigt zum Beispiel, wie nach Gutenbergs Erfindung Bücher gedruckt wurden.

Dafür drückt Altmann immer wieder einen sogenannten Druckerballen mit schwarzer Tinte auf eine kleine Platte mit Buchstaben. Als Nächstes legt er ein Papier auf die Platte und druckt die gefärbten Buchstaben mit einer Presse auf das Papier. Fertig ist die historische Buchseite.

Mit einem Druckerballen wird die Druckform eingefärbt

Buchdruck wie früher: Mit einem Ballen wird die Druckform eingefärbt

Altmann bietet auch besondere Workshops an. Hochzeitsgäste haben bei ihm bereits ihren Trauspruch selber gedruckt, Kindergartenkinder ihren eigenen Räuber-Steckbrief auf Papier gepresst.

Nur drei Minuten zu Fuß von der "Buchmacherey" entfernt liegt das kleine "Goethe und Gingko"-Museum. Die Idee für das kleine Zimmermuseum kam Stadtführerin Marx, als sie von einem Gingko-Museum in Weimar hörte. Der Dichter war damals so fasziniert von den Blättern des Baumes, dass er ihnen ein eigenes Gedicht widmete. Auch in Langenberg steht in der Nähe des Bahnhofs ein großer Gingko-Baum. Von dort aus sind es auch nur wenige Meter zum Deilbach, der die Grenze zwischen dem Rheinland und Westfalen markiert.

Mehr als Bücher

Aber nicht nur Literaturfans und Geschichtsinteressierte kommen in Langenberg auf ihre Kosten. Außerhalb der Altstadt steht die rund 300 Meter hohe Sendeantenne des WDR auf dem Hordtberg.

Eine Besucherin erzählt, warum sich ein Ausflug nach Langenberg lohnt

00:14 Min. Verfügbar bis 06.09.2026

Rund 500 Meter Fußweg von der Sendeantenne gibt es dann auch noch einmal Kontrastprogramm zu den Büchern in der Altstadt. Der Waldkletterpark bietet reichlich Action für Schwindelfreie. Ein Besucher sichert sich dort gerade mit einem Karabinerhaken an einem Seil und springt an eine riesige, hängende Banane. Alles in mehreren Metern Höhe. Der Banana-Jump ist eine von vielen Herausforderungen, die es in insgesamt acht Parcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zu meistern gilt. Weitere Kletterparks in NRW und Tipps für Outdoor-Abenteuer findet ihr hier.

Öffnungszeiten, Preise und Adressen

Stadtteil-Führungen

  • Führungen von Isolde Marx: Terminabsprachen direkt über marx@buecherstadt-langenberg.de oder 017683073171, 8 Euro pro Person
  • Führungen der Stadt Velbert: 22. September und 20. Oktober, 8 Euro pro Person, ermäßigt 4 Euro, zur Webseite

Museum "Goethe und Ginkgo"

  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, Mittwoch 11 bis 14 Uhr, Montag Ruhetag
  • Eintritt frei
  • Adresse: Hellerstraße 12 (Im Honnes), 42555 Velbert

Buchmacherey

  • Öffnungszeiten: Dienstag 10 bis 14 Uhr, Donnerstag 13 bis 18 Uhr
  • Eintritt frei
  • Adresse: Mühlenstraße 10, 42555 Velbert

Kletterpark Wald-Abenteuer

  • Öffnungszeiten: Je nach Tag unterschiedlich, zum Terminkalender
  • Preise: Adventure-Parcours für Erwachsene 33 Euro, Jugendliche 28,50 Euro, Kinder 20 Euro
  • Adresse: Hordtstraße 18, 42555 Velbert

Über dieses Thema berichten wir auch am 06.09.2024 im WDR-Fernsehen: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.