"Ich bin nicht klein. Und ich bin kein Feigling", sagt Daniela Michel (31) wütend. Sie steht vor einer Kulisse, die wie aus einem Film wirkt. Michel steht auf den roten Stufen zum Eingang des Schloss Neersen, rote Backsteinwände links und rechts bilden einen Korridor. Davor erstreckt sich ein weitläufiger gepflegter Park mit hohen Bäumen. Auf der anderen Seite des Schlosses spiegeln sich die Sonne und Gebäude im Wasser eines Sees. Es folgt ein lauter Kampfschrei: "Aaaaaahhhh!" Michel stürmt mit einem Degen in der Hand auf den Mann zu, der sie zuvor provoziert hat.
Keine Sorge - hier fließt kein Blut. Michel übt für ihre Hauptrolle in dem Stück "Plötzlich Shakespeare". Es ist Teil der diesjährigen Schlossfestspiele im Schloss Neersen. wie auch die "Biene Maja" und "Sissi". Außerdem zeigt die Deutsche Oper am Rhein ihr neues Opern- und Operettenprogramm.
Schlosspark Neersen: Grüne Oase am Niederrhein
Früher war das Schloss eine Wasserburg. Im 17. Jahrhundert wurde es zu dem barocken Schloss umgebaut, das durch einen Brand 1859 schwer beschädigt wurde. 1970 übernahm die Stadt Willich das Gebäude samt Parkanlagen, restaurierte das Schloss und nutzte es seitdem als Rathaus.
In den angebotenen Führungen taucht man noch ausführlicher in die Geschichte des Schlosses ein. Dabei geht es auch um den gesagten Brand 1859: Einer der Besitzer hatte Teile des Schlosses zu einer Wattefabrik umgebaut. Ohne sich über den Brandschutz Gedanken zu machen, setzte man auch eine Dampfmaschine hin. Mit explosiven Folgen.
Ein Besuch im Schloss Neersen
Der kostenfreie Schlosspark ist rund um die Uhr geöffnet. Das Schloss selbst ist montags bis freitags zwischen 8.30 und 12.30 Uhr geöffnet. Mittwochs zudem auch am Nachmittag zwischen 14 und 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Der Preis für die Karten für die Schlossfestspiele variiert je nach aufgeführtem Stück. Beim der Shakespeare-Inszenierung, die noch bis zum 6. August läuft, kosten die Karten je nach Kategorie zwischen 22 und 30 Euro pro Karte.
Wer aus der großen Eingangstür in den angrenzenden Schlosspark hinüberläuft, spürt schnell saftigen Rasen unter seinen Füßen. Auf einer Fläche so groß wie 35 Fußballfelder wurde ein idyllischer Landschaftsgarten im englischen Stil angelegt - mit hoch gewachsenen, alten Bäumen, Rhododendren und Azaleen, freien Wiesenflächen, einem Teich und einem Schlossgraben, der alles umschließt.
Ein Paradies für Kinder
Jenny und Marcel von Cleef (beide 35) sind das zweite Mal mit ihren Kindern Anna (5) und Sophie (2) hier. "Man kann mit den Kindern hier gut spazieren gehen. Es ist nicht so überlaufen, auch nicht am Wochenende", sagt Marcel von Cleef. "Es ist weitläufig, man hat noch ein Waldstück dabei. Und was zu erleben für die Kinder."
Die beiden Kinder laufen sofort zur Skulpturengruppe mitten im Park, mehrere mit bunten Mosaiksteinchen beklebte Tiere. Direkt daneben befindet sich ein Spielplatz mit einem großen Klettergerüst aus Holz. Ein Natur-Erlebnispfad soll die unterschiedlichen Sinne anregen. Anna versucht sich am Balancierseil, nimmt dann aber doch lieber die Hand ihres Vaters zu Hilfe und bewegt sich langsam Schritt für Schritt auf die andere Seite vor. Ihre kleine Schwester Sophie will natürlich ebenfalls.
Nächste Station: Der Summstein. Beide stecken ihre Köpfe in die Aushölungen und lassen sich durch die Vibration der Töne die Ohren kitzeln. Zum Schluss geht es noch zum Wasserstrudel, der Kinder zeigt, wie Strömung funktioniert.
Außerdem gibt es im Park eine Umweltstation, einen Peter-Lustig-Bauwagen, eine Schmetterlingsinsel und ein Labyrinth aus Hecken. In der Mitte steht eine röhrenförmige Glocke, die man durch ein Gegendrücken auslöst.
Mehr Informationen zum Schloss und den Festspielen gibt es auf der Webseite der Stadt Willich.
Über das Thema berichten wir am 13.07.2023 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.