Das wenige Holz, was zwischen der dicken Schicht Moos noch zu sehen ist, ist eher grau-grün als braun. Friedrich Rohlfing vom Mühlenbauhof Petershagen-Frille muss nicht viel Kraft aufwenden, die alten Schindeln zerbröseln unter seinen Händen. "Das war höchste Zeit, dass wir die Schindeln hier runternehmen und neu aufbringen", sagt Rohlfing, "das ist alles völlig marode, völlig durchgefault." 15.000 Schindeln müssen getauscht werden, alles in Handarbeit. Bei den Experten vom Mühlenbauhof Petershagen-Frille sitzt jeder Handgriff.
Eigentlich ist die Schiffmühle auf der Weser zu Hause. Nicht weit entfernt von der Mindener Innenstadt, direkt hinter dem zentralen Omnibusbahnhof liegt sie geankert am Weserufer. Sie ist umgeben von einem kleinen Wald, direkt daneben gibt es ein Ausflugslokal mit Biergarten. 18.000 Besucherinnen und Besucher lockt das historisch anmutende Bauwerk jedes Jahr an. Denn es ist in Deutschland einzigartig: nirgendwo sonst kann man eine funktionstüchtige Fluss-Schiffmühle besichtigen.
Erlebbare Geschichte in der Schiffmühle Minden
Nur durch Wasserkraft wird der 800 Kilogramm schwere Mahlstein angetrieben. Dabei schwimmt das ganze Bauwerk, inklusive des schweren Mahlwerks auf dem Wasser. Es ist ein Beispiel historischer Baukunst: Bei der Planung und Konstruktion vor 25 Jahren haben sich die Experten vom Mühlenbauhof so eng wie möglich an die historischen Originale gehalten.
Die Schiffmühle Minden
Die Schiffmühle Minden ist die Rekonstruktion einer Mühle aus dem 18. Jahrhundert. Vor 25 Jahren ging sie zum 1.200-jährigen Stadtjubiläum von Minden als Geschenk des Landes NRW und eines Mindener Unternehmers auf der Weser vor Anker. Umgerechnet hat die Mühle rund 226.000 Euro gekostet.
Die Mühle besteht aus zwei Teilen: Dem großen Hausschiff, 13 Meter lang und etwa fünf Meter breit, mit Mühle, und dem kleineren Wellschiff, das etwa 12 Meter lang und rund zwei Meter breit ist. Zwischen den beiden Schiffen ist das Wasserrad montiert.
Das zeigt sich auch an der Materialauswahl. Fast die ganze Mühle ist aus Eichenholz. Manche Teile sind inzwischen aber auch aus Stahl, zum Beispiel der Schwimmkörper. Das ist zwar historisch nicht ganz korrekt, hält aber länger.
Alle Ausflugsziele in NRW im Überblick:
Ohne Ehrenamt geht hier nichts
Drei Ehrenamtliche vom Verein Schiffmühle Minden e.V. begutachten die Arbeiten an "ihrer" Schiffmühle im Trockendock. Über ihnen erhebt sich das mächtige Wasserrad, doch die drei Männer interessieren sich für die Schwimmkörper. Nicht nur das Wasser von oben ist bei einem maroden Dach gefährlich. Bei der Schiffmühle ist auch das Wasser von unten eine Herausforderung. Denn auch Stahl hält sich im Wasser nicht ewig. Es hat sich Rost breit gemacht. Die Männer behalten das im Blick, heute hilft erstmal ein neuer Anstrich.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Im Winter (zwischen 30. Oktober 2023 und 22. März 2024) ist die Mühle nicht geöffnet. Ab dem 23. März ist die Mühle bis auf Montag täglich zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt auf die Schiffmühle ist kostenlos. Für gebuchte Besichtigungen wird ein Kostenbeitrag erhoben. Eine Anmeldung ist unter info@mindenmarketing.de möglich.
Jährlich besuchen rund 18.000 Gäste die Schiffmühle. Möglich machen auch das die Ehrenamtlichen des Vereins. Außerdem beschäftigt der Trägerverein einen hauptberuflichen "Schiffmüller". Der erklärt den Gästen das Innere der Mühle. Das Mahlwerk ist betriebsbereit, inklusive dem 800 Kilogramm schweren Mahlstein.
Damit das auch so bleibt, wird regelmäßig kontrolliert: Alle acht Jahre wird die Schiffmühle ins Trockendock geschleppt, muss sich einer aufwändigen Kontrolle unterziehen und wird frisch gestrichen. 15.000 Euro kostet das etwa. Hinzu kommt noch die aufwändige Sanierung des Dachs, alleine die Materialen dafür kosten nochmal genauso viel.
Spenden, eigene Einnahmen und Zuschüsse der Stadt Minden, darüber finanziert der Verein alles. Auch die Bundeswehr hat schon geholfen, die Schiffmühle ins Trockendock zu schleppen. Denn einen eigenen Antrieb hat die Mühle nicht und auch steuern kann man sie nicht.
Arbeiten sollen nach Ostern fertig sein
Fünf bis sechs Wochen dauern die Arbeiten mindestens. Nach dem Dach müssen auch noch Fensterrahmen, Teile der Verschalung und das Auflager an der Wasserradwelle repariert werden. Wenn die Schiffmühle dann wieder an ihrem Platz ist, kann sie in den Sommermonaten kostenfrei besichtigt werden. Auch Führungen werden angeboten, die allerdings vorab gebucht werden müssen.
Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen am 15.03.2023: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.