Blitz-Brückenbaustelle in Münster: Warum geht es hier schneller?
Stand: 06.01.2025, 07:09 Uhr
In Münster müssen zwei wichtige Brücken an einem Verkehrsknotenpunkt erneuert werden. Eine endlose Baustelle? Nein, es soll verhältnismäßig schnell gehen. Drei Mitarbeiter von der Baustelle erklären, was hier anders läuft.
Von Stefan Weisemann (Text) und Melanie Klüting (Multimedia)
Die riesige Schere an dem Baggerarm zerschneidet alles, was ihr in den Weg kommt: Steine, Stahl, Beton. Stück für Stück und Schnitt für Schnitt arbeitet sie sich vor. Immer wieder fallen kleinere und größere Brocken herunter. Motoren dröhnen, zwischendurch knallt es laut. Mehrere dieser Bagger arbeiten gleichzeitig.
Was die Bagger mit den Riesenscheren hier in wenigen Tagen zu einem Haufen Schutt verwandeln, war eine Brücke der B51 in Münster. "Hier geht es gerade richtig zur Sache", ruft Bautechniker Jörg Dehmer gegen den ohrenbetäubenden Lärm an. Der 47-Jährige achtet darauf, dass die Bagger an der richtigen Stelle mit dem Abriss starten: "Man sollte meinen, das ist egal. Aber nein, auch hier gibt es ein System."
Eindrücke vom Abriss der B51-Brücke in Münster
00:22 Min.. Verfügbar bis 06.01.2027.
Die Brückenbaustelle an der B51 in Münster ist eine von vielen in NRW und doch eine besondere: Sie soll eine sogenannte Blitz-Brückenbaustelle sein. Innerhalb von zwei Jahren sollen hier zwei wichtige Brücken abgerissen und neu gebaut werden. Laut Straßen.NRW ging das an noch keinem Knotenpunkt in NRW so schnell. Jedenfalls, wenn alles planmäßig läuft.
Hunderte Brücken in NRW marode
Insgesamt müssen in NRW in den nächsten Jahren rund 400 Brücken an Land- und Bundesstraßen erneuert werden. "Als die Brücken früher gebaut wurden, konnte niemand damit rechnen, dass einmal so viel Verkehr auf den Straßen läuft. Dementsprechend hoch sind die Belastungen heutzutage", sagt Franca Ströning. Die 23-Jährige studiert Bauingenieurwesen und arbeitet bei Straßen.NRW.
Von der Planung zum Abriss
Sie hat den Abriss in Münster mit vorbereitet, deshalb ist er für sie etwas ganz Besonderes: "Normalerweise arbeite ich sehr viel am Schreibtisch. Da planen wir an solchen Bauten mehrere Jahre." Jetzt aber steht sie mit orangener Jacke, Helm und einem breiten Lächeln auf den Resten der Brücke, die nach und nach abgerissen wird. So, wie sie und ihre Kollegen das geplant haben.
Zufrieden mit der Planung: Bauingenieurstudentin Franca Schmidt
"Es ist cool, so viel Verantwortung zu tragen, aber auch ein bisschen beängstigend", sagt Ströning. Gut, dass sie mit dieser Verantwortung nicht allein ist. Abläufe, Absprachen, Absperrungen, Abriss. Das alles ist Teamwork.
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Ein ganz zentraler Teil der Brückenplanungen in Münster: Es soll schnell gehen. Und zwar anderthalb Jahre schneller als sonst bei ähnlichen Brückenbaustellen. Damit die rund 50.000 Autofahrer, die hier jeden Tag fahren, nicht allzu lange behindert werden, Fahrradfahrer, Fußgänger und Nachbarn natürlich auch nicht. Doch wie beschleunigt man einen Brückenbau?
Vorbereitung ist alles
Mit der richtigen Vorbereitung. In einem riesigen weißen Zelt in Ascheberg südlich von Münster wird vieles gemacht, was auf anderen Baustellen erst vor Ort passiert. Hier werden die Betonteile der beiden neuen Brücken vorgefertigt. An mehreren Stellen stehen Rahmen, in die Arbeiter aus einem dicken Schlauch Beton laufen lassen. Jedes einzelne Teil wird genau abgemessen und gegossen.
"Es kann nicht jedes Fertigteil in Serie produziert werden", sagt Jan Feldmann. Der 23-Jährige ist ausgebildeter Beton- und Stahlbetonbauer, jetzt macht er seinen Bachelor. Neben der Arbeit auf der Brückenbaustelle. "Wir versuchen, so viele Arbeitsprozesse wie möglich vorwegzunehmen."
Vorbereitung ist alles: Die Brückenteile werden vorab hergestellt
Bei der ersten kleineren Brücke in Münster hat sich das schon ausgezahlt. Der Abriss der alten Brücke und das Einsetzen der neuen Brücke haben insgesamt nur sieben Wochen gedauert. Bei der zweiten größeren Brücke wird es zwar deutlich länger dauern, aber auch sie soll verhältnismäßig schnell fertig werden.
Warum nicht überall so schnell?
Autofahrer dürften sich jetzt fragen, warum nicht alle Brücken so schnell erneuert werden können. Franca Ströning weiß aus Erfahrung, woran es oft scheitert:
Franca Ströning erklärt, wieso die Expressbrücke so schnell gebaut werden konnte
00:32 Min.. Verfügbar bis 06.01.2027.
Das heißt: Die Pläne für einen schnellen Brückenbau müssen auch in die Pläne der Firmen passen. Auf der Brückenbaustelle in Münster hat das bisher gut geklappt. Auch Ärger und Proteste von Nachbarn und von Autofahrern halten sich in Grenzen. Der Verkehr rollt über eine Behelfsbrücke weiter.
"Weil hier die Baustelle gut funktioniert, bekommen wir mehr Lob als Tadel", sagt Bautechniker Jörg Dehmer und wirkt dabei ganz entspannt. Bis zum Herbst 2026 will er zusammen mit Ströning, Feldmann und vielen weiteren Kollegen dafür sorgen, dass die Brückenbaustelle in Münster tatsächlich zur Blitz-Brückenbaustelle wird.
Über dieses Thema haben wir auch in der Lokalzeit am Samstag im WDR-Fernsehen berichtet: Teil I am 05.10.2024, Teil II am 12.10.2024 und Teil III am 26.10.2024.