Schmale Gassen, schicke Altbauhäuser mit hohen Decken, stuckverzierte Fassaden: Mit ihrem romantischen Charme erinnert die Luisenstraße optisch ein bisschen an Paris. Es ist diese Straße, die dem Viertel seinen Namen gegeben hat. Im zweiten Weltkrieg wurden sie und die umliegenden Seitenstraßen von den Bombenangriffen verschont.
Auf der Straße ist viel los. Menschen sitzen in den zahlreichen Cafés und Restaurants, trinken Wein, erzählen sich, was die Woche über passiert ist. Auf dem Bürgersteig beschnüffeln sich zwei Hunde. Die Stimmung ist entspannt.
Luisenviertel in Wuppertal: Eine eingeschworene Gemeinschaft
Hier in der Luisenstraße kennt jeder jeden. Der Zusammenhalt ist groß, weil er über einen langen Zeitraum wachsen konnte. Die meisten wohnen und arbeiten schon seit mehreren Jahrzehnten hier. Joschka Sadzakov ist gerade unterwegs zum "Katzengold", einer Mischung aus Kneipe und Restaurant direkt an der Luisenstraße. Gleich beginnt seine Schicht dort.
Zwei Freunde klopfen dem 26-Jährigen auf die Schulter. "Hey, ich habe heute Geburtstag", sagt der eine. "Willst du später dabei sein?" Sadzakov gratuliert und verspricht, dass er sich meldet. Aber erstmal ruft die Arbeit. Wenig später trifft er die nächsten bekannten Gesichter. "Was machst du später? Ein Arbeitskollege hat heute seinen letzten Tag." Langweilig wird ihm nach Feierabend nicht sein.
Fast alle Geschäfte sind inhabergeführt
Bevor Sadzakov bei seiner Arbeit ankommt, geht er an Boutiquen, Feinkostläden und traditionsreichen Schmuck- und Kunsthandwerksgeschäften vorbei, fast alle sind inhabergeführt. In Restaurants wird beispielsweise internationale Küche, neapolitanische Pizza oder indisches Soulfood serviert. Jeden Frühsommer findet das Luisenfest statt, dann drängen sich hier Zehntausende die Straße entlang und unterschiedlichste Musik schallt durch die Straßen.
Aber auch, wenn kein Luisenfest ist, klingt das Viertel besonders. Und das liegt nicht nur an den Straßenmusikern, die durchaus kritisch gesehen werden. Die Musikrichtung Free Jazz wurde in den 60er-Jahren in Deutschland genau hier groß, in Wuppertal.
Die Wurzeln hört man heute zum Beispiel noch im "Café du Congo". "Jazzy, Elektro, ambitioniert", so beschreibt Besitzer Achim Brand selbst seine Playlist. Wer Livemusik mag, wird zum Beispiel im "Swane Café" oder dem "Beatz und Kekse" fündig.
Ein Fest gegen den Abriss
Fast nicht zu glauben, dass man dieses ursprüngliche Stück Wuppertals Anfang der 70er-Jahre abreißen wollte - zugunsten einer "autogerechten Stadt".
Dagegen wehrte sich erfolgreich eine Bürgerinitiative, aus der die Interessengemeinschaft Luisenstraße hervorging. Die IG sorgt noch heute dafür, dass es im Viertel nicht zu Konflikten kommt.
Zum Entspannen in den "Dewi"
Die Abende in der Luisenstraße sind lang, aber nicht ewig. Wer die Nacht durchmachen möchte, der läuft ein paar hundert Meter weiter. Beliebter Treffpunkt ist die Kneipe "Chili Royal" - mit norddeutschem Bier und klarer Haltung ("Fuck Cars", "Kein Ort für Nazis"). Südlich des Luisenviertels, direkt an der Wupper, tanzen die Wuppertaler bis zum Morgengrauen in der "Mauke".
Es gibt aber auch ganz ruhige Orte hier. Zum Beispiel den "Dewi", den Deweerthschen Garten. Der über 200 Jahre alte Park im Luisenviertel ist perfekt für einen entspannten Sonntag. Familien und Freunde breiten ihre Picknickdecken auf den Rasenhügeln aus und Kinder spielen an der begehbaren Wasserskulptur. Auf der Boulebahn werfen ein paar Senioren ihre Kugeln in den sandigen Boden. Alle lassen den Tag Revue passieren - im Viertel, in dem das Herz Wuppertals schlägt.
Öffnungszeiten der Geschäfte im Luisenviertel
"79Sec", Luisenstraße 94a: Mittwoch bis Samstag 17-23 Uhr
"Bernard", Luisenstraße 72: Montag bis Samstag 12-15 Uhr, Freitag/Samstag 18-22 Uhr
"Café du Congo", Luisenstraße 118: Montag bis Donnerstag 17-24 Uhr, Freitag 17-1 Uhr, Samstag 12-1 Uhr, Sonntag 12-24 Uhr
"Chili Royal", Brunnenstraße 31: Montag bis Donnerstag 19-2 Uhr, Freitag/Samstag 19-5 Uhr
"Katzengold", Untergrünewalder Str. 3: Montag bis Donnerstag 9-24 Uhr, Freitag/Samstag 9-3 Uhr, Sonntag 10-22 Uhr
"Mauke", Schloßbleiche 32: Freitag/Samstag 23-5 Uhr
Über das Thema berichten wir am 20.07.2023 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.