Eben noch auf der Autobahn – zum Beispiel aus dem Ruhrgebiet kommend – und schon nach kurzer Zeit ist man inmitten einer ländlichen Umgebung, in der man Ruhe finden und die Seele baumeln lassen kann. Das Plätschern eines kleinen Baches bringt direkt Erholung in die Ohren, der Geruch von frisch gemähtem Gras steigt in die Nase und das Auge kann sich an sattem Grün erfreuen.
Wer in der Elfringhauser Schweiz unterwegs ist, dem wird sofort die typische Hügellandschaft auffallen. Erklimmt man die sie, bietet sich ein schönes Panorama über die Region mit ihren steilen Hängen, Kuh- und Pferdeweiden, alten Höfen und den zwei tiefen Bachtälern, dem Deilbachtal und dem Felderbachtal. Bei gutem Wetter reicht der Blick sogar bis ins Ruhrgebiet.
Ausflugsziel in der Nähe: die Elfringhauser Schweiz
Die Elfringhauser Schweiz liegt am südlichen Rand des Ruhrgebiets im Übergang zum Bergischen Land, zwischen Hattingen, Sprockhövel, Velbert und Wuppertal. Das Gebiet ist von allen Städten schnell und problemlos mit dem Auto oder dem Rad zu erreichen.
Wegen ihrer Hügellandschaft wird die Elfringhauser Schweiz auch "Hattinger Hügelland" genannt. Zwar sind die Erhebungen mit ihren maximal 300 Metern nicht besonders hoch, aber teilweise trotzdem sehr steil.
Streichelzoo für die Kleinen, Waffeln und Stuten für die Großen
Mitten im Grünen findet sich der Bergerhof, ein Erlebnisbauernhof mit Gastronomie, einem Hofladen und Tieren.
Auf der aus Stroh gebauten Pyramide klettern Kinder, andere streicheln gerade leise meckernde Ziegen. Hier zieht es viele Familien für den Sonntagsausflug oder in den Ferien hin.
Erlebnisbauernhof Bergerhof
Der Bergerhof in Hattingen ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet und kostet keinen Eintritt. Pferde, Ponys, Esel, Ziegen, Enten, Hühner, Gänse und eine große Hasenfamilie warten im Streichelzoo auf die kleinen Gäste. Alle Tiere und eine Strohburg können kostenlos bestaunt und beklettert werden. Ab Mitte Juli bietet der Bergerhof außerdem ein Maislabyrinth an, in dem man sich ohne Risiko verirren kann.
Der Bergerhof wurde schon im Jahr 1482 das erste Mal urkundlich erwähnt und wird mittlerweile in der sechsten Generation bewirtschaftet. Vor vielen Jahren erst noch als landwirtschaftlicher Betrieb, dann kamen der Hofladen und die hauseigene Fleischerei dazu. Inzwischen gibt es ein Restaurant und ein Büdchen. Gäste können deftige Eintöpfe und Hausmannskost bestellen, selbst gebackenen Kuchen und Waffeln.
Die kleine, schmale Küche ist der heißeste Ort auf dem Bergerhof. Hier herrscht oft Hektik. Vor allem bei gutem Wetter geht eine Leckerei nach der anderen über die Theke. Michaela Rademacher ist Bäckerin hier auf dem Bergerhof. Sie füllt mit einer Suppenkelle hellen Teig aus einem großen Eimer in mehrere rechteckige Formen. "Das gibt süßen Stuten mit Rosinen", erklärt sie und schöpft dabei noch eine Kelle rüber. Danach schneidet sie den ungebackenen Stuten oben längs einmal an. "Und jetzt 45 Minuten in den Ofen."
Gerade noch rechtzeitig fertig geworden, denn da piept schon das schwarze Waffeleisen, das links von den Stuten-Formen steht. Ein paar der berühmten "Bergerhof-Waffeln" sind fertig. Puderzucker drüber und dann können die Waffeln rausgegeben werden.
"Schönes Stücken Erde"
Der Bergerhof ist für Katharina Reuter ihr Lebensmittelpunkt. Sie ist hier zwischen dem Deilbachtal und dem Felderbachtal aufgewachsen. Und obwohl sie die Idylle der Elfringhauser Schweiz schon ihr ganzes Leben lang kennt, genießt sie die Gegend immer noch:
Mittlerweile hat Reuter den Hof von ihren Eltern übernommen. Darauf ist vor allem Mutter und Seniorchefin des Hofes Hannelore Reuter stolz: "Das ist nicht selbstverständlich. Wir haben es geschafft, dass sie in meine Fußstapfen getreten ist und mich schon längst um Längen überholt hat. Da kann man doch nur stolz sein", sagt sie und verdrückt dabei eine Träne.
Wenn Katharina Reuter irgendwann einmal in Rente geht, will ihr jetzt 17-jähriger Sohn Tim den Familienbetrieb übernehmen. Er kann sich gar nichts anderes vorstellen.
Wandern für Bergsteiger
Wer vor dem Naschen ein bisschen Bewegung sucht, der wird ganz in der Nähe fündig. Nur ungefähr drei Kilometer entfernt wartet in der Elfringhauser Schweiz ein besonderes Highlight für Bergsteiger-Fans: das "Anderl-Heckmair-Stüberl", ein eigentlich unscheinbarer Pavillon, der klein und rund ist. Innen steht ein großer, runder Tisch mit einer rot-weiß-karierten Tischdecke. Auf dem Tisch liegen verschiedene Prospekte und Wanderkarten, an den Wänden hängen schwarz-weiß-Fotografien.
Gewidmet ist der Pavillon dem legendären Bezwinger der Eiger Nordwand in den Alpen, Anderl Heckmair. Er war 1938 in einem Trupp aus vier Bergsteigern der erste Mensch, der die gefährliche Eiger Nordwand durchquert hat. "Es kommt nicht auf die Leistung, sondern auf das Erlebnis an" war zu Lebzeiten seine Einstellung. Die will sein bester Freund Uli Auffermann weitertragen und hat das Stüberl und einen eigenen Wanderweg nach Heckmair benannt.
Der Weg ist nur 2,6 Kilometer lang, aber er führt durch eine wunderschöne Landschaft mit steilen Hängen, Wald und Wiesen. Abwechslungsreich und "fürs Gemüt einfach perfekt", findet Auffermann. Der Anderl-Heckmair-Weg ist überall gut ausgebaut und kann auch mit Kinderwagen oder Rollstühlen befahren werden.
"Abenteuer kann man direkt vor der Haustür erleben", meint er. Auf Anfrage führt er auch Gruppen durch die Elfringhauser Schweiz. "Der Kerngedanke ist, einfach in die Natur gehen und versuchen, irgendwas für sich da rauszuziehen, was guttut."
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 06.07.2023: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.