Vom Grau uns Grün
Mit dem Betreten des Bunten Gartens ändert sich schlagartig der Geruch der Stadt. Hier duftet es mal nach Rindenmulch, mal nach Nadelbäumen, mal nach blühenden Sträuchern, aber immer frisch. Mönchengladbach mit seinen Abgasen, seinem Lärm und der Hektik scheint nach wenigen Schritten kilometerweit entfernt.
Statt Autos drängen sich hier nach dem Eingang (Bettrather Straße) Bäume und Sträucher aneinander. Der Weg führt zuerst durch einen Botanischen Garten. An einem Baum hängt ein Schild mit der Aufschrift "Rotbuche". Überall stehen auf kleinen Schildern Informationen über die Pflanzen.
Mit seinen rund 30 Hektar ist der Bunte Garten größer als 40 Fußballfelder und damit auch der größte Stadtpark in Mönchengladbach. Insgesamt wachsen hier rund 4.000 Pflanzen, die von zehn Gärtner gepflegt werden. Seit 2008 setzt sich sogar ein eigener Förderverein für den Stadtpark ein.
Überblick über die Parkabschnitte
Das Gelände ist in verschiedene Bereiche unterteilt: beginnend mit dem Kaiserpark rund um die Kaiser-Friedrich-Halle, übergehend in den Botanischen Garten. Hierzu gehört auch ein Apothekergarten mit über 200 verschiedenen Heilpflanzen. Hier können Auszubildende im Apotheker- und Drogistenberuf lernen, aber auch ein Duft- und Tastgarten für Blinde gehört zum Areal. In diesem Bereich befindet sich außerdem eine Vogelvoliere und ein großer Kinderspielplatz. Daran anschließend folgen der Blumenparterre-Teil sowie der wildere Teil des Parks, in dem sich ein Tennisplatz und eine Minigolfanlage findet und der sich bis zum Hauptfriedhof erstreckt.
Flanieren seit 1890
Die Ursprünge des Stadtparks reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals sammelten Bürger der Stadt Spenden, um Grünflächen zu kaufen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollten. Mit diesem Geld wurde dann im Jahr 1890 der Kaiserpark finanziert, der noch heute ein Teil des Bunten Gartens ist.
Der Kaiserpark grenzte damals an einen Friedhof, der bis ins Jahr 1900 bestand. Nach und nach verwahrloste der Friedhof, weil viele Verstorbene zum neuen Friedhof, dem heutigen städtischen Hauptfriedhof, umgebettet wurden. 1927 entstand dann der Botanische Garten auf dem Gelände. Teilweise erinnern verwilderte Grabsteine zwischen Sträuchern noch an diese Zeit.
Buntes Treiben im Bunten Garten
Parallel zum weiten Hauptweg gibt es auch immer wieder kleinere, verschlungene Wege, die aussehen, als würden sie mitten ins Gebüsch führen. Schon nach wenigen Schritten sind Spaziergänger vom Hauptweg aus nicht mehr zu sehen, verschwunden im Meer aus Grün.
Egal, ob man vom Botanischen Garten aus dem Hauptweg oder einem kleineren Weg folgt: Irgendwann kommt man unweigerlich an einem runden, bepflanzten Beet vorbei. Hier kreuzen sich mehrere Wege, der kleine Platz ist eine Art Knotenpunkt im Bunten Garten. Bei Sonnenschein und am Wochenende steht hier meist ein Kaffeewagen, vor dem sich nicht selten eine Schlange bildet. Mit Glück ist auch ein Straßenmusiker da, der einen Klassiker nach dem anderen zum Besten gibt. Wer ihn um einen bestimmten Song bittet, der bekommt seinen Wunsch meist erfüllt. Diesmal spielt der Musiker "Hurt" von Johnny Cash und "Let it be" von den Beatles.
Der Hauptweg führt weiter zu einer großen, offenen Wiese. Frisbee oder Spikeball, picknicken oder auf einer Decke liegen und ein Buch lesen - hier lässt man es sich gut gehen. Andere sind mit ihrem Hund spazieren oder spielen mit ihren Kindern im Gras. Immer dabei - wie der Kaffeestand und der Straßenmusiker - ist auch ein Jongleur, der die vorbeiziehenden Besucher im Park mit seinen farbenfrohen Kegeln zum Staunen bringt.
"Hier ist wirklich für jeden was dabei", sagt Elisabeth Mertens. Sie wohnt ganz in der Nähe. "Die Wiese hier, die ist perfekt für junge Leute. Und wer die Natur und Sonne genießen will, der ist da vorne richtig", meint sie und zeigt in Richtung Blumenparterre, einem kunstvoll bepflanzten Beet, das zentral im Bunten Garten liegt.
Das Blumenparterre wird von den zehn angestellten Gärtnern zweimal im Jahr mit 20.000 Pflanzen bestückt. Im Sommer zieren es Stiefmütterchen, ab Mitte Mai Sommerblumen. Es ist der farbenfrohste Ort im Park, weshalb sich hier viele Besucher auf eine der rund herum stehenden Bänke setzen und die Blumenpracht bewundern.
Das Blumenparterre wird ganz besonders liebevoll bepflanzt, aber auch sonst ist der Bunte Garten sehr gepflegt. Ein besonderes Highlight ist die Rhododendron- und Azaleenblüte im Mai. Dann erblühen 600 Arten in allen erdenklichen Farben. "Ich bin hierher gefahren, um den Rhododendron zu bewundern. Der ist ja wirklich wunderschön!“ erzählt eine ältere Frau. Sie ist dafür extra aus dem benachbarten Süchteln gekommen.
Schatten und Ruhe im hinteren Teil
Wer seine Ruhe sucht, der findet sie im hinteren Teil, kurz bevor der Park in den städtischen Hauptfriedhof übergeht. Dort stehen die Bäume dichter und spenden mehr Schatten. Alles wirkt naturbelassener: Statt akkurat angeordneter Beete gibt es Wildblumen. In diesen Teil des Parks verirren sich deutlich weniger Menschen als in die vorderen Bereiche.