Von Kirche bis Bergwerk: Außergewöhnliche Restaurants und Cafés in NRW

Statt Sonntagsmesse heißt es in der Martini-Kirche jetzt Sonntagsessen. Das ehemalige Gotteshaus ist von einem Bielefelder Architekturbüro aufwändig zum Restaurant "GlückundSeligkeit" umgestaltet worden. Erd- und Obergeschoss des Seitenschiffs wurden zum Hauptschiff geöffnet und die hölzerne Orgelempore durch einen Stahlbetonbau ersetzt. Das historische Kirchenschiff haben die Architekten in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Die Speisekarte bietet einen bunten Mix aus asiatischer Küche, Pizza- und Pasta-Variationen, Grillspezialitäten und Klassikern wie Wiener Schnitzel und Ente. Nach eigenen Angaben war das "GlückundSeligkeit" bei der Eröffnung vor 20 Jahren die erste ehemalige Kirche dieser Größe, die komplett in ein Restaurant umgebaut wurde. Zur Eröffnung damals war die Aufmerksamkeit so groß, dass sogar ein Fernseh-Team aus Japan zur Berichterstattung anreiste.

Willingen im Sauerland ist nicht nur Anlaufort für Wintersport-Fans, sondern auch für Freunde besonderer Gastronomie. Die Ettelsberg-Seilbahn liegt direkt an der Grenze zu NRW, hier findet jeden Sommer das Gondeldinner als Teil der Willinger Schlendertage statt.

Die Tische in den Panoramakabinen werden edel gedeckt und während die Gondeln sanft zur Hochheide hinaufgleiten, serviert das Gastroteam ausgewählte Speisen. Wer im "schwebenden Restaurant" essen möchte, muss weit im Voraus reservieren. Die Plätze fürs nächste Jahr sind immer schnell ausgebucht.

Die Zeche Zollverein ist als Architektur- und Industriedenkmal ein beliebtes Reiseziel. Früher wurden von der Kompressorenhalle die Kumpel unter Tage mit Frischluft versorgt, seit 1996 trifft hier Industrieromantik auf gehobene Küche. Zwischen den massiven Betonpfeilern, Stahlträgern und dem riesigen Kompressorkessel serviert das "Casino Zollverein" Gerichte mit Ruhrpottnamen wie "Den Bergmann Seine Tapas", "Auffe Schulter" oder "Dat Franz Haniel sein Entlein".

Unmittelbar am Klever Draisinenbahnhof steht ein rubinroter Güterwagen. Der ehemalige Güterwaggon der Deutschen Reichsbahn aus dem Jahre 1928 fährt aber nicht mehr auf Gleisen, sondern ist zum kleinen Restaurant umfunktioniert worden. Im "Redwagon" stehen neben Gerichten wie Toasties, Hot Dogs und Pommes auch Kichererbsensalat, indische Samosas und eine Spezialität aus dem Heimatland der portugiesischen Besitzerin auf der Speisekarte: Bifanas, mariniertes Schweinefleisch mit Senf im Brot.

Auch in Hilden kann man in einem umfunktionierten Fahrzeug essen: Das "FoodForce 1 Diner" ist ein umgebauter Air Force Bus. Hier ist aus Liebe für amerikanische Autos, Musik und Kultur ein gemütliches Retro-Diner entstanden.

Das Diner ist für Besucher eine Reise in die 50er- und 60er-Jahre: Rock 'n' Roll, dicke Karren, das Gefühl von Freiheit und einer vermeintlich einfacheren Welt. Zwischen Neonschildern und Jukebox gibt es amerikanische Küche, von Cheeseburgern, Pommes, Onion-Rings und natürlich Cola.

"Das Auge isst mit" - dieser Spruch gilt nicht für das Dunkelcafé in Siegen. Die Gäste sitzen in absoluter Dunkelheit, sehen nichts. So sollen sie ihren Geschmackssinn völlig neu kennenlernen. Kleckern? Hier ganz normal. Bedient werden die Gäste von blinden Mitarbeitern.

Das Dunkelcafé bietet aber nicht nur Dinner an, sondern auch Schokolade-, Wein- und Whiskey-Tastings. Den Betreibern ist wichtig, das Thema Inklusion präsenter zu machen. Deswegen bieten sie Workshops zum Thema an. Einen Blinden-Parcours durch die Stadt und eine Rollstuhl-Rallye kann man ebenfalls buchen.

Während in anderen ehemaligen Bergwerken getaucht werden kann, gibt es im Bergwerk Ramsbeck was für den Gaumen: "Kulinarik in 300 Meter Tiefe" beschreiben die Veranstalter das Gruben-Light-Dinner. Früher wurden im Bergwerk Ramsbeck Blei und Zink abgebaut, heute kann man im Stollen bei romantischer Beleuchtung ein Drei-Gänge-Menü genießen. Stilecht wird es aus dem Henkelmann und von echten Schieferplatten serviert.

Gemütlich ist das Dinner nicht nur wegen der Beleuchtung, sondern auch, weil das Handy so weit unter der Erde Sendepause hat. Im Preis inklusive ist für die Gäste eine Führung durch die Grube. Und wenn dann schließlich gegessen wird, heißt es nicht "Guten Appetit", sondern "Glückauf!"