- Kapitel 1 : Senioren wohnen auf dem Hof
- Kapitel 2 : Maschinenhalle wird zur Tischlerei
- Kapitel 3 : Sportzentrum im Schweinestall
- Kapitel 4 : Pferdescheune wird zu einfacher Pension
- Kapitel 5 : Scheune wird zu Landgasthof
- Kapitel 6 : Feiern in der Maschinenhalle
- Kapitel 7 : Friseursalon in der Scheune
Der Strukturwandel sorgt dafür, dass immer weniger Betriebe Tiere halten. Gab es 2014 noch 18.313 Rinderhalter in NRW, sank die Zahl im letzten Jahr auf 15.823. Bei der Schweinehaltung sieht es ähnlich aus. Von 2014 bis 2022 gaben 2360 Betriebe die Schweinehaltung auf. Vor allem für kleinere Betriebe ist es oft nicht mehr wirtschaftlich. "Wachse oder weiche" ist hier das Motto. Einige Höfe müssen sogar ganz aufgeben. Von 2010 bis 2020 sank die Anzahl der Höfe in NRW um sechs Prozent. In der Folge stehen landwirtschaftliche Gebäude oder sogar ganze Höfe leer. Diese sieben kreativen Ideen haben den Leerstand mit neuem Leben gefüllt:
Senioren wohnen auf dem Hof
Der Hof Müller in Brilon-Radlinghausen ist das Zuhause von 20 Senioren. Früher hatten die Müllers Kühe, aber als der Milchpreis sank, mussten sie sich etwas überlegen. Sie bauten die Ferienwohnung in eine Senioren-WG um, bauten einen Treppenlift ein und sorgten für barrierefreie Bäder.
Für eine Pauschale von 1.300 bis 1.500 Euro können die Senioren auf dem Hof wohnen, werden verpflegt und auch ein Fahrdienst wird von dem Bauernpaar organisiert. Für pflegebedürftige Senioren kommt ein ambulanter Dienst. Was als kleiner Nebenverdienst anfing, ist mittlerweile "ein Selbstläufer", wie Andrea Müller sagt. Deshalb kaufte die Familie auch den Nachbarhof, um das Projekt zu erweitern.
Maschinenhalle wird zur Tischlerei
Diese Form der Umnutzung hat der "Bisselshof" im Ortsteil Sevelen-Vorst der Gemeinde Issum einem glücklichen Zufall zu verdanken. Die Maschinenhalle des Milchviehbetriebs wurde schon länger nur noch als Abstellraum genutzt, als der Nachbar und Schreiner Herbert van der Berg mit seiner Anfrage kam.
Er investierte 50.000 Euro, um seine eigene Tischlerei auf dem Hof zu eröffnen. Van der Berg wollte in der Nähe bleiben und nicht in ein Gewerbegebiet ziehen.
Sportzentrum im Schweinestall
Der Hexkeshof liegt in Kempen im Ortsteil Oedt. Wo früher Schweine standen, wird jetzt Yoga, Pilates oder Gymnastik gemacht. Hof-Besitzerin Heike Koth-Rohn und ihr Mann lernten sich über den Verein "Bleib sportlich und gesund" Kempen (kurz BSG) kennen. Dort unterrichtete Koth-Rohn in ihrer Freizeit Wirbelsäulen-Gymnastik. Irgendwann übernahm sie den Vorsitz des Vereins und qualifizierte sich weiter.
Als 2010 ein Übungsraum des Vereins wegfiel, überlegte sich das Paar den alten Schweinestall umzubauen. Mittlerweile werden die Räumlichkeiten auch von anderen Therapeuten für gesundheitsfördernde Kurse genutzt.
Pferdescheune wird zu einfacher Pension
Der Reiterhof der Familie Eichstädt liegt zentral am Ortseingang von Münster-Hiltrup. Die Nähe zur Stadt und Schwiegertochter Nina Eichstädt mit ihrer Erfahrung im Marketingbereich, waren die besten Voraussetzungen, um 2013 eine einfache Pension zu eröffnen.
Für rund 400.000 Euro wurde die leerstehende Pferdescheune kernsaniert. Nina Eichstädt leitet das einfache Hotel selbst, den Reiterhof gibt es weiterhin. In der ehemaligen Pferdescheune gibt es sechs Zimmer. Davon ein Familienzimmer und ein barrierefreies.
Scheune wird zu Landgasthof
Anette Opgenoorth ist auf dem Hof groß geworden. Zusammen mit ihrem Mann Thorben Schröder hat sie auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern den Landgasthof Westrich eröffnet. Opgenoorth und ihr Mann haben eine Ausbildung zum Koch. Sie zusätzlich die Hotelfachausbildung. Das Ziel des Gasthofs: Die Verbindung von Landwirtschaft und "Genuss" zu präsentieren. Gekocht wird möglichst regional.
Dreieinhalb Jahre dauerte es, bis das Paar alle Genehmigungen zusammen hatte und im Januar 2016 mit dem Umbau der 150 Jahre alten Scheune beginnen konnte. 1,2 Millionen Euro investierten sie und schon im Juni kamen die Gäste. Mittlerweile ist der Gasthof für Veranstaltungen mietbar und die Besitzer richten selbst Events wie etwa Krimi-Dinner oder Wein-Tastings aus.
Feiern in der Maschinenhalle
Was als fixe Idee von Onkel Wilhelm anfing, hat sich heute in ein riesiges Projekt verwandelt: Brüngers Land-Wirtschaft in Rödinghausen. Einfach unter den Eichen am Wochenende Kaffee und Kuchen verkaufen - das war sein Gedanke. Er ist auf dem Hof aufgewachsen. Sabine und Peter Jürging setzten die Idee dann in die Tat um und perfektionierten die Vision "Bauernhof-Café". Statt auf Bierbänken unter den Eichen bauten sie die alte Maschinenhalle um und im April 2000 konnten die ersten Gäste Platz nehmen.
Seitdem hat sich viel getan und es wurde immer wieder um- und ausgebaut. Auch der Schweinestall und Kornboden sind für Feierräumlichkeiten und Hotel gewichen. Mittlerweile ist der Hof nur noch für geschlossene Gesellschaften buchbar. Die Scheune ist sogar mit Fußbodenheizung ausgestattet und besonders für Hochzeiten beliebt.
Friseursalon in der Scheune
Als die Eltern von Friseurmeisterin Ulrike Großbölting ihren landwirtschaftlichen Betrieb aufgaben, blieben nur drei Pferde übrig und eine Menge Platz. Deshalb beschloss sie hier ihren Friseursalon zu eröffnen. Wie einen Schuhkasten baute sie den Salon in das landwirtschaftliche Gebäude.
Im Salon erinnert nichts an die ursprüngliche Nutzung. Laufkundschaft gibt es auf dem Hof zwar keine, dafür aber Termine für die ganze Familie. "Family-Cut" heißt der Laden in Hamminkeln passend.
Über dieses Thema haben wir am 15.12.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr