"Ich habe die Bäume hier alle ungeschminkt stehen", sagt Hans-Joachim Bannier und hebt einen Apfel vom Boden auf. "So wie sie in der Natur stehen, wenn keiner ihnen hilft, wenn sie nicht auf der obstbaulichen Intensivstation stehen."
Der 66-Jährige wendet den roten Apfel in der Hand. Äpfel sind die große Leidenschaft von Bannier - privat und beruflich: "Ich habe Obst und Äpfel immer gemocht, seit meiner Kindheit", sagt der Bielefelder, "aber auch Natur- und Umweltschutzfragen lagen mir immer am Herzen. Ich habe irgendwann gemerkt, dass das Thema Landwirtschaft ganz viel damit zu tun hat."
Diese Leidenschaft hat Bannier zu seinem Beruf gemacht. Er betreibt eine einzigartige Apfelplantage am Waldrand von Bielefeld: "Ich habe sie angelegt, weil mir klar geworden ist, dass die alten Sorten alle verloren gehen. Unter ihnen sind aber richtige Schätze dabei."
Das will Bannier verhindern und baut seit 1995 einen besonderen Garten auf, den er "Obst-Arboretum" nennt, angelehnt an das lateinische Wort für Baum. Im 18. und 19. Jahrhundert seien solche Arboreten angelegt worden, zum Beispiel in Botanischen Gärten. "Ich würde inzwischen fast lieber sagen: Obstparadies oder Obstsortengarten", sagt Bannier lachend, "das versteht dann jeder."
Hunderte Sorten - zum Essen und Lernen
An einem warmen Herbsttag trägt Bannier ein blaues T-Shirt, seine Haut ist braun gebrannt von der vielen Arbeit auf der Apfelplantage und den Streuobstwiesen. Seine Äpfel vermarktet Bannier an Bioläden. Freitags verkauft er sie auch selbst im kleinen Hofladen.
"Auf Streuobstwiesen treffen sich Landwirtschaft und Naturschutz auf eine gute Art und Weise." Das ist sein Thema: Nachhaltige Landwirtschaft, die nicht gegen die Natur arbeitet. Sein Fachwissen gibt Bannier weiter, in Gesprächen im Laden sowie bei Führungen durch seinen Apfelgarten.
Diesmal sind fast 20 Menschen gekommen. Sie sitzen im Halbkreis auf Bänken am Rande der Apfelplantage. "Hier stehen 400 verschiedene Apfelsorten, überwiegend alte Sorten, deren Namen sie gar nicht mehr kennen", begrüßt Bannier seine Gäste. "Einen Boskoop kennt man ja vielleicht oder eine Goldparmäne, aber dann hört es auf."
Obstanbau ohne Intensivstation
Regelmäßig bietet er Touren oder Baumschnittkurse an. Heute geht es um die Geschichte des Obstanbaus und alte Sorten.
Auch deshalb hat sich Bannier vor vielen Jahren entschieden, einen anderen Weg zu gehen als auf großen Obstanbauflächen: "Ich wollte gerne wissen, ob man Obst nicht auch ohne das ganze Spritzprogramm anbauen kann", erklärt der 66-Jährige. Das habe er durchgehalten und auch Mindererträge in Kauf genommen. Für ihn ist der Garten auch eine große Experimentierfläche: "Es macht mir auch Freude. Für mich persönlich ist es ein Lerngarten."
Über dieses Thema haben wir auch am 28.09.2023 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.