Mit Föhn und Bürste in der Hand frisiert Josefa Henkelmann Elsas Haare. Gleich soll sich das Tier bei der Rinderzucht-Schau in den Zentralhallen in Hamm von seiner besten Seite zeigen. Henkelmann fährt mit einer Schermaschine über die hochgebürsteten Haare am Rücken des Rinds. Alles für die perfekte Linie. "Man will das Tier ja bestmöglich präsentieren und wenn es Huckel hat, sieht das doof aus", sagt die 23-Jährige.
Rund 403.500 Kälber und Jungrinder leben laut offizieller Statistik des Landes auf den Höfen in NRW. In Hamm dreht sich einmal im Jahr alles um die Schönsten unter ihnen. Rund 100 Jungzüchter und -züchterinnen aus Nordrhein-Westfalen und anderen Teilen Deutschlands sind angereist, um zu klären: Wem gehört das schönste Tier?
Im Gepäck hat Henkelmann nicht nur ihre beiden Rinder, sondern auch zwei Nachbarskinder: den zwölfjährigen Jan Luca Benking und den 15-jährigen Jonas Neuber. Henkelmann will die beiden für die Landwirtschaft begeistern. Deswegen dürfen sie bei dem Wettbewerb ihre Rinder präsentieren.
Während die 23-Jährige ihre Tiere frisiert, laufen Jan Luca und Jonas durch die Hallen. Mit kritischem Blick beobachten und analysieren sie die Konkurrenz. Bei dem Wettbewerb kommt es nicht nur auf das Aussehen an. Auch die Vorführung entscheidet, wer gewinnt. Jan Luca und Jonas haben dafür wochenlang geübt. Ob es für den Sieg reicht?
Training auf dem Milchviehhof in Wadersloh
Drei Tage vor dem Wettbewerb im Kreis Warendorf: Jan Luca steht neben Rind Goldi auf Henkelmanns Milchviehhof in Wadersloh. Goldi hebt den Kopf und versucht, an der Mütze des Zwölfjährigen zu knabbern. "Meine Güte, du sollst mich nicht aufessen", sagt er und lacht. Gemeinsam mit Henkelmann üben Jan Luca und Jonas mit ihren Rindern: Laufen, Anhalten, Körperhaltung bewahren. "Das Tempo ist gut so, Jan Luca. Pass auf, dass sie nicht schneller läuft, nur weil du vorweggehst", sagt Henkelmann.
Die Jungzüchterin weiß aus eigener Erfahrung, dass das Vorführen keine einfache Angelegenheit ist. "Beim ersten Wettbewerb mit meiner Lieblingskuh hat sie alles umgeworfen, was ihr entgegenkam", erzählt die 23-Jährige und lacht. Nennenswerten Gewinn macht die Landwirtin mit den Wettbewerben nicht, der Spaß steht im Vordergrund, sagt sie.
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Ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft hat Henkelmann erfolgreich an die beiden Nachbarskinder weitergegeben. "Ich helfe auch gerne beim Melken und so. Da hat man viel Kontakt zu den Tieren und baut eine Bindung auf. Deswegen macht mir auch das Führen viel Spaß. Da lernt man die Tiere noch besser kennen", sagt der 15-jährige Jonas.
Ein strahlender Sieger
Zurück in den Hallen in Hamm. Jetzt wird es ernst. In weißen Hemden und schwarzen Hosen treten Jonas und Jan Luca mit Elsa und Goldi in unterschiedlichen Gruppen an. Henkelmann sitzt auf einem der blauen Stühle im Publikum und beißt sich nervös auf die Lippe.
Bei Jan Luca läuft es nicht so rund wie erhofft, Goldi lässt sich nur schwer bändigen. Für einen Platz auf dem Treppchen in seiner Gruppe reicht es aber trotzdem. Sein etwas enttäuschtes Fazit: "Mein Ziel war eigentlich Erster. Aber in den Top 3 zu landen, ist auch ganz gut." Bei Jonas läuft dagegen alles nach Plan. Ruhig und entspannt läuft er mit Elsa durch die Halle, vorbei an Kampfrichtern und Publikum. Dann kommt die Siegerehrung und tatsächlich: Jonas hat gewonnen!
Der 15-Jährige grinst über beide Ohren. "Ich freue mich auf jeden Fall! Hast du gut gemacht, Elsa", sagt er zu dem Rind neben sich und klopft ihm auf den Hals.